Wie modernes Verwaltungshandeln und unverarbeitete Widersprüche Fachlichkeit gefährden (V)

Widerspruchserfahrung – Bewusstsein – Handeln

Es ist unschwer erkennbar: Die Beschäftigten in Schule und Beratung sind mit zahlreichen Widersprüchen konfrontiert. Eigene wie auch von außen gestellte Ansprüche laufen dauernd Gefahr, verfehlt zu werden. Wie verarbeiten sie diese Dissonanz und welche Folgen hat das? Nur in den seltensten Fällen sind solche Dissonanzen Anlass zu kollegialer, gemeinsamer Klärung und zur Bearbeitung über Verantwortungsebenen hinweg. Die Verarbeitung geschieht in der Regel isoliert, privatisiert. Lösungen können gelingen, aber auch in Überforderung und Verzweiflung münden. Oder in kräftezehrender oberflächlicher Anpassung – mit neuen Risiken. Unterricht und Erziehung sind auf gefestigte, rollensichere, glaubwürdige Persönlichkeiten mit der Fähigkeit zu Einfühlung und Beziehung angewiesen. Rollensicherheit und Glaubwürdigkeit sind allerdings in Gefahr, wenn unaufgelöste Widersprüche (und Ängste) durch die schulischen Systeme flottieren.

Autonom erwachsen könnte sein, die Erfahrungen zusammenzutragen, Vorschläge zu machen, also sich zu verständigen, auch über die Hierarchieebenen hinweg und sich nicht dem modernen Obrigkeitsdenken – getarnt als Dienstleistung gegenüber dem Dienstherrn – unterzuordnen. Dazu bedürfte es eines politischen Verständnisses und / oder eines Berufsstolzes, der Kriterien der guten Fachlichkeit pflegt. Eine kritische und selbstkritische Haltung, gemeinschaftlich entwickelt und vorgetragen, diente nicht zuletzt der Glaubwürdigkeit. Denn es gilt auch: Lehr­kräfte und Berater die am Ende nur noch als Funktionäre des »Systems« wahrgenommen werden, werden nicht unbedingt als glaubwürdige, stabile und autonome Persönlichkeiten empfunden.

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