Endlich wieder Vorbildwirkung aus der Politik

schräg gedacht

Angemahnt wurde in den letzten Wochen immer mal wieder von der Politik, Sportler müssten sich ihrer Vorbildwirkung bewusst sein – also sich impfen lassen und die Unbedenklichkeit und den Nutzen herausstellen.
Aber die Politiker gehen auch gern selbst voran und setzen Maßstäbe für Erziehung und Volksbildung.

Freiheit – keine roten Linien mehr

Der neue Kanzler macht sich frei von jeglicher Bindung durch rote Linien, er freut sich auf ein Waffenarsenal, dass nun endlich scharf gestellt werden könne. Dank dafür auch noch mal an Karlsruhe, wo die Richter die Bahn für Waffenliebhaber freigeräumt haben. Es tut gut, erleben zu können, wie die Einheit des Volkes gegen innere und äußere Feinde geschmiedet wird.

Es ist der Krieg gegen die Zögerlichen beim Impfen, deren Ausgrenzung und Diskriminierung und es ist der Krieg gegen Russland und China, der uns von allem Übel befreien wird.
Die geistige Mobilmachung ist dadurch vereinfacht. Endlich ist der gemeinsame Nenner für alles Handeln geschaffen und diese elende, komplizierte, den Fortschritt in Digital Tech und BioTech bremsende Hampelei mit sozialer Gerechtigkeit, Vielfalt und Individualismus kann aufhören. So einfach ist. Warum nicht gleich so? Geht doch.

Doppelt sicher und gut können wir uns fühlen, weil der Kanzler sich bestens auskennt mit Banken und Schleichwegen der Beeinflussung und auch mit der Ausschaltung von Widerspenstigen. Und der neue Gesundheitsminister, der doch immer Recht hatte, ist eine kapitale Versicherung. Und die neue Außenministerin sowieso.

Die Macht zeigt sich als Souverän, indem sie agiert, handelt, ihren Willen durchsetzt – gleichgültig, was die Bevölkerung will und davon hält. Carl Schmitt lässt grüßen. Der vermeintliche Souverän daf den König bejubeln.

Wer das alles noch mal nachlesen möchte, kann hier fündig werden

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Bescheidenheit empfehlenswert

Fehlschläge von Prognosen legen nahe, dass Untersuchungen nicht das messen, was wir zu messen meinen

Wissenschaftlich unterfüttert wird solcherlei Expertenskepsis von dem amerikanischen Psychologen Philip Tetlock, der über 20 Jahre hinweg 28.000 Prognosen von fast 300 Experten aus Politik, Wirtschaft und Militär auswertete und dabei zu dem Ergebnis kam, dass Spezialisten keine besseren Voraussagen treffen als gutinformierte Laien. Es spielte dabei auch keine Rolle, ob ein Experte einen Doktortitel hatte oder nur das Vordiplom. Und schlimmer noch: Die Experten schätzten ihre Prognosen auch noch besser ein, als sie tatsächlich waren.

Hier eine Sammlung weiterer Irrtümer

Über das schwierige Verhältnis von Messen und Denken

Der hier empfohlene Artikel – ebenfalls  von der Gesellschaft für Bildung und Wissen geliefert – geht auf den vorangegangenen Artikel ein und setzt sich darüber hinaus mit der Zweifelhaftigkeit von Bildungsprognosen auseinander. Er hat den Titel: Wenn das Messen das Denken ersetzt.

Die in diesem und im vorangehenden Beitrag konstatierte Denkschwäche ist eine Schwäche mit Folgen. Die glatt polierte Oberfläche einer angeblichen Wissenschaftlichkeit ist eine schiefe Ebene, die die Akteure und Absolventen eines solchen Bildungssystems gefügig und ohnmächtig macht, sie ihrer Individualität und Verantwortungsfähigkeit beraubt. Wenngleich wir in ein solches System hineinsozialisert werden (sollen), gibt es keine Automatismen. Kommerzialisierung und Standardisierung von Bildung und Lernen stoßen auf den Eigensinn der Subjekte. Unter anderem kann das zu Demotivation und Lernversagen führen. Wir sollten im Hinterkopf behalten, dass es in solchem Fall nicht nur die Individuen sind, mit denen etwas nicht stimmen könnte – es könnte auch mit der (falschen) Vorstellung im System darüber, wie Lernen geht, zusammenhängen. Wenn Wolfram Meyerhöfer schreibt:

Kompetenzmodelle sind in der Empirischen Bildungsforschung immer Kompetenzstufenmodelle. Das liegt daran, dass das Ziel dieser Disziplin nicht ist, das Lernen zu verstehen und zu verbessern. Man müsste sich dann mit Lernen und Vergessen beschäftigen, mit Interesse und Langweile, mit Nutzen und Nutzlosigkeit, mit der Motivation und der Demotivation durch Schulnoten. Die Empirische Bildungsforschung will das Gelernte vermessen.
könnte es an der Psychologie und Schulpsychologie sein, Beiträge dazu zu leisten, das Lernen zu verstehen und mit der Individualisierung des Lernens vom Subjektstandpunkt ernst zu machen.