Wider die Allüre der Fachsprache

»Statt Erkenntnis zu demokratisieren und in gesellschaftliche Debatten einzugreifen, schottet sich die Sozialwissenschaft mit einem elitären Geheimcode ab«

Verständlichkeit und gesellschafltiches, demokratisches Engagement finden in der Bundesrepublik nur ausnahmsweise statt. Auch ein Problem für Schule und Schulpsychologie. Erkennbar zum Beispiel am Niveau, wie an den methodischen Unzulänglichkeiten vorbei wissenschaftliche Untersuchungen auf den Markt der politischen Klientelpolitik geworfen werden. Franz Walter hat das Thema kürzlich in einem Zeitungsartikel aufgegriffen

»Dabei verstecken sich alle hinter den vermeintlichen Sachzwängen einer vermeintlichen Fachlogik und der analytischen Schärfe ihrer vermeintlichen Fachsprache. Dabei ist gerade der Jargon des sozialwissenschaftlichen Fachsuahelis unendlich karg und anschauungsarm. Überhaupt kommt gegenwärtig gerade der ebenso dröhnende wie aufgeplusterte Exzellenzdiskurs an den Universitäten mit sechs oder sieben denkbar anämischen „Müllschluckerwörtern“ (Botho Strauß) aus. „Innovation“ gehört immer noch dazu, „Optimierung“, „Ressource“, „Komparatistik“, „Entwicklungsdynamik“, „Profilbildung“, „strukturbedingte Determiniertheit“. Wer mit diesen sprachbarbarischen Retortenbegriffen schwungvoll zu jonglieren vermag, kann in kürzester Zeit alle möglichen, als wissenschaftlich drapierten Projekte schmieden und hinreichend inspirationslose, daher höchst erfolgsversprechende Drittmittelprojekte kompilieren. Kaum jemand an der Universität hat dann den geringsten Zweifel, dass es sich bei diesen verlässlich gleichklingenden Elaboraten ganz fraglos um internationale Spitzenforschung handeln muss.«

Wider die Allüre der Fachsprache

Die Bilanz der Hochschulreform nach zehn Jahren ist verheerend

Mit dem Bologna-Prozess wollten vor zehn Jahren die europäischen Bildungsminister  die Hochschulen auf Eroberung der Welt trimmen. Sie sollten sich einfügen in den Plan, die EU zur erfolgreichsten Wirtschaftsregion der Erdkugel zu machen. Vorbild war die Überzeugung, Bildung ließe sich mit den Mitteln der betriebswirtschaftlichen Verzwergung des Lebens produzieren. Ein anderer Teil der Konzeption war, an den Beteiligten vorbei (Parlamente, Studierende, Beschäftigte) mit Denkfabriken und staatlichen Verordnungen die Erneuerung der Hochschulwelt effizient zu betreiben. – Und nun stehen alle vor dem Scherbenhaufen dieser Politik. Eine Zusammenfassung von Karl-Heinz Heinemann Weiterlesen „Die Bilanz der Hochschulreform nach zehn Jahren ist verheerend“

Zum Tod von Reinhard Mohn

Frank Böckelmann,

Kritiker der Bertelsmann-Stiftung, von der aus Heinrich Mohn viele Jahre den Bertelsmann-Konzern lenkte, kritisiert in diesem Beitrag nicht das Lebenswerk des Güterslohers, sondern auch die Kritiker. Umfassendere Strategien der Bertelsmann-Kritiker erforderlich

Für Menschen, die im Bildungssystem arbeiten oder mit ihm sonstwie in Berührung kommen, ist eine Auseinandersetzung mit der Bertelsmann-Stiftung Pflicht. Sie hat über viele Jahre Einfluss – wie viele sagen: nicht demokratisch legitimiert – auf Schule und Hochschule genommen, über den Stiftungsstatus dem Staat Steuern vorenthalten und das Bildungssystem in Richtung Privatisierung und Kommerzialisierung gelenkt.

Weil das Wiegen die Sau nicht fetter macht

Am 1. Juli 2009 hat der Fachbereichsrat des Fachbereichs 3 (Sprach-, Literatur- und Medienwissenschaften) der Universität Siegen beschlossen, sich mit seinen Fächern künftig nicht mehr am Ranking des von der Firma Bertelsmann gegründeten CHE (Centrum für Hochschulentwicklung gGmbH) zu beteiligen.

Die Gründe der Uni Siegen finden sich hier: Widerstand gegen Ranking

Nicht zuletzt ein Anlass, das ständige Messen und Vergleichen auch in Schule in Frage zu stellen.

Hochschulen: Hochmoderne Schmalspurausbildung?

Die Hochschulen sind selbständig und unternehmerisch – ein Vorbild für die Schule vor der Hochschule?

Selbständig und unternehmerisch sollen auch die Schulen sein und werden. Deshalb mag es nützlich sein, auf die Veränderungen der Hochschulen zu schauen. Der so genannte Bologna-Prozess wirbelt die Hochschulen durcheinander. Dabei haben die Parlamente nie wirklich über ihn abgestimmt. Was also treibt die Politiker, diesen Prozess als Maßstab, Ziel und Verpflichtung zu nehmen? Und darüber hinaus werden mit ihm Reformen begründet, die in der in Bologna verkündeten Empfehlung gar nicht enthalten waren. Dazu zwei Artikel. Der zweite ist ein Literaturhinweis mit der ausführlichen Wiedergabe der Einleitung zum Buch. Weiterlesen „Hochschulen: Hochmoderne Schmalspurausbildung?“