Digitalisierung: Mittel der Überwachung und Gewöhnung an Steuerung

Untersuchungen zeigen keine positiven Effekte von Digitalisierung

Im hier verlinkten Artikel werden die Zweifel an den positiven Wirkungen der Digitalisierung noch einmal zusammengefasst. Erstaunlicherweise gibt es sogar Untersuchungen, die das belegen. Sie werden von den Qualitätsmedien und von der Politik offensichtlich nicht zur Kenntnis genommen. Was ist los mit den Medien und der Politik?

Die neue alte Ständegesellschaft: Sozialer Status erblich

Schon lange bekannt. Aber immer wieder nötig, sich daran zu erinnern: Um die Aufstiegsmöglichkeiten im deutschen Bildungssystem ist es schlecht bestellt. Anders formuliert: Das Bildungssystem hat eine zentrale Funktion für Machterhalt und für den Ausschluss von Macht. Davon ist auf den Websites der Schulministerien nicht die Rede. Sie kommen in feinster PR-Rede daher, als fehle nur noch ein kleines Quäntchen zum Bildungsglück. Projekte und Wettbewerbe halten Lehrer, Kinder und Eltern bei Laune, absorbieren die Energie von Menschen, die durchaus wissen, dass es Probleme gibt. Diese Energie fehlt für die politische und rechtliche Absicherung  von Chancengleichheit.

Dazu ein Kommentar auf Deuschlandfunkkultur

Für Interessierte hier noch einmal ein Hinweis auf Arbeiterkind.de

Digitalkritik

Es ist schon verdächtig

mit welcher Vehemenz diese Partner (Bundesregierung, die meisten Parteien, Konzerne) nun die Erlösung von allen pädagogischen Übeln durch die Digitalisierung anpreisen. Wie ja auch die Globalisierung Wohlstand für alle bringen sollte. Das sollte uns misstrauisch machen.

Zu dem Thema erschien ein Artikel in der Süddeutschen. Lesenswert, weil er doch am Titel dieser Website anknüpft.

Bei der Gelegenheit gleich noch ein weiterer Lesehinweis, der zum Thema passt und schon ein paar Tage älter ist.

Wissenschaft als Geschäftsmodell

fördert Korrumpierbarkeit

Die um sich greifende Ökonomisierung des wissenschaftlichen Betriebs – Veröffentlichungen überwiegend in Englisch, Kleinstveröffentlichungen mit methodisch fragwürdigen Untersuchungen, Hebung der Zitierraten – korrumpieren Wissenschaft. Bullshit-Wissenschaft, die die Gesellschaft, die sie immerhin noch überwiegend finanziert, „vergisst“ und ihr immer weniger zurückgibt.

Das Thema spielte auf diesen Seiten schon mal eine Rolle:

Forschung – ein eigenes Universum

Folgt man den Texten und Links fühlt man sich schon in die Strukturen einer eigentümlichen Forschungswelt eingebettet. Die Ausdrucksweise ist menschlicher Betroffenheit und Empathie entkleidet, sie ist sauber und labormäßig gefasst. Einiges wird uns auf Englisch präsentiert, mit fetzigen oder spielerischen Abkürzungen, die dem Außenstehenden nichts sagen und ihn womöglich abstoßen. Verständigt sich hier eine Elite unter sich? IDeA-Zentrum, LEAD Graduate School & Research Network- wow. Und die Sektion Schulpsychologie ist dabei. Auf jeden Fall Exzellenz.

 

Digital ist nicht die Lösung

Bundesregierung und Landesregierungen

machen es sich einfach: Mit der nahezu vollständigen Gleichsetzung von Digitalisierung und Bildung/Zukunftsgestaltung lenken sie von der Bedeutung persönlicher Beziehung und der Bedeutung von Zeit für Bildung ab. Wenn man den finanziellen und propagandistischen (Entschuldigung: PR-) Aufwand sieht, wird man zum Ergebnis kommen können, dass es sich bei der Aktion um eine Wirtschaftförderung handelt.

Nun soll es ein „Festival für digitale Bildung“ geben. Kein Scherz. Der technokratische Lernbegriff will sich den guten Klang, des Wortes „Festival“ einverleiben. Welche Psychologen und PR-Berater waren da am Werk?

„Das Bündnis für humane Bildung“ leistet Gegenwehr und veranstaltet zum Thema einen Kongress.

 

Monothematische Bildung sorgt für Tunnelblick …

… und behindert Handlungsfähigkeit

Noch ist diese Website nicht eingestellt (in der Tat gibt es noch manch Anderes, womit man sich beschäftigen kann) –  dieser Text ist interessant.

Er stammt von Tim Engartner, und darum geht es:

Im Gegensatz zu einer auf Affirmation zielenden ökonomischen Bildung erhebt sozioökonomische Bildung den Anspruch, gesellschaftliche und ökonomische Entwicklungen kritisch zu reflektieren. Um den für unser (allgemeinbildendes) Schulsystem konstitutiven emanzipatorischen Anspruch von Bildung einzulösen, bedarf es daher eines multi-, inter- und/oder transdisziplinären Zugangs. Andernfalls laufen Wirtschaftswissenschaften und ökonomische Bildung Gefahr, sich in ihrem selbstreferenziellen System zu verlieren, sodass Lernende in ihren Bemühungen, ökonomische Sachverhalte zu durchdringen, durch modellplatonistische Konstruktionen gehemmt werden.

Wenn Widersprüche unangesprochen bleiben, leiden Denken und Fortschritt

Plädoyer für eine offensive Aufklärung

Debatten über die Ausgestaltung unserer Gesellschaft führen nicht selten zu Pattsituationen. Die politischen Gegner verhaken sich in ihren Argumenten, die eisern mit ihren grundsätzlichen Positionen verknotet scheinen. Die „Einheitsschule“ und die „Elitenschule“ schimmern bei schulischen Debatten rasch hervor. Unausgesprochen werden exemplarisch Debatten geführt, die in die große Abteilung des Streits um Zugehörigkeit und Ausgeschlossensein, um Herrschaft und Unterwerfung, um Teilhabe und Nichtteilhabe, um Chancen und Chancenlosigkeit, um Gleichheit und Ungleichheit geführt werden. Jenseits des Lagerstreits scheint es keine Bewegung geben zu können. Wobei man doch meinen könnte, dass es eine Mehrheit geben sollte, die von der Schule für alle profitieren können sollte. Weiterlesen „Wenn Widersprüche unangesprochen bleiben, leiden Denken und Fortschritt“

Nachdenken über Gesellschaftsblindheit in der Psychologie

Heiner Keupp animierte mich mit seinem Vortrag und Aufsatz »Das verlorene Selbst der Psychologie. Für die Überwindung der Gesellschaftsblindheit« zu einem eigenen Text. Der drohte mir aus den Fugen zu geraten, steht hier nun aber doch bereit, um gelesen zu werden.

Nachdenken über Gesellschaftsblindheit

Bildungsarmut – und wer profitiert?

Gepflegte Atmosphäre im Auditorium der Hafencity-Universiät. Kühler, sachlicher Beton, die Längsseite besitzt eine lange und hohe Glasfront. Weltoffenheit, wie die Architekten sie uns vorführen. Der Blick schweift über die Elbe, zu den Elbbrücken und zu den Hafenanlagen. Die Hafencity, ein am Reißbrett entstandener Stadtteil, mit Bürogebäuden und Wohnungen. Überwiegend im hochpreisigen Segment. Die Wände sind kahl, keine Parolen, keine Aufrufe. Die versammelten Expert’inn’en sprechen ruhig, wie vor einem Konzert. Das Thema: Illusion Chancengleichheit. Wer bleibt im Bildungswesen auf der Strecke?

Es handelt sich um die 8. Konferenz zur sozialen Spaltung in Hamburg. Von der Spaltung bekommen wir hier und bei der Anreise im Stadtteil nur eine Seite mit. Ein Ort der Geldanleger  und der Vermarktung moderner Stadtpolitik. Von der anderen Seite der Spaltung erfahren wir, wenn wir von den dunklen Seiten missratener Schulstrukturpolitik und von den Anstrengungen der Lehrer’inn’en und Helfer von Fördereinrichtungen hören. Und von der Ungeduld gegenüber einem „Weiter so“ der akribischen Datensammlungen, die immer wieder die tiefer reichende Spaltung feststellen, ohne dass politische und schulpolitische Richtungsänderungen folgen. Veranstalter ist die Arbeitsgemeinschaft Soziales Hamburg.
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