Interview mit Reinald Eichholz:
„Man gewöhnt sich aufgrund der Behindertenrechtskonvention an, bei Inklusion nur an die Kinder und Jugendlichen mit Behinderung zu denken. Sobald man sich den menschenrechtlichen Hintergrund klar macht, steht aber fest: Inklusion meint alle. Jedes Kind hat das Recht dazu zu gehören, und zwar unabhängig von jeder Art der Verschiedenheit. Die Konvention verlangt, dass das nicht nur als verbindliche Vorgabe anerkannt wird; dieses Recht soll sich den Kindern im Schulalltag als „sense of belonging“, als Gefühl der Zugehörigkeit, mitteilen, nicht zuletzt eine Frage gelebter Demokratie. Die „Kultur des Behaltens“ ist dafür eine gute Richtung.““
Hier das ganze Interview bei bildungsklick
und hier noch eine Anmerkung:
Angesichts der Umsetzungsprobleme der Inklusion und der de facto-Verkürzung des Menschenrechtsbegriffs wird man auch die Frage aufwerfen können, ob unter den Bedingungen der neoliberalen Konkurrenzwirtschaft Inklusion als Menschenrecht möglich und politisch gewollt ist. Die Verkürzung von Bildung (als Stärkung der Person und Persönlichkeit) auf Ausbildung von Kompetenzen für einen flüchtigen, unberechenbaren Arbeitsmarkt lässt Humanität als romantische Geste erscheinen. Dort wo ständig gemessen und Exzellenz, Ratings in allen Variationen gepriesen werden, muss es Verlierer geben, mit all den Stigmatisierungen, die sie für das Selbst- und Fremderleben bedeuten. Wo soll da das „Dazugehören“ herkommen? Vielleicht planen die Starken und Erfolgreichen demnächst Charity-Events an ihren Schulen – gleichsam als Projekt, mit Potenzial für die Karriere?