Klaus Kinkel radikal für eine andere Bildung

„Es geht nicht nur um die Hauptschulen, sondern auch um bestimmte städtische Viertel, in denen sich die Probleme der Migration und des schwachen sozialen Hintergrunds oftmals konzentrieren. Die Hauptschulen sind nur ein Symbol dafür, was unser Schulsystem Kindern teilweise zumutet: Es konzentriert die Verlierer und schafft, verzeihen sie, Lumpensammlerschulen. Es entstehen sehr ungleiche Startchancen. Aber das muss uns alle angehen, weil wir diese Kinder und ihre Talente alle wertschätzen müssen – und weil sie für unsere Zukunft einfach brauchen!“

Wer sich da so empört ist unser ehemaliger Bundesaußenminister Kinkel, heute Vorstandsvorsitzender der Telekom-Stiftung und als solcher zu ganz neuen Einsichten fähig. Mochte er noch vor wenigen Wochen nicht ganz so radikal sein, weil er beim Volksentscheid in Hamburg oder bei den NRW-Wahlen hätte Farbe bekennen müssen – auch gegen seine Parteifreunde? Egal. Vielleicht erreicht seine Stimme elitäre, abwehrende bildungsfern Schichten. Nachzulesen im taz-interview Kinkels Sicht auf Bildung

Lernwiderstände, Leistungslernen und Schulreform

Uwe Findeisen

Über Lernunlust, falsche Anerkennungsformen und die Deformierung des Wissensbegriffes.

Dieser Artikel macht mit den grundsätzlichen Widersprüchen schulischen Lernens bekannt. Wie sich Lehrer, Beratungslehrer und Schulpsychologen angesichts der Verrücktheiten, die das Schulsystem immer aufs Neue reproduziert, vernünftig verhalten wollen, ist eine interessante Frage. Vermutung: So wie Schüler im günstigen Fall eine taktische Haltung zur Schule gewinnen, so können Beratungsexperten ebenfalls nur auf eine bessere Taktik gegenüber der Schule und dem Lernen orientieren. Orientierung an Wissen und Wissensfortschritt bliebe einer Schulreform überlassen, die eine  Weiterlesen „Lernwiderstände, Leistungslernen und Schulreform“

Ein Literaturhinweis zum Thema Amoklauf

Rezension

„Wenn Eltern und Familien ihre eigentlichen Erziehungsfunktionen nicht mehr oder nicht ausreichend wahrnehmen, sollten nach allgemeiner Auffassung die Schulen deren Defizite kompensieren. Eisenberg weist darauf hin, dass es nach dem Schulmassaker von Erfurt einen breiten Konsens darüber gegeben habe, dass es einen Zusammenhang zwischen einem einseitig leistungsfixierten Schulklima und der wachsenden Gewaltbereitschaft von Schülern gibt. Aber derartige Schlussfolgerungen aus dem Massaker seien schnell wieder beiseite gedrängt worden, als der sog. PISA-Schock die allgemeine Aufmerksamkeit erregte. „Seither wird weiter an der Leistungsschraube gedreht, und es wird standardisiert, evaluiert und modularisiert, was das Zeug hält. In dem Maße, wie Schulen sich als effiziente Zuliefererbetriebe für Industrie und Markt begreifen, werden sie verschärft zu Orten der Konkurrenz, der Selektion und damit auch der Kränkung. Da gleichzeitig bei den Heranwachsenden die Fähigkeit zur angemessenen Kränkungsverarbeitung immer weniger erworben wird, entsteht hier jede Menge schulischer Sprengstoff.““

Und hier der Link zur Buchbesprechung: Rezension des Buchs von Götz Eisenberg über Amok

Götz Eisenberg, Damit mich kein Mensch mehr vergisst. Warum Amok und Gewalt kein Zufall sind.
Pattloch Verlag 2010
303 Seiten
Preis: 16.95 Euro

Die Schutzpatrone. Was wird aus dem Menschenrecht auf Zugehörigkeit?

Die gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen an der Bildung ohne Aussonderung ist ein Menschenrecht. Seit einem Jahr gilt es auch in Deutschland. Damit sind Formen der Integration (was die herkömmliche Bezeichnung ist) auf der Grundlage einer Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs nicht mehr eine pädagogische und organisatorische Geschmacksfrage. Aber die deutsche Denkweise hat mit der neuen Situation ihre geregelten Schwierigkeiten. Ein Menschenrecht wird verwaltet. Weiterlesen „Die Schutzpatrone. Was wird aus dem Menschenrecht auf Zugehörigkeit?“

Inklusion, Schulreform: Bildung als Menschenrecht

Oder wird ein Menschenrecht verschachert?

In der Bildungslandschaft ist viel los. Die sogenannte Inklusion gibt den Bundesländern auf, allen Kindern die Wahrnehmung des Rechts auf gemeinsames Lernen zu gewährleisten. Die UN-Konvention, die das vorsieht, ist ein Menschenrecht, dass vom Parlament und und vom Bundesrat anerkannt wurde. Den Kultusministern bereitet das Kopfschmerzen. Sie weichen aus, erfinden Organisationsfomen, entwickeln Prüfabläufe, die einen Bedarf nach Förderung feststellen sollen. Dabei ist klar: Wer die vom deutschen Parlament und und vom deutschen Bundesrat beschlossene Konvention ernst nimmt, kann sich nicht mit organisatorischen und verwaltungstechnischen Spielen aus der Verantwortung ziehen. Wer es trotzdem tut, bewegt sich auf juristisch dünnem Eis. Weiterlesen „Inklusion, Schulreform: Bildung als Menschenrecht“

Schullandschaft Hamburg: Inklusion, Schulreform – was wird aus den Beratungsdiensten?

In Hamburg ist die Lage auf dem „Markt“ der Schulreformen und ihrer Umsetzung derzeit sehr unübersichtlich. Hier eine kleine Auswahl der Themen, die auf Bearbeitung warten. Weiterlesen „Schullandschaft Hamburg: Inklusion, Schulreform – was wird aus den Beratungsdiensten?“

Mit einem großen Wort Mängelverwaltung und Marktorientierung verbergen

Der Bildungscoach

Die Hertie-Stiftung tut Gutes. Sie richtet Stellen für so genannte Bildungsoaches ein. Sie sollen Schülerinnen und Schülern mit Benachteiligungen über mehrere Jahre dabei behilflich sein, berufliche Ausbildungen zu bewältigen. Thomas Strehle ist allerdings skeptisch, ob da so viel Gutes getan wird. Der Autor setzt sich mit der Aushöhlung des Bildungsbegriffs auseinander und seiner Ersetzung durch „Kompetenzorientierung, Standardisierung, Evaluation und Qualitätskontrolle“. Weiterlesen „Mit einem großen Wort Mängelverwaltung und Marktorientierung verbergen“

Marktgläubigkeit untergräbt Zusammenhalt, Unmut bei Bürgern wächst

„Das erfordert u.a. den Verzicht auf einen gnadenlosen und ungesunden Konkurrenz- und Leistungsdruck, die Aufteilung der Lebensarbeitszeit in Phasen der Beschäftigung und der Weiterbildung und vor allem die Beseitigung aller Nachteile, die den Frauen heute durch die Entscheidung für ein Kind, entstehen. Parallel dazu, muss unser selektionsorientiertes Bildungssystem zu einem finanziell und personell gut ausgestatteten System der Begabungsförderung für Kinder- und Jugendliche aus allen sozialen Schichten werden, in dem kein Kind mehr zurückgelassen werden darf.“

Das ist ein Auszug aus einem Essay von Joachim Weiner, der am 25.12.2009 im Deutschlandfunk zu hören war. In aller Klarheit zeigt der Autor, in welch gigantischem Ausmaß die Bildungspolitik, aber auch die Gesamtpolitik auf Ziele ausgerichtet ist, die die Aussichten auf eine lebenswerte Zukunft untergräbt.

Der Unmut über diese Politik wächst, auch wenn sich das bisher nicht in Wahlergebnissen niederschlägt. Nachzulesen hier Unzufriedenheit mit Politik wächst oder hier Unzufriedenheit mit Politik wächst – Bertelsmann-Stiftung

Hier der Link zum vollständigen Essay Joachim Weiner und hier noch ein Auszug aus dem Essay: Weiterlesen „Marktgläubigkeit untergräbt Zusammenhalt, Unmut bei Bürgern wächst“