Kurz vor den Ferien oder in den ersten Tagen der Ferien gab es einige Meldungen, die aufhorchen ließen. Zweimal war es die rot-grüne Regierung in NRW, die mit sich selbst sehr zufrieden war.
Die rot-grüne Regierung verkündete einen so genannten Schulfrieden 2, den sie mit der CDU geschlossen hatte. Auf zwölf Jahre soll der angelegt sein.
Möglicherweise haben sich die Parteien SPD, Grüne und CDU jenseits aller versprochenen Schulpolitik des gemeinsamen Lernens damit den Frieden verschafft, den sie brauchen, wenn sie nach vorzeitigen Neuwahlen oder nach den nächsten regulären Wahlen untereinander koalitionsfähig sein und die Linkspartei von Einflussmöglichkeiten abschneiden wollen.
Diese sieht sich vor den Kopf gestoßen, war sie doch Sympathisantin des von Grünen und SPD propagierten gemeinsamen Lernens. Was es der Linkspartei erleichtert haben dürfe, der Minderheitsregierung ab und an ihre Stimmen gegeben zu haben. Hier ein Interview mit der Linkspartei
Die GEW pickt sich ihre Rosinen heraus, wenn sie sich auf neue Leitlinien für die Einrichtung von Sekundarschulen bezieht.
Dass bestimmte Stärkeverhältnisse der Parteien im Parlament Absprachen und Kompromisse erfordern, ist das eine. Ob sich die Handlungsfähigkeit der rot-grünen Koalition tatsächlich erhöht, wenn das gegliederte Schulsystem in der Verfassung neu verankert werden soll, dürfte allerdings fraglich sein. Die konservativen Kräfte werden sich das als Argument für ihre die Gesellschaft spaltende Schulpolitik und die Sicherung des Gymnasiums nicht nehmen lassen. So sicher das ist, so fraglich ist – zumal nach den Hamburger Erfahrungen – ob SPD und Grüne gewillt und in der Lage sind, um die Menschen zu werben, die am meisten auf gemeinschaftliches statt ausgrenzendes Lernen angewiesen sind. Einen saftigen Kommentar gibt es hier: Einen saftigen Kommentar gibt es hier
Und hier noch eine weitere Meinung von Attac Köln:
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Arbeitskreis
Bildung & Erziehung
Pressemeldung zum »Schulpolitischen Konsens für Nordrhein-Westfalen«
Schulfrieden? – Grabesruhe!
Quer durch die Republik, von »Welt« bis »Süddeutsche« jubeln die Medien über den »Schulfrieden«, der in NRW mit der Einführung der Sekundarschule nun endlich erreicht sei.
Was aber ist wirklich passiert? Als Gegenleistung für – im internationalen Vergleich gesehen – geringfügige Fortschritte in der Schulstrukturfrage hat sich die rot-grüne NRW-Regierungskoalition bereitwillig dazu hergegeben, die noch aus dem 19. Jahrhundert stammende und außerhalb Deutschlands weltweit längst überwundene Vielgliedrigkeit des Schulwesens für die nächsten 12 Jahre nicht nur beizubehalten, sondern auch noch mit Verfassungsrang abzusichern.
Durchgesetzt haben sich damit die – vor allem in der CDU – landesweit starken Kräfte, die Selektion an den Schulen als »chancengerecht« deklarieren und es offenbar völlig korrekt finden, dass das gegliederte Schulsystem Jahr für Jahr etwa 70.000 Jugendliche ohne Hauptschulabschluss und damit zu großen Anteilen in die Perspektivlosigkeit entlässt. Angesichts dieses Versagens der schulischen Vielgliedrigkeit müsste es nun endlich um konsequent gemeinsames Lernen und um intensive individuelle Förderung gehen.
Die bescheidenen Verbesserungen durch die Einführung der Sekundarschule helfen da kaum weiter – vor allem nicht vor dem Hintergrund der weiterhin vielfach gegliederten Schulumgebung, die den Zugang zum Abitur immer noch in hohem Maße nur durch die Filter sozialer Auslese ermöglicht.
So wurden nun mit dem vielbejubelten »Schulfrieden« die Hoffnungen, die sich angesichts internationaler Schulentwicklung und -erfolge sowie auch der ernsthaften Diskussionen und Empfehlungen der NRW-Bildungskonferenz einstellten, nicht nur massiv enttäuscht, sondern geradezu verfassungsrechtlich beerdigt.
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