Kompetenzorientierung und Individualisierung – Strategien der Macht?

Sind Kompetenzorientierung und Individualisierung nicht gut und wünschenswert? Sie sind es nicht von vornherein und umstandslos schreibt Andreas Hellgermann. Wird nicht nach ihren Inhalten und Zielen gefragt, erfüllen sie viele Merkmale der Herrschaftsausübung und Fremdbestimmung.

Nicht umsonst, so stellt Ehrenberg fest, ist die Depression das paradigmatische Krankheitsbild der Postmoderne. Wir müssen uns fragen, inwiefern wir in der Schule maßgeblich dazu beitragen, dieses »erschöpfte Selbst« bzw. den Menschentypus, der irgendwann einmal erschöpft sein wird, zu produzieren.

 

Lehren als Lernbehinderung

Ein Vortrag von Klaus Holzkamp aus dem Jahre 1991: Lehren als Lernbehinderung?

Es geht unter anderem darum zu klären, in welchem Verhältnis Lehren und Lernen stehen. Wer ist Subjekt in diesem Prozess und wie? Man könnte nach zwanzig Jahren meinen, die Schule sei weiter. Weiter darin, dem Schüler mehr Verantwortung zuzugestehen. Rhetorisch ist die Schule heute zweifellos weiter. Aber geht es nicht immer noch darum, die Individuen dazu zu bringen, das freiwillig zu tun, was sie tun sollen? Und auch der Kritik an der modernen Kompetenzorientierung ist zu entnehmen, dass Schüler nach wie vor »defensiv« lernen und dass das moderne Lernen unter den Bedingungen intensivierter Rationalisierung und Steuerung durchaus nicht emanzipatorisch geworden ist.