Gewaltphantasien der herrschenden Politik und der Medien

Als Intro zu einem interessanten Text, der bei multipolar-magazin.de erscheint, hier zwei Auszüge.

Was an solchen Äußerungen zu denken gibt, das ist in der Tat die völlige Identifikation mit der gesellschaftlichen Macht. Es sind primitive Allmachtsfantasien, die wohl in jedem Menschen latent schlummern. Als solche wären sie ja harmlos. Aber diese Leute meinen es ernst. Und es sind leider nicht nur jene am viel zitierten Stammtisch, die so unbedacht daherreden, sondern auch Vertreter der Leitmedien tun das. Es ist dieser totale Diskurs- und Bewusstseinszerfall, der Sorge bereiten muss, diese Selbstverständlichkeit, mit der mittlerweile solche autoritären Statements in Umlauf gesetzt werden, ohne eine Besinnung darauf, was man da eigentlich sagt.

Um das zu verstehen, was hier passiert, kann es daher recht nützlich sein, nicht nur die Schriften des Sozialphilosophen Michel Foucault, sondern auch das Werk „Masse und Macht“ des Dichters und Denkers Elias Canetti gelesen zu haben, in dem soziodynamische Prozesse der hier beschriebenen Art analysiert werden. Auch ein Wissen um die Ergebnisse des Milgram-Experiments, des Stanford-Prison-Experiments und des Konformitätsexperiments von Asch können nichts schaden.

Für Psychologen ist es peinlich, wenn wir daran erinnert werden, dass unsere Berufsgruppe, Männer und Frauen, »Meilensteine der Sozialpsychologie des 20. Jahrhunderts« ignorieren. Oder gibt es einen der eifrigen, nach Anerkennung bei Politik und Bürokratie dürstenden Berufsverbände, der das Entstehen von autoritären Persönlichkeiten, den Zusammenhang von Gewalt, Gehorsam und Unterwerfung in die Debatten einbringt? Die vereinzelten Psychologinnen, vielleicht mit den Möglichkeiten befasst, wie sich gewaltfrei kommunizieren lässt, können mit anschauen, wie rote Linien der Anständigkeit in der gesellschaftlichen Mitte abgeräumt werden. Von den Stützen der so offenen Gesellschaft und und unseren Führungskräften.

In den Zusammenhang passt auch ein Text, auf den ich hier hinweisen möchte. Auch hier ein kurzes Zitat:

Wie es kommt, dass massive Rechts-und Freiheitseinschränkungen und Impf-Pflichten von einer großen und sehr diversen Mehrheit nicht nur hingenommen, sondern sogar gefordert werden,  die Panik-Orchester der Medien bei der Manipulation und Formierung der Massen also derart erfolgreich waren, hat nicht allein mit der Angst-Propaganda vor dem “Killervirus” zu tun. Dass die “Formatierung” der Massen so leicht und selbstverständlich gelang, so der klinische Psychologe Prof. Mattias Desmet in diesem sehenswerten Interview, hat Gründe, die schon lange vor Covid existierten: im Mangel von emotionalen Bindungen im sozialen Raum, in der weit verbreiteten Empfindung, sinnlose Arbeit (“Bullshit-Jobs”) zu verrichten und in der Tatsache, das Angst-Störungen und Depressionen schon vor Covid auf dem Weg zu “Volkskrankheiten” waren: in Belgien werden für 11 Millionen Menschen pro Jahr 300 Millionen Dosen Anti-Depressiva verschrieben, in anderen westlichen Gesellschaften sieht es kaum besser aus; die USA verzeichneten 2020 über 100.000 Opioid-Tote.

Nachdenken über Gewalt, Terror und Amok. Und über Medien

Götz Eisenberg über Aufmerksamkeitsterror, Abwehrmechanismen und projektive Identifizierung

über Marktwert,  Narzissmus und Beachtungsökonomie und

über einen Tag zum Ausrasten

Wieder einmal schreibt Götz Eisenberg gründlich, theoretisch fundiert und persönlich einen Befund über den Zustand unserer Gesellschaft

Aufgabe einer kritischen Theorie der gegenwärtigen Gesellschaft ist es, die exotisch-verrätselte Sprache der Symptome zu dechiffrieren, die Leidenserfahrungen der Menschen beredt werden zu lassen und ihre Ursachen ins Bewusstsein zu heben. Der diffuse Rohstoff der Rebellion bedarf der Regulierung durch eine intellektuelle und moralische Instanz, die ihn dem Sog der Regression entreißt und ihn in eine aufklärerisch-emanzipatorische Richtung leitet. Gelingt das nicht, besteht die Gefahr, dass die diffusen, frei flottierenden Unruhe- und Leidenszustände sich blind und vandalisch entäußern oder von rechts angeeignet und gegen Minderheiten in Gang gesetzt werden.

Hier geht es zum Artikel

Wenn der Pädagoge zum Funktionär der Ordnung wird …

… wird es gefährlich

Lehrer in Hamburg sind dazu angehalten, Anzeigen im Falle von Gewalt zu erstatten, auch wenn Übeltäter (oder die vermeintlichen Übeltäter) noch Grundschüler sind. Offensichtlicher könnte die Selbstaufgabe der Pädagogik nicht sein. Eine Pädagogik, die immer mehr in den Dienst der Funktionalität für Anpassung, Leistung und Optimierung gestellt wird, hat weniger Spielräume für Bindung, Beziehung und Halten.

Und wenn Beratung mehr und mehr für Begutachtung, Steuerung etc. gebraucht wird, fehlen auch hier bald die Möglichkeiten für Unterstützung. Dann wir Beratung zur Agentin der Institution und als helfende Institution nicht ernst genommen.

Hier ein Kommentar in der hamburger taz

Gewaltprävention: Umdenken. Umdenken? Umdenken!

Denn im Wortschatz der Mächtigen stehen Reflexion, Empathie, Verständigungswille, Ausgleich sowie Konfliktforschung nicht an oberster Stelle

Wir messen mit zweierlei Maßstäben. Wir beklagen den Blutzoll, den uns „der Islam“ auferlegt. Tatsache ist aber, dass Täter mit christlichem oder jüdischem Glaubenshintergrund im letzten Jahrhundert ungleich mehr Muslime getötet haben als umgekehrt Christen und Juden durch muslimische Gewalttäter umgekommen sind.

Diese Zitate stammen aus einem Artikel von Peter Vonnahme, einem Richter im Ruhestand. Der Artikel ist hier vollständig nachzulesen

Europapolitik als Blaupause für Gewalt und Mobbing

Die große Bühne der Europapolitik bot in den letzten Wochen und Monaten reichlich Anschauungsmaterial dafür, wie Feindseligkeit und Aggression, Verachtung und Demütigung erzeugt werden. Nicht zu vergessen Manipulation und Desinformation. Ob die Lehrer und Lehrerinnen die Wirkungen von Politik und Medien in ihre Erziehungsaufgabe integrieren (können)? Eigentlich müssten sich die Zuständigen (und Nichtzuständigen) für Gewaltprävention besorgt zu Worte melden. Ebenso die Senatoren und Minister/innen, die für Schule und Erziehung Verantwortung tragen. In Verfassungen und Schulgesetzen wird großes Gewicht auf Verständigung und Menschenwürde gelegt. Wo bleiben die Aufrufe zur Mäßigung?

Die taz greift den Skandal der schwarzen Pädagogik auf

In der Aggressionsforschung wird beobachtet, dass jemand, der sich im Recht fühlt und eine ungleiche Beziehung zum Gegner aufbaut – in diesem Fall die eines Erwachsenen zu einem Kind – sich auch berechtigt fühlt zu strafen. „Hat man einen anderen Menschen erst einmal abgewertet, fällt es leichter, ihm wehzutun“, schreibt der Psychologe Elliot Aronson. Und in der Sozialpsychologie wurde nachgewiesen, dass Empathie und Aggression eine negative Korrelation eingehen, soll heißen, je weniger Empathie eine Person aufbaut, desto mehr greift sie auf aggressive Verhaltensweisen zurück. Hilfe an ein Land daran zu knüpfen, dass es wirtschaftlich ausblutet, ist Aggression.