Entwicklungswege der Psychologie

Das Journal für Psychologie sucht aus Anlass seines 30 jährigen Bestehens das Gespräch mit Psychologen und Psychologinnen. Sechs Gespräche sind wiedergegeben. Das ist interessant und regt zu Fragen an: Was kann die Psychologie leisten? Was ignoriert sie? Wie sozialisiert und lenkt die Studienordnung Selbstverständnisse und Praxen?

… dass das Unbehagen an der Psychologie in dieser Zentrierung auf das Individuell-Psychische begründet ist und dass dann nur über nachträgliche Konstruktionen theoretisch völlig unbestimmt bleibende Größen wie »Kultur« oder »Gesellschaft« irgendwie eingeführt werden. Aber worin genau ist dieses Unbehagen begründet? Zunächst wohl einmal darin, dass dabei implizit behauptet wird, dass das, was zwischen zwei oder mehreren Menschen abläuft, im Grunde nicht etwas Psychisches, sondern etwas – was immer das dann sein soll – Soziales ist. …

Dass wir unsere begrifflichen Erkenntniswerkzeuge auch zu Erkenntnisgegenständen machen, wie es Bourdieu (1997) einmal gesagt hat, das heißt, dass wir uns die mit ihnen verbundenen Setzungen und Grenzen vergegenwärtigen müssen – dieses Basisverständnis für die Notwendigkeit metatheoretischer Arbeit oder von Arbeit am Begriff, das fehlt dem Hauptstrom der Psychologie fast völlig. Er ist viel zu schnell mit seinen Begriffen fertig,

https://journal-fuer-psychologie.de/article/view/0942-2285-2022-1-6/html

Und Harald Welzer kommt ganz unverstellt daher:

»Scheiße machen wir nicht.« Und das ist, so wenig operationalisierbar es ist, ein absolut gutes Motto. Ich habe mir viel unnütze Arbeit erspart, indem ich irgendwann gesagt habe: »Scheiße machen wir nicht!« Punkt, Ende, aus.

https://journal-fuer-psychologie.de/article/view/0942-2285-2022-1-111/html