Wie die Empirische Bildungsforschung intellektuelle Armut erzeugt

Oder: Wie schlampige Methodenanwendung Erkenntnis verhindert

Deshalb führt der Weg der immer stärkeren Standardisierung von Bildung – getragen von einem nicht hinterfragten Glauben an die mathematische Modellierbarkeit des menschlichen Geistes – das Schulsystem in eine Kultur der intellektuellen Armut.

So lautet das Fazit des Mathematik-Didaktikers Wolfram Meyerhöfer. Anschaulich macht er seine Kritik unter anderem folgendermaßen:

Wenn ein Kochlehrling A einen exzellenten Braten machen kann, ein andererLehrling B hingegen eine wunderbare Quiche, dann kann die Empirische Bildungsforschungnicht einfach das Essen genießen. Die Lehrlinge müssen unbedingt in eine Kompetenzreihenfolge gebracht werden, das ist das zentrale Ziel der Kompetenzmodelle. Dazu lässt man viele Lehrlinge Braten und Quiche herstellen. Wenn viele Lehrlinge einen guten Braten hinbekommen und wenige Lehrlinge eine gute Quiche, gilt der Quiche-Meister B als der bessere Koch. Dieses Ergebnis ist empirisch fundiert und nachgerade objektiv. Wenn Sie also Braten-Fan sind und im Exzellenz-Lokal der Empirischen Bildungsforscher essen, dann zeigt Ihr Unwille gegenüber dem schlechten Braten dem Forscher lediglich, dass der Empirie Ihres Gaumens keinerlei Signifikanz zukommt.

Wer sich nicht mit Geschmacksfragen und Meisterköchen zufrieden geben will, sollte den vollständigen Artikel lesen.

All das ein Hinweis darauf, dass Wissenschaftlichkeit nicht unbedingt Erkenntnis und Problemlösung schaffen, wohl aber Geldbeschaffung für eine gewinnorientierte „Bildungs“industrie. Das wirft die Frage auf, ob solche Forschung und die Anwendung ihrer Ergebnisse überhaupt noch mit dem Grundgesetz und mit den Landesverfassungen vereinbar sind.

Geht die „Empirische Bildungsforschung“ ihrem Ende entgegen?

Andreas Gruschka hat an der so genannten Empirischen Bildungsforschung jahrelang kritisiert, dass diese die Mikroprozesse des Lernens und Lehrens ignoriert beziehungsweise zum tatsächlichen Problemverstehen des Unterrichtens kaum etwas beiträgt. Und damit auch nicht zur Lösung. Gruschka selbst ist den subjektiven Lernprozessen akribisch auf die Spur gekommen – ohne das Getöse der großen Untersuchungen „um PISA herum“.

Die Gründung einer Organisation der Empirischen Bildungsforschung deutet er nicht als besondere Stärke. Vielmehr sieht er sie im Niedergang begriffen. Nicht zuletzt deshalb, weil sich bei den staatlichen, neoliberalen Abnehmern der Forschungsergebnisse Zweifel durchsetzten über die Relevanz der Forschungsergebnisse. Seine Position ist nachzulesen beim Forum Kritische Pädagogik und hier als pdf

Nicht zuletzt ist der Artikel lesenswert, weil er sich mit dem Bildungsforscher Baumert auseinandersetzt