Wie man Gewalt erzeugen kann

Gewaltursachen in den banlieues

In den vergangenen Jahren kam es in Großbritannien und Frankreich − aber nicht nur dort − immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Polizeikräften und meist jungen Menschen. Wie zuverlässig sind die Berichte, was geben sie aus dem Leben der Quartiere wieder? Worauf stützen sich die Darstellungen der Journalisten und welche Interessen haben staatliche Institutionen? Mit diesen Fragen befasst sich ein Journalist der Neuen Züricher Zeitung

Psychogramm eines Gewalttäters und vielfachen Mörders

Im Sommer 2011 wurden wir von der kaum fassbaren Tat eines Mörders in Norwegen erschreckt, das wir für einen Hort des Friedens, des Reichtums und der sozialen Harmonie hielten. Und wer das nicht glauben wollte, mochte wohl doch nicht für möglich halten, was geschah. Was ist Anders Breivik, der das Gemetzel anrichtete, für ein Mensch? Sehr facettenreich ist das Bild, das zwei norwegische Autoren zeichnen und das in welt-online erschien erschien. Von der frühen Kindheit, von Auffälligkeiten, die Experten feststellten, der fehlenden Handhabe von Ämtern, bis zu den tödlichen Wahnideen des Erwachsenen …

Artikel zu den Gewaltexzessen in Großbritannien

Die Dimensionen der Gewalt, wie sie in Großbritannien ausbrach, sind uns bisher unbekannt. Nicht wenige Politiker und Kommentatoren sprechen mehr oder weniger von Faulheit, Verantwortungslosigkeit und schlechter Erziehung, die abgestellt gehörten. Andere scheinen die Gelegenheit fiebrig zu nutzen, um schon immer ersehnte Repression herzustellen. Sehr einfach diese Erklärungen.
Die folgenden Artikel erinnern daran, dass wir es uns nicht zu einfach machen dürfen. Möglicherweise ist die Bildung bei manchen Menschen so weit gesunken, dass sie tatsächlich weder Wissen noch den Rest einer Idee davon haben, dass Gewalt eine politische und soziale Dimension hat und sie nicht vom Himmel fällt.
Wohin die Auflösung von Gesellschaft führt, wenn das Konkurrenzprinzip und die Bereicherung zum Maßstab werden:

Zwei Lesehinweise zum Thema Gewalt

Hier zwei interessante Artikel zum Thema Gewalt. Der eine, von Götz Eisenberg, ist schon einige Wochen alt. Götz Eisenberg schreibt, dass die Kameras, die auf öffentlichen Plätzen die Sicherheit erhöhen sollen, bei bestimmten Persönlichkeiten gerade erst den besonderen Kick bieten. Hier mehr dazu

Volkmar Sigusch schreibt aus Anlass der Empörung über Sexualtäter. „Wollen wir das übliche Gerede über Kachelmann oder Strauss-Kahn vermeiden, dann müssen wir ganz andere Fragen stellen, als es derzeit getan wird.“ Weiterlesen

Hartz IV-Kinder: Bildungspaket, Bildungspäckchen, Bildungskrümel

Wie sehr das so genannte Bildungspaket die angeblichen Adressaten verfehlt, zeigt dieser Kommentar in verdi-publik. Befürchten muss  man, dass das, was als große Geste daherkommt die gegenteilige Wirkung von dem hat, die sie angeblich haben soll. Statt Ermunterung und Gleichstellung könnte bei nicht wenigen Ernüchterung, Wut oder Demütigung die Folge sein. Schwer vorstellbar, dass mit solchen Methoden, Absentismus, Lernschwierigkeiten, Separierung vorgebeugt werden kann.

Hier geht es zum KOmmentar: Böser geht es kaum noch

Fixierung auf Erfolg, Leistung und Männlichkeit – ohne Emotion und Bindung

In diesen Tagen steht der Vater von Tim K. vor Gericht, weil er, der Vater, seine Schusswaffen nicht verschlossen verwahrte und so Tim die Gelegeneheit erhielt, die Waffe zu nehmen und mit ihr mehrere Menschen umzubringen.

„In welcher Welt lebt dieser Vater eines Mörders? Es gibt nur eine Antwort: in der unseren. In der sind Väter emotional und auch physisch oft abwesend. Wie sollten sie auf den Gedanken verfallen, dass sich Söhne nach Liebe, Nähe und Anerkennung sehnen?“ Verzweiflung, Wut, Aggressivität gegen sich und andere kommen nicht aus dem Nichts, sondern aus der Art, wie wir leben. Hier zum Artikel über die private und doch öffentliche Seite eines Amoklaufs.

Ein Literaturhinweis zum Thema Amoklauf

Rezension

„Wenn Eltern und Familien ihre eigentlichen Erziehungsfunktionen nicht mehr oder nicht ausreichend wahrnehmen, sollten nach allgemeiner Auffassung die Schulen deren Defizite kompensieren. Eisenberg weist darauf hin, dass es nach dem Schulmassaker von Erfurt einen breiten Konsens darüber gegeben habe, dass es einen Zusammenhang zwischen einem einseitig leistungsfixierten Schulklima und der wachsenden Gewaltbereitschaft von Schülern gibt. Aber derartige Schlussfolgerungen aus dem Massaker seien schnell wieder beiseite gedrängt worden, als der sog. PISA-Schock die allgemeine Aufmerksamkeit erregte. „Seither wird weiter an der Leistungsschraube gedreht, und es wird standardisiert, evaluiert und modularisiert, was das Zeug hält. In dem Maße, wie Schulen sich als effiziente Zuliefererbetriebe für Industrie und Markt begreifen, werden sie verschärft zu Orten der Konkurrenz, der Selektion und damit auch der Kränkung. Da gleichzeitig bei den Heranwachsenden die Fähigkeit zur angemessenen Kränkungsverarbeitung immer weniger erworben wird, entsteht hier jede Menge schulischer Sprengstoff.““

Und hier der Link zur Buchbesprechung: Rezension des Buchs von Götz Eisenberg über Amok

Götz Eisenberg, Damit mich kein Mensch mehr vergisst. Warum Amok und Gewalt kein Zufall sind.
Pattloch Verlag 2010
303 Seiten
Preis: 16.95 Euro

Missbrauchsverhinderung: Standards für Lehrer und Erzieher wichtig

Oder: Wieviel Beziehung braucht Erziehung?

Der Pädagogik-Professor Volker Ladenthin fordert in einem Interview mit der Welt Interview Volker Ladenthin Distanz zwischen Schülern und Lehrern und Erziehern. Erziehung dürfe nicht mit Beziehung verwechselt werden. So richtig, so fragwürdig: Da, so scheint es, ist das Sprachspiel doch ein wenig überfordert, die Verhältnisse klarer zu machen. Denn: Wie soll Erziehung ohne Beziehung möglich sein? Weiterlesen „Missbrauchsverhinderung: Standards für Lehrer und Erzieher wichtig“

Ist die Reformpädagogik kinder- und jugendgefährdend?

Die Reformpädagogik-Diskussion muss aufgenommen werden

Nicht nur die katholische Kirche ist unter Druck geraten. Sondern auch die Reformpädagogik. Das mit der ersteren etwas nicht stimmen konnte, wussten oder ahnten wir seit Jahren. Gehörte aber die Reformpädagogik nicht auf die Seite der Guten? Hoffnung derjenigen, die auf Emanzipation setzten? War Hartmut von Hentig nicht Garant und Leuchtturm einer humanen Grundlage der Pädagogik? Und sprach er nicht auch vielen Psychologinnen und Psychologen aus dem Herzen, die der Überzeugung waren und sind, dass sich Persönlichkeitsentwicklung und andere Ideale einer emanzipatorischen Psychologie sich in einer reformierten Pädagogik umsetzen ließen? Weiterlesen „Ist die Reformpädagogik kinder- und jugendgefährdend?“