»Die betroffenen Kinder fühlten sich der Pandemie hilflos ausgeliefert, ohnmächtig und handlungsunfähig. Hatten sie schon vorher unter familiären Problemen gelitten, plagten sie nun vermehrt Zukunftssorgen. Psychosozial am meisten belastet waren Kinder und Jugendliche, die ohnehin unter großem Stress standen und Ess-, Schlaf- oder Zwangsstörungen hatten. Sie wurden teilweise noch ängstlicher, schweigsamer und lustloser. Viele gerieten völlig aus dem seelischen Gleichgewicht, was sich mit dem Ende der Pandemie nicht automatisch erledigt haben dürfte. Selbst wenn die Pandemie für immer überwunden sein sollte, hat sie zu einer Krise der Kindheit geführt und Kinder der Krise hinterlassen. Kinderrechte und Kinderschutz wurden in der Pandemie entweder vernachlässigt oder sogar ausgehebelt.«
Trotz solcher Einschätzungen scheint es in der veröffentlichten Meinung kaum mehr jemanden zu geben, der (oder auch die) artikuliert, zu artikulieren wagt, dass zwei Großereignisse (Pandemie und Ukraine-Krieg), die in ihrer Wirkungstiefe noch nicht wirklich erfasst sind, auf Schulpsychologie und Pädagogik immensen Einfluss haben. Meines Erachtens reicht es da nicht aus, auf einen Ausbau der Schulpsychologie hinzuweisen, auf eine intensivere Nutzung von therapeutischen Hilfen, mehr Angebote zu machen etc. Das könnte am Ende noch darauf hinauslaufen, man wolle vom Elend profitieren und gleichzeitig Förderer ggf. problematischer Politiken sein.
Zu einer verantwortlichen Interessenvertretungspolitik gehört meines Erachtens die Verbesserung der Arbeits- und Angebotsbedingungen und die Reflexion der von Politik, Medien und gesellschaftlichen Debatten gemachten Richtungsänderungen, Schwerpunktsetzungen, Interpretationsspielräume – wie wirken die sich Menschen und auf die Berufs- und Arbeitswelt aus?
Verantwortlich vorsorgend und interessenpolitisch vorzugehen, hieße dann, nicht mehr „nur“ Beratung und Therapie zu fordern (etwa für eine menschenunfreundliche Gesundheits-Sicherheitspolitik?), sondern für die Evaluation bisheriger Maßnahmen einzutreten, für die Gefahren, die aus einer Politik der fortgesetzten Datenblindheit hervorgehen, sensibel zu sein.
Wenn es hier keine Besserung gibt, müsste man doch erwägen, ob hier nicht eine Politik die Oberhand hat, die lieber rigoros Rechte einschränkt und Kontrolle ausübt als nach den Kriterien evidenzbasierter Leitlinien größtmögliche Entwicklung für alle zu ermöglichen. In diesem Sinn der Vorsorge sei ein weiteres Mal auf Christoph Butterwegge verwiesen.