„Stärkungsgesetz“ schwächt Kinder und Jugendliche

Kürzungen bei den Schwächsten und Ärmsten − Treibmittel für Ausgrenzung und Desintegration

Man glaubt es nicht, was  da in der Regierung geplant ist, um angeblich Kinder und Jugendliche zu stärken. Fachlichkeit spielt keine Rolle mehr, wie hier in Bezug auf psychologische Beratung für Schule schon häufiger festgestellt wurde. Kürzungen, Herausnahmen aus Familien und Abbau präventiver Hilfen verschärfen Repression und den Fachkräften die Arbeit. Erosion, Desintegration, Wut und Feindseligkeit der Ausgegrenzten werden zunehmen. Inklusion bleibt eine Alibiveranstaltung. Mal sehen, was den Parteien, denen die Zukunft der Jugend am Herzen liegt (so hört man es dann und wann), in der Debatte noch einfällt.

Hier eine Wortmeldung, veröffentlicht in der taz

Europapolitik als Blaupause für Gewalt und Mobbing

Die große Bühne der Europapolitik bot in den letzten Wochen und Monaten reichlich Anschauungsmaterial dafür, wie Feindseligkeit und Aggression, Verachtung und Demütigung erzeugt werden. Nicht zu vergessen Manipulation und Desinformation. Ob die Lehrer und Lehrerinnen die Wirkungen von Politik und Medien in ihre Erziehungsaufgabe integrieren (können)? Eigentlich müssten sich die Zuständigen (und Nichtzuständigen) für Gewaltprävention besorgt zu Worte melden. Ebenso die Senatoren und Minister/innen, die für Schule und Erziehung Verantwortung tragen. In Verfassungen und Schulgesetzen wird großes Gewicht auf Verständigung und Menschenwürde gelegt. Wo bleiben die Aufrufe zur Mäßigung?

Die taz greift den Skandal der schwarzen Pädagogik auf

In der Aggressionsforschung wird beobachtet, dass jemand, der sich im Recht fühlt und eine ungleiche Beziehung zum Gegner aufbaut – in diesem Fall die eines Erwachsenen zu einem Kind – sich auch berechtigt fühlt zu strafen. „Hat man einen anderen Menschen erst einmal abgewertet, fällt es leichter, ihm wehzutun“, schreibt der Psychologe Elliot Aronson. Und in der Sozialpsychologie wurde nachgewiesen, dass Empathie und Aggression eine negative Korrelation eingehen, soll heißen, je weniger Empathie eine Person aufbaut, desto mehr greift sie auf aggressive Verhaltensweisen zurück. Hilfe an ein Land daran zu knüpfen, dass es wirtschaftlich ausblutet, ist Aggression.

Wütest du schon oder brütest du noch?

Über den Zusammenhang von Depression und Aggression und über die Dynamik des Verschweigens

Wieder einmal beschreibt Götz Eisenberg in einem Aufsatz, der den Zusammenhang von Subjekt und Gesellschaft am Beispiel von Katastrophe und Amok plausibel aufzeigt, dass es absolute Sicherheit nicht gibt. Und dass die Sicherheit, die wir haben können, wesentlich durch soziale Sicherheit und Bindung zu schaffen ist und nicht durch technische und bürokratische Kontrolle. Nicht zuletzt ist es eine Frage der Schule, welchen Zielen sie sich verpflichtet. Leistungsdruck, Erfolgszwang und Wettbewerbsorientierung tragen perspektivisch die Verachtung desjenigen in sich, der versagt. So gut es geht, mag er oder sie sich an den leuchtenden Zielen ausrichten. Was aber, wenn es nicht gut geht? Leicht können wir es dann mit mehr oder weniger versteckten Formen der Depression oder Aggression zu tun bekommen.

Diese Gesellschaft setzt nach Katastrophen, wie der gerade erlebten, auf den Ausbau technisch-instrumenteller Sicherheit, auf Überwachungs- und Kontrolltechniken, an denen gewisse Industrien gut verdienen. Dabei böte allein soziale Sicherheit langfristig erheblich mehr Schutz. Soziale Sicherheit ist ein dynamischer Faktor, der im Wesentlichen durch das in einer Gesellschaft herrschende Klima bestimmt wird, das zwischenmenschliche Akzeptanz und Vertrauen erzeugt oder eben eher unterbindet. Der vom Wettbewerbswahn entfesselte Sozialdarwinismus erzeugt eher ein Klima des Misstrauen und der gegenseitigen Verfeindung.

Aber auch in einer freieren, weniger repressiven Gesellschaft werden wir mit gewissen Risiken leben müssen. Wer nach perfekter, lückenloser Sicherheit strebt, kommt darin um.