40. Jahrestag der Mondlandung
von Jürgen Mietz
Viele Fernsehsendungen zum 40 Jahrestag der Mondlandung. Die Astronauten berichten alle davon, dass es ihr Denken verändert habe, die Erde von weitem, aber auch mit der Möglichkeit gesehen zu haben, sie hinter dem Daumen verschwinden zu lassen. Der blaue Planet wirke als sei er an unsichtbaren Seilen in der Dunkelheit des Weltraums aufgehängt. Den einen treibt die Erfahrung in den Gottesglauben, den anderen zu mehr Spiritualität. Einige möchten die Menschen auf den Mond mitnehmen, damit sie die Eindrücke teilen können, die sie, die Mondfahrer, hatten. Die Erwartung ist mehr Bewusstheit für die Besonderheit, Zerbrechlichkeit unseres Planeten. Sie sind beeindruckt von dem »Wir«, welches sie auf allen Kontinenten von den Menschen aller Hautfarbe bei der folenden Erdbereisung erfahren hätten. In der Tat mag man ihnen ein Berührtsein nicht absprechen.
Die Frage ist allerdings, ob es zwingend ist, solche starke Reize für ein Umdenken setzen zu müssen. An den Astronautenäußerungen wird auch deutlich, wie sehr wir im Alltag von Medien und Politik und von unserem Denken und Handeln, welches von Medien und Politik (mit-) geprägt wird, gefangen sind. Die Vorstellungskraft über die Lage unseres Planeten müsste doch auch auf andere Weise zu steigern sein als durch die Reizsteigerung der bemannten Raumfahrt, welche noch dazu natürlich nicht nur die Menschheitsverbrüderung und Erdenrettung im Sinn hat. Systemisches Denken, Themenwahl in Politik, Schulen und Medien wären ein Weg, die Empfänglichkeit der Menschen für ihr Miteinander und für den Erhalt der Erde zu stärken.
Ich befürchte, der Frieden und die Erhaltung der Erde werden nicht mit einem Prestige- und Eroberungsdenken zu machen sein, welches der Raumfahrt und den Mondlandeunternehmen eingeschrieben war und ist. Allmachtsphantasien, der daraus entstehende Wunsch zu erobern und zu herrschen müssten erst überwunden werden, um zu mehr Friedfertigkeit und Sorgfalt im Umgang mit der Erde zu gelangen. Dazu wäre auch notwendig, die Angst vor der Ohnmacht, vor der Möglichkeit des Ausgeliefertsein und der Abhängigkeit, die Angst vor dem Fremden ins das Kalkül unserer Existenz einzubeziehen. Ein schöner Satz, dem Sinne nach, war der des Astronauten Cernan, der als letzter auf dem Mond war: »Wir sind gestartet, um mehr über den Mond zu erfahren und haben in Wirklichkeit die Erde erkundet.« Müssen denn solche Umwege sein?