Multiprofessionalität in der schulischen Beratungsarbeit ist wenig erforscht und evaluiert. Dennoch ist sie en vogue; sie wird als unausweichlich und unverzichtbar für höhere Qualität und Effizienz angesehen. Die Forderungen und Bereitschaften ergeben sich aus einer Melange staatlicher Steuerungsabsichten und aus Hoffnungen auf erhöhte Qualität, Abbau von Überforderung und aus Hoffnung auf – irgendwie – mehr Humanisierung. Die in diesem Aufsatz angestellten Überlegungen können allerdings zeigen, dass Multiprofessionalität unter den gegebenen politischen und gesellschaftlichen Vorstellungen von Mensch und Gesellschaft die anvisierten Verbesserungen in ihr Gegenteil verkehren können oder doch zumindest trügerisch sind.
Die Forderungen nach „mehr Multiprofessionalität“ wirken stichhaltig. Sind wir doch davon überzeugt, dass Problemlagen heute so komplex sind, dass sie den Einzelnen oder die Einzelne mit den spezialisierten Ausbildungen und Rollenzuschreibungen überfordern. Zudem sprechen solche Forderungen die Bedürfnisse nach Kooperation und Gemeinschaftlichkeit an. So gesehen könnte man glauben, die Forderung sei einem emanzipatorischen Geist entsprungen.
Der Artikel erschien im Handbuch der Schulberatung der mgo-fachverlage