Transhumanismus – die Fortsetzung der Entmenschlichung mit technologischen Mitteln

Was Eugenik, Optimierungs- und Machbarkeitswahn nicht schafften, soll nun der Transhumanismus vollbringen. Mit Daten und angeblich überlegener künstlicher Intelligenz soll das Leben sicherer und angenehmer werden. Fragt sich nur für wem und was dann vom Menschen noch übrig bleibt.

Bernd Schoepe umreißt in einem gut lesbaren Artikel dieses Feld, das auch eines der Psychologie sein sollte. Der Transhumanismus ist geradezu eine Herausforderung an die ethischen Leitlinien, seien es die, die jeder persönlich in sich trägt oder seien es die, die Gewerkschaften, Verbände und Berufsgruppen in ihre Satzungen und Selbstverständnispapiere hineinschreiben.

Alle Menschen sollen nach transhumanistischer Vorstellung in wandelnde, gläserne und auslesbare Datensätze mutieren, um von Big-Data-Konzernen in unheiliger Allianz mit staatlichen Gewalten und ihren Geheimdiensten vollständig durchleuchtet, effizient kontrolliert und ökonomisch maximal ausgebeutet zu werden.

Schoepe skizziert, wie nicht zuletzt das Pandemiemanagement ein Vorspiel und eine Hinführung zur Einwilligung in intransparente Datenerhebung zum Zwecke der Einschränkung von Autonomie und Gewöhnung an undemokratische Steuerung gewesen sein könnte.

Verantwortungsvolle Politik muss sich diesem Irrweg verweigern. Und wo die Politik das nicht (mehr) leistet oder leisten kann, ist Bürgersinn und ziviler Ungehorsam gefragt und gefordert, der diesem totalitären Ansinnen entgegentritt. Ganz so, wie es Shoshana Zuboff zum Ausdruck gebracht hat. Die als brillante Analytikerin des Dataismus bekannte Harvard-Ökonomin, hat auf einer Konferenz im Herbst 2021 zu einer „demokratischen Gegenrevolution“ aufgerufen, um der „globalen Pest des Überwachungskapitalismus ein Ende zu bereiten“

Kritik der Digitalisierung

Digitalisierung ist die neue Globalisierung.

Beide sollen uns die Erlösung von den Übeln bringen. Bis dann wieder die nächste Ernüchterung kommt. Beschönigend wird gelegentlich von Chancen und Risiken gesprochen, um sich „offen“ zu zeigen und verantwortungsbewusst. Tatsächlich aber wird an allen politischen und kommerziellen Schrauben gedreht, um die Gestalt der Digitalisierung durchzusetzen, die wir seit Jahren erfahren und das in wachsender Geschwindigkeit: Bindung an Konzerne, die keiner demokratischen Kontrolle unterliegen, die – vereint mit sogenannt fortschrittlichen und modernen Politikerinnen und Politikern – Menschen als Datenlieferanten betrachten und sie dafür immer umfassender überwachen.

Was in den Verlautbarungen aus Medien, Politik und Wirtschaft, die eher Werbefeldzüge und Propaganda sind, fehlt, sind tatsächliche und vermutliche Auswirkungen auf die digitalisierten Charaktere und auf die Persönlichkeitentwicklung. Davon bekommt man einen (Vor-) Geschmack, wenn man ein neues Buch von Marie-Luise Wolff liest. Hier kann man einen Auszug lesen.

Dazu kommt ein anderer gewissermaßen lebenswichtiger Punkt: Das gemeinsame Entwickeln von Lösungen wird immer schwieriger, da Menschen die Empathie füreinander verlieren. Wenn jedoch immer weniger Menschen noch die Geduld aufbringen, ihren Gesprächspartnern zuzuhören und zu warten, bis sie ausgeredet haben, dann wird ein gemeinsames Leben und Arbeiten an ein Ende kommen.

Danach wird man sich wohl nicht die beschwichtigende Phrase, dass alles seine guten und schlechten Seiten habe, vorsagen können. Eher stehen wir wohl vor der Frage, ob wir uns damit befassen wollen, in welcher Gesellschaft wir leben wollen. In einer kapitalistischen Kommerzgesellschaft wird das, was man früher unter einer humanistisch gebildeten Persönlichkeit verstehen mochte, keine Chance haben. Wo sind die Stimmen der Gewerkschaften und Berufsverbände? Hatten sie sich nicht einmal der Humanisierung verschrieben?