Wie man hören kann, befinden wir uns in einer Zeitenwende. Wenn das stimmt, hätte das bestimmt auch Folgen für die Schulpsychologie und für Schule. Wenn überhaupt, ist jedoch wenig von den Berufsverbänden und von den Gewerkschaften dazu zu vernehmen. Es scheint so, als hielten alle die Luft an in der Hoffnung, die schlechten Gerüche der Gegenwartspolitik würden vorüberziehen und wir könnten bald wieder frei atmen.
Solche Art Lähmung überrascht, stellen doch Berufsverbände und Gewerkschaften in ihren Satzungen und Verlautbarungen immer wieder ihre humanistischen Ambitionen heraus. Und wer wollte bestreiten, dass in diesen Zeiten die Würde des Menschen, die Persönlichkeitsrechte auf Entwicklung und Entfaltung gefährdet sind? Allein schon die Ausweitung der Gewaltzonen fern und nah und die Verächtlichmachung von Diplomatie, Zuhören, die Untergrabung der Beritschaft zur Rollenübernahme, die Zerstörung der Fähigkeit zu historischer Analyse sind Schäge gegen Grundprinzipien der Pädogogik und Psychologie.
Die in Satzungen beschworene Unabhängigkeit der Verbände findet in der Wirklichkeit nicht statt. Eher gewinnt man den Eindruck, die Verbände geben ihren Anspruch, autonome Stimme zu sein, auf. Sie könnten verlängerter Arm der Regierungs- und Länderpolitiken sein, oder Sprungbrett für Karrieren in der Bürokratie sein, ist der Eindruck. Hier spielt sich ein Transformation ab – vermutlich hat sie sich in weiten Teilen schon vollzogen –. Ganz im Dunkeln, undemokratisch und intransparent.
Impulse, um die Lähmung zu überwinden
Dass Einiges auf dem Spiel steht, zeigt zum Beispiel der Artikel Grundrechtsdämmerung, von Matthias Guericke. Er bietet einen Erklärungsansatz dafür, dass der Abbau von Grundrechten schon einen längeren Vorlauf hatte und nicht erst mit Corona begann. Weshalb er aber dort „sehr gut“ greifen konnte.
In zugespitzten Krisensituationen kommt es auf die Fähigkeit der Menschen an, ein autonomes Urteilsvermögen in Anschlag bringen zu können. Mit anderen Worten: Sie brauchen Bildung. Dass hier in den vergangenen Jahrzehnten „gesündigt“ wurde – u.a. mit der sog. Kompetenzorientierung –, zeigt ein aufschlussreiches Interview mit einem Referendar.
Wer etwas mit dem Individuum im Sinn, mit der Rolle des Staates im Verhältnis zum Individuum – und was das alles mit Wehrdienst, Kriegsdienst und Zivildienst zu hat, findet in einem Artikel von Gerd Grözinger sicherlich an Anregungen.
Und wie problematisch es ist, die gegenwärtigen Prioritätenverschiebungen nach dem alten Motto „Gürtel enger schnallen“ zu vollziehen, zeigt dieser Artikel.