Wäre das nicht auch eine Strategie für eine andere Schulpolitik?
Es sind in Stuttgart die Etablierten, die renitent auf die Straße gehen. Sie haben Augenmaß und sie sind Zukunftsfreunde. Aber natürlich müssen sie sich von den umsichtigen Fortschrittsfreunden der Regierung und der Bahn und eines Teils der Medien (hier haben sich schon Stimmungen verschoben) als unmodern, rückwärtsgewandt und kleinkariert bezeichnen lassen. Wenn das etablierte Bürgertum seine Lebensgrundlagen gefährdet sieht – und das kann sehr subjektiv getönt sein – ist es zu überraschenden Aktionen in der Lage. Eine Region steht auf, könnte man sagen. Wie vor 24 Jahren das Ruhrgebiet, als drohte, dass es »geschlossen« wurde. Ist es nicht auf Dauer so, dass die ungelösten Bildungsfragen, das Abwehren von Reformen, die Gewährung von Bildungskrümeln, statt Bildungsteilhabe auf der Grundlage eines selbstverständlichen Menschenrechts unsere Zukunft bedrohen?
In Bezug auf Schule glauben viele Etablierte, mit Abschottung und Abgrenzung, die Zukunft und die eigene Zukunft retten zu können. Das ist jedoch mehr als zweifelhaft. Denn Spaltung der Gesellschaft frisst irgendwann auch die Grundlagen des Bürgertums an. Wie Kostenexplosionen, unberechenbares Grundwasser und großtechnologische Zukunftsvisionen. Vielleicht reift diese Einsicht noch. Stuttgart 21 zeigt, dass Bewegung möglich ist.