Wie geht es der Schulpsychologie in Niedersachsen?

Der Charakter von Schulpsychologie und Beratung ändert sich. Zu sehen ist das auch in Niedersachsen. Volker Bohn schreibt darüber:

Meine These: Eine Reihe von Arbeitsfeldern, die noch bis in die 1990er Jahre hinein wesentlich von Schulpsychologie in Niedersachsen entwickelt und gestaltet worden sind, ist inzwischen großenteils als Pädagogische Beratung wiederzufinden: Förderdiagnostik/Lernstörungen, psychosoziale (Entwicklungs-)Störungen, Qualifizierungsprojekte für Schulleitungen und Schulentwicklungsberatung

Um nicht der „Zwangsberatung“ verdächtigt zu werden, reklamiert Pädagogische Beratung demzufolge ähnlich wie die Psychologische Beratung „Unabhängigkeit, Freiwilligkeit und Verschwiegenheit“ für sich. Allerdings eben nur „ähnlich“: Anders als die Psychologische Beratung ist sie in den schulfachlichen Dezernaten in der Schulverwaltung eingegliedert(*FN* Nach anfänglichem Zögern ist dann auch die Schulentwicklungsberatung mit einbezogen worden, also in die auch fachlich weisungsabhängige Verwaltungshierarchie.

Was ist Inklusion und wie geht sie?

Die Umsetzung der Inklusion läuft nicht glatt. Für die einen ist es ein verkapptes Sparmodell, für andere ist es eine Chance zur Humanisierung der Schule. Brigitte Schumann hält die Ansätze in NRW und Hamburg letztlich für den Versuch, das Menschenrecht auf Inklusion zu unterlaufen. In der praktischen Ausgestaltung der Inklusion entdeckt sie den Versuch der Sonderpädagogik, ihr altes Terrain zu sichern und auszubauen

Der Sonderpädagoge Stefan Romey aus Hamburg hält in der hlz, Mitgliederzeitung der GEW, dagegen.

Die Umsetzung der Inklusion ist mit reichlich Konflikten verbunden. Das machte offenbar eine Maßnahme, die zur Beruhigung beitragen soll, notwendig. Der Hamburger Schulsenator berief vier Ombudsleute – von denen drei sonderpädagoigscher Provenzienz sind. Inklusion also doch eine sonderpädagogische Angelegenheit?

RTI – Inklusionsmotor oder „old school“ der Sonderpädagogik?

Seit letztem Jahr drängt das so genannte RTI (Response to intervention) – Konzept an die Fachöffentlichkeit. Professor Christian Huber stellte es beim Landesverband Schulpsychologie NRW vor. Einige Monate später hatte es beim Bundeskongress der Sektion Schulpsychologie in Münster einen prominenten Platz. Und nun berichtet Brigitte Schumann, Bildungsjournalistin und frühere Grünen-Abgeordnete im NRW-Landtag, von einer Vorstellung des Konzepts bei der Grünen-Landtagsfraktion in NRW.

Nimmt man den Inhalt, wie er in der Zeitschrift für Heilpädagogik, 8/2012 dargestellt wurde, handelt es sich um einen sonderpädagogischen Ansatz, der die Inklusion lernschwacher Kinder beflügeln soll. Warum er unter Schulpsychologen so breit vorgestellt wurde – und wie Schulpsychologen über ihn denken –  ist mir nicht klar. 

Brigitte Schumann kritisiert den RTI-Ansatz – und sie stützt sich dabei auf weitere Experten – als Teil der „old school“ der Sonderpädagogik: defizitorientiert, fern davon die Eigenart und Persönlichkeit in Rechnung zu stellen. Das könnte Schulpsychologen aufhorchen und sie fragen lassen, wie sie ihre Rolle im RTI-Konzept sehen, sollte es denn tatsächlich eine zentrale Orientierung für die Schule sein/werden. Eine Frage könnte  sein: Wo bleibt bei allem Messen und flächendeckenden Kontrollieren/Beobachten die „gute Pädagogik“ und das Subjekt?