Wie Gesundheitsregulierungen der WHO psychische Integrität und Gesellschaft untergraben könnten

Die künftige Organisation von Gesundheit und Kontrolle hat das Zeug, sich massiv auf Psyche, Organisationsverständnis und gesellschaftliches Bewusstsein auszuwirken. Deshalb gibt es hier auch immer mal Beiträge, die nicht speziell psychologischer Natur sind. In Verbindung mit den Einschränkungen der Meinungsfreiheit wird das, was unter Gesundheit verstanden werden soll, das geistige Klima in Schulen und Gesellschaft beeinflussen.


Die bisher noch formal gültige Formel der WHO, wonach Gesundheit im Zustand optimalen körperlich-geistig-seelisch-spirituellen Wohlbefindens bestehe, hat sicherlich bei vielen Psychologinnen und Psychologen Anklang gefunden. De facto aber gehört diese Definition der Vergangenheit an. Dieser Schwenk könnte eine Berufsgruppe, die sich für Humanisierung und Menschenrechte einsetzt, beunruhigen. Aus den Berufsverbänden ist aber nichts dergleichen zu vernehmen. Natürlich kann ich nicht wissen, ob in Kreisen von Kolleginnen und Kollegen das Thema „im Stillen“ diskutiert wird.

Was geschieht überhaupt, dass sich von einer grundlegenden Verschiebung zu totalitären und »gesundheitsfaschistischen« Entwicklungen, wie es der im Folgenden genannte Autor Harald Walach tut, reden lässt? Er befasst sich mit den geplanten Veränderungen der Internationalen Gesundheitsregulirungen. Er argumentiert


Prof. Harald Walach, Professorial Research Fellow am Next Society Institute der Kazimieras Simonavicius Universität in Vilnius, Litauen https://next.ksu.lt/fellowsandresidents/. Bis Juni 2021 Professor an der Medizinischen Universität Poznan und Gastprofessor An der Universität Witten/Herdecke. Außerdem Gründer und Leiter des
„Change Health Science Instituts” http://chs-institute.org/. Weiterhin arbeitet Prof. Walach als freier Berater, Wissenschaftler, Autor und Coach. Bis 2016 Professor für Forschungsmethodik an der Europa-Universität Viadrina.


auf der Grundlage seiner Erfahrungen als Wissenschaftler und Christenmensch (»Es ist überhaupt für mich als altem Katholen, der durch die Förderung des Cusanuswerkes ging, erschreckend, mit welcher Blindheit und Konformität die Kirchen durch diese Pandemie gestolpert sind.«) setzt er sich mit den folgenreichen Veränderungen der globalen Gesundheitspolitik auseinander.
Seine Hauptkritikpunkte will ich hier nennen. Es empfiehlt sich aber, den ganzen Artikel zu lesen:


• Im Vorfeld der sog. Covid 19-Pandemie wurden die Kriterien für die Ausrufung einer Pandemie verändert. Kommen die neuen Pläne durch, werden die Regierungen gehalten sein, den Entscheidungen eines nicht demokratisch legitimierten „Gesundheitspräsidenten“ Folge zu leisten.

• Die oben angesprochene Definition von Gesundheit macht einem Zwangs- und Verpflichtungssystem Platz.

• Informierte Zustimmung als Grundregel ärztlichen Handelns verliert ihre Gültigkeit. Vorrang vor gesicherten Erkenntnissen wird die Durchsetzung von als sicher und effektive bezeichneten Technologien bekommen. Werbung und Propaganda werden Wissenschaftlichkeit ersetzen.


• Mit Hilfe von Impfpässen und ähnlichen Berechtigungen/Verweigerungen werden Menschen zugelassen bzw. ausgeschlossen. Walach schreibt:


»Die Vorreiter einer solchen Form der Digitalisierung, das vergessen die meisten, waren die Nationalsozialisten. Digitalisierung ist, wenn sie sich auf Menschen bezieht, ein inhärent faschistischen Programm. An dieser Einsicht führt kein wie auch immer liberal zu verbrämender Weg vorbei.«


• Wahrheit wird nicht mehr im Diskurs gefunden, sondern in einer Expertokratie. In Verbindung mit den ebenfalls geplanten juristisch absichernden Maßnahmen gegen Verbreitung angeblicher Falschmeldungen könnten auch letzte Nischen abweichender oder widerständiger Auffassungen ausgelöscht werden. Wissenschaftliche Journale könnten aus Angst vor Strafverfolgung dass Drucken kritischer Forschungsergebnisse ablehnen.

»In der Essenz heißt das: Wir werden dem Gesundheitsdiktat einer Weltoberbehörde ausgesetzt sein, ohne uns dagegegen auch nur in Ansätzen wehren zu können. Eine solche Situation nenne ich „Gesundheitsfaschismus“.«

Harald Walach lädt auch zu einer verschwörungstheoretischen Denkübung ein.

Die tiefen Schnitte der Corona-Maßnahmen

aktualisiert am 26.52023:

weil im Tonfall sachlich und orientiert auf Vorsorge hier ein weiterer Bericht. Für eine verbesserte Vorsorge bleibt wichtig zu verstehen, welche Bedingungen dazu führen konnten (und können?), dass sich der irrationale Kontroll- und Drangsalierungseifer besonders in Schule austobte und gegen Kinder richtete, di eja gerade keine „Virenschleudern“ waren.

=====Ende der Aktualisierung

Regierende Politiker und viele Menschen wollen nichts mehr davon hören. Corona ist doch vorbei! Oder? Mitnichten. Diverse Fortsetzungen sind in Arbeit, wie man zum Beispiel bei Norbert Häring lesen kann oder auch hier oder hier.

Welche Spuren Corona in Schulen hinterlassen hat,

zeigen einige Leserbriefe auf einen Artikel von Bernd Schoepe auf den Nachdenkseiten. ob und wie „Corona und die Folgen“ in der Schulpsychologie eine Rolle spielen, kann ich nicht beurteilen. Es wäre interessant, davon zu hören. Spielen sie in supervisorischen Zusammenhängen eine Rolle? Oder sind die Leserbriefe eine kleine und zu vernachlässigende Minderheit? Gehen sie an der Stimmungslage vorbei?

Das Lesen und die Welt

IGLU, Lernfreude

Ab und an gibt es im Deutschlandfunk in vermutlich wenig gehörten Nischen Interessantes zu hören. „Passend“ zu den Erschütterungen und Empörungsgesten, die die neue IGLU-Studie auslöste, konnte Jürgen Overhoff von seinem Konzept des Lernens und Leselernens in der Sendung Information und Musik am 21.5.2023 berichten. Das Interview ist nur nachhörbar, nicht nachlesbar. Lesenlernen hat mit Stimmung und Verfasstheit von Geist und Seele zu tun.

Der Kontext, wieder mal

Die Verfasstheit der Gesellschaft bleibt nicht ohne Wirkung auf die Verfasstheit der Menschen und damit auf das Lernen. Insofern scheint es mir, wie ich schon häufiger erwähnt habe, unverzichtbar, die Kontexte, in denen Schulpsychologie und Bildung stattfinden, zur Kenntnis zu nehmen.

Noch so viele Sonderprogramme, in der Regel befristet und sonstwie konditioniert, werden nicht verhindern können, dass die Lebenslagen und die Stimmungen der Menschen auf die Positionierung der Kinder zum Lernen durchschlagen.

Inklusion und Ausgrenzung

Gleiches wird man für die „Lösung“ „plötzlich“ auftretender Schulprobleme durch zeitweilig Beschäftigte sagen können. Für alle Seiten – Schüler/innen, Lehrer/innen, Psycholog/inn/en – ist eine steuernde Größe der Zweck des Lernens und Lehrens. Und ist der weitgehend auf Verwertbarkeit für Ausbildungserfolg, für Überleben in einem fragwürdigen Schulsystem (zum Beispiel Inklusion in einer auf Exklusion angelegten Gesellschaft) angelegt, stellt sich auf Dauer kaum die Stimmung ein, die Voraussetzung für Lern- und Lesefreude ist.

Armut und Armutsdrohung als strukturelle Gewalt

Wer also über schlechte Leseleisungen (und ihre Verbesserung) reden will, sollte über Armut und Kapitalismus nicht schweigen. Dass im allgemeinen Heizungskonflikt und Kriegsgetöse die wachsende Armutsbedrohung untergeht und sie zu einem Neben- oder Nichtthema wird und damit die Bedingungen erfolgreichen Lernens verdunkelt werden, ist ein Element im Verwirrspiel um die Wichtigkeit und faktische Nachrangigkeit von Bildung.

Wie Armut oder drohende Armut aufs Gemüt schlagen können, wird hier und hier sichtbar.

ChatPTG, Künstliche Intelligenz

Nicht weiterhelfen bei der Überwindung der Bildungshürden werden uns Digitalisierung, ChatPTG und Künstliche Intelligenz. Ein längeres Interview dazu mit Ralf Lankau.

Pandemieaufarbeitung

In Alltagsgesprächen spielen Corona und die Coronamaßnahmen kaum noch eine Rolle. Manchmal scheint es so, als möchten die Menschen vergessen oder sie tun so, als seien die Ereignisse lange vorbei oder als hätten sie nie stattgefunden. Verabeitungsformen einer Nachkriegszeit?

So leicht aber kommen wir nicht davon. Das zeigt zum Beispiel eine Meldung der GEW NRW. Gewerkschaften und Berufsverbände haben sicherlich Grund, nach ihrer Rolle bei der Durchsetzung und Beurteilung der Maßnahmen im Bildungsbereich zu fragen. Staatsgläubigkeit, Regierungsnähe, Angstneigung, Mündigkeit können Stichworte sein.

Das Papier, das BDP und weitere Psychologieverbände im Juni 2020 herausbrachten, ist heute (20.4.2023) nur noch in einer milden Zusammenfassung als „Konzeptpapier“ barrierefrei öffentlich zugänglich. (Nachträglich eingefügt: Das stimmt so nicht. Es war wohl mein Browser, der eine Weiterleitung verhinderte und für die Meldung 404 sorgte. Das Papier ist hier zugänglich). Es zeigt eine Mitverantwortung für eine allzu kritiklose Befolgung des Regierungskurses.

Das alles bedarf einer gründlichen Aufarbeitung

Aufarbeitung tut not. Das politische und mediale Schweigen sind kein gutes Zeichen. Wie soll eine Gesellschaft nach einem solchen Großereignis mit solchen Auswirkungen ohne eine professionelle und allgemeine Nacharbeit demokratisch und respektvoll weiterleben? Deshalb ist wichtig und richtig, dass eine Gruppe hochkarätiger Wissenschaftler/innen eine umfassende Pandemieaufarbeitung fordert.

Wir wissen nicht, ob die Maßnahmen „um Corona“ eine Blaupause waren für zukünftiges staatliches Handeln und Eingreifen. Dass es nicht um Gesundheit allein ging scheint auch festzustehen. Aber worum könnte es gegangen sein und worum geht es?

Nudging: Zwischen heimlicher Lenkung und Selbstbestimmung

Vermutlich mehr denn je sind Psychologinnen und Psychologen überzeugt, dass sie ihren Beitrag zu Verhaltensänderungen der Menschen leisten müssen, wenn die Welt eine gerechte und humane sein soll. Solche oder ähnliche Selbstpositionierung gibt ihnen das moralische Recht – ist es nicht sogar eine Pflicht? – Verantwortung zu übernehmen, Hand anzulegen also und zu „schubsen“. Mit einem anderen Wort: „Nudging“ zu betreiben. Sie werden damit zu heimlichen Erzieherinnen und Erziehern, obwohl sie sich ansonsten gern der Neutralität, Unabhängigkeit und Äquidistanz verpflichtet sehen.
Es handelt sich um einen noch recht neuen Zweig der Psychologie. Er befasst sich wissenschaftlich damit, wie die Menschen durch unbemerkte Anreize „zu ihrem Besten“ geführt, erzogen, manipuliert werden. Vorausgesetzt wird bei diesem Ansatz, dass schon klar ist, was gut für die Menschen ist. Aufklärung, Selbstbestimmung Urteilsfähigkeit waren gestern. Dazu gibt es hier einen interessanten Artikel.

Keineswegs soll mit der Leseempfehlung des Artikels gesagt sein, dass alle Psychologinnen und Psychologen bzw. Schulpsychologinnen und Schulpsychologen dem Nudging das Wort reden und es gut finden. Andererseits geht es aber nicht zuletzt im Bereich der Beratung und Supervision immer auch um Verhaltensänderung, Verhaltenslenkung, Einflussnahme. Wer ist da Auftraggeber, wem fühlt sich die Beraterin verpflichtet, wem ist der Berater unbewusst nahe? Gerade in diesen moralischen Zeiten, in denen viel Übergriffiges und „Adultistisches“ geschieht, lohnt es sich wohl, für die Verführungen der beratenden Berufe sensibel zu sein – und zu wissen, in welche Traditionen und Fahrwasser man möglicherweise gerät.

Weiterlesen „Nudging: Zwischen heimlicher Lenkung und Selbstbestimmung“

»Wie bei Milgram«


Auch wenn es dem einen oder anderen öde ankommen mag, sei hier wieder einmal auf das Thema „Aufarbeitung“ eingegangen. Das könnte gerade zu einem Zeitpunkt sinnvoll sein, zu dem von Ministerien Reparaturmaßnahmen
für die Kollateralschäden der Corona-Maßnahmen lanciert werden. Ohne hier auf die Einzelheiten eingehen zu wollen, nur so viel: Der Tonfall des Berichts ist gekennzeichnet von Verharmlosung und Verschleierung dessen, was wirklich geschah – also vom Gegenteil dessen, was man als Beginn einer Aufarbeitung ansehen könnte. Durchaus kritisch mit dem Maßnahmekatalog befassen sich Berufsverbände schulischer Beratung aus NRW mit ihm. Die Überlegungen haben das Zeug, erweiterte Perspektiven zu schaffen.


Gerade Schule und ihre Beschäftigten sind betroffen, konzedierte doch Herr Lauterbach schon im November 2022 Fehler bei den Schulschließungen. Und andererseits waren Lehrer und Lehrerinnen und ihre Gewerkschaften diejenigen, die strengste Maßnahmen und ihre Ausweitung forderten. Käme es zu einem einfachen Weiter-so, dürfte das auf lange Sicht einen Vertrauensverlust nach sich ziehen.


Das solche Folgen eintreten können, wird erkennbar in einem Artikel des Philosophen Christoph Lütge – durchaus mit Berührungspunkten zur Psychologie.
Weiterlesen „»Wie bei Milgram«“

Psychotherapie für Erhalt und Rückgewinnung militärischer Kampffähigkeit?

Es war hier schon des öfteren Thema, wie Psychologie einerseits benutzt wird, um Herrschafts- und Kontrollinteressen zu bedienen und andererseits Psychologie in solchen Interessen und Bedarfen eine Möglichkeit sieht, sich großzumachen und wichtig zu sein. Mit den gegenwärtigen Kriegszeiten erhält das Thema zusätzliche Brisanz. Zu diesem Thema gibt es hier ein Interview.

Gibt es Stimmen für Frieden und Friedensfähigkeit von Psychologen (und Psychologinnen?)

Dr. Almuth Bruder-Bezzel: Es gibt bei der Bundeswehr eine ganze Reihe von Kooperationen mit zivilgesellschaftlichen Verbänden und Institutionen. Zum Beispiel mit der Kassenärztlichen Vereinigung, Kirchen, dem Bildungsministerium, verschiedenen Thinktanks usw. usw. Es ist erwähnenswert, dass in Nachfolge des sogenannten Wehrpsychologischen Dienstes der Nazizeit bereits 1956, also mit Gründung der Bundeswehr, ein „psychologischer Dienst der Bundeswehr“ eingerichtet wurde. Seither wurde dieser Dienst deutlich erweitert und seine Aufgaben haben sich verändert.

Fundierte Methodenkunde und Risikosignale

Neue Nachrichten von Christof Kuhbandner. Desinteresse bei Behörden und Medien

Wer die sorgfältigen und abwägenden Untersuchungen des Psychologieprofessors Christof Kuhbandner mag, kann sich über die neue Veröffentlichung freuen. Im einführenden Teil zeigt er Möglichkeiten und Grenzen statistischer Analysen auf. Schlüsse können voreilig sein, wenn man nicht die innere Struktur der angewendeteten Methoden versteht. Das ist mühsam. Ich hab’s versucht und werde noch den einen oderen anderen Durchlauf brauchen.

Trotz eingeschränkter Qualität der gelieferten Daten filtert Kuhbandner in Bezug auf Impfungen gegen Corona besorgniserregende Risikosignale aus ihnen heraus. Auf mindestens zwei Ebenen scheinen mir die Ergebnisse besorgniserregend. Es gibt nach allen notwendigen Einschränkungen angesichts der Datenqualität deutliche Verschlechterungen bei bestimmten Krankheiten. Und es hat nicht den Anschein, dass Behörden und Medien bereit sind, sich mit den Risikosignalen zu befassen.