Entwicklungsvorteil des Menschen: Helfen können

Wie sich Altruismus und menschliche Fürsorge entwickeln konnten

ist eine Sendung des Deutschlandfunks vom 4.10.2009 überschrieben. Martin Hubert ist der Autor. Im Vorspann heißt es: „Der Mensch hat den Ruf, ein soziales Wesen zu sein: Er spendet Blut, Geld und hilft alten Menschen beim Gepäck tragen. Sein Hang zu selbstloser Fürsorge ist einzigartig im Tierreich. Warum der Mensch aber fähig ist, nur um des Helfens willen zu kooperieren, ist bisher nicht beantwortet.“

Mit den in der Sendung berichteten Untersuchungen wird ein weiteres Mal (siehe Eintrag vom 16.8.2009) das Darwin’sche Prinzip  der Entwicklung der Gattung durch den Vorteil des Stärkeren in Zweifel gezogen. Hier ist das Manuskript der Sendung nachzulesen: Entwicklungsvorteil Altruismus


Ministerin Sommer geht in die Vollen – aber wo will sie hin?

1000 neue Schulpsychologen – ein Durchbruch für die Schulpsychologie, die Schule, die Lehrer und Schüler?

Amokläufe und Gewalttaten treiben Lösungsvorschläge der Politik hervor. So will die Schulministerin aus NRW, Barbara Sommer, 1000 neue Schulpsychologen einstellen. Jedoch: Der Finanzierungsvorschlag macht skeptisch. Dass die Psychologinnen und Psychologen auf Kosten von Lehrerstellen erwirtschaftet werden sollen, lässt befürchten, dass es um eine Feuerwehrmaßnahme geht, um einen Medieneffekt, aber nicht um ein neues Bildungsverständnis. Weiterlesen „Ministerin Sommer geht in die Vollen – aber wo will sie hin?“

Ende einer Pause

In den vergangenen Wochen haben sich einige Veränderungen ergeben. Mein Lebens- und Arbeitsort haben sich verändert. Deshalb gab es in der letzten Zeit hier keine Einträge. Das Interesse an der Schulpsychologie bleibt, vermutlich mit anderen Akzentuierungen. Vielleicht ergeben sich aus den veränderten Sichten und Erfahrungen später einmal Gelegenheiten für weitere Artikel.

Ende der Testgläubigkeit in Großbritannien?

Tests nur am Ende einer Voraussetzungskette sinnvoll

Was schon immer bekannt war, aber den Technokraten, die glaubten, Menschen wie eine Maschine modeln zu können, nicht in ihre Ambitionen passte, erhält nun neuen Aufwind: Testeritis verbessert die Leistungen nicht. Ein Grund, Lernstandserhebungen kritisch zu begleiten. Hier der Link zu einem Blog mit Nachrichten aus UK

Ende der Testgläubigkeit in Großbritannien?

Menschliches Verhalten: Krieg der Natur oder Kooperation

Ein Lesebericht über Joachim Bauer: Prinzip Menschlichkeit, Warum wir von Natur aus kooperieren

von  Jürgen Mietz

Gewalt und zerstörerische Aggression gehören allem Anschein nach zur ersten Natur des Menschen. Kriege, Herrschaft und Unterwerfung, die Ereignisse auf Schulhöfen und Schulwegen, Gewalt in Familien scheinen das zu bestätigen. Erklärt oder gerechtfertigt wird das mit dem vermeintlichen Naturgesetz des Kampfes ums Überleben. Entwicklung sei nur darüber möglich, dass sich der Stärkere durchsetze. Die Spirale der Gewalt ist demnach unausweichlich. Je mehr jemand aufrüstet, umso mehr zeigt sich darin seine Fähigkeit, Fortschritt und Entwicklung zu sichern. Und nun kommt die Neurobiologie, unter anderem in Gestalt Joachim Bauers daher und sagt: Alles falsch. Das Gegenteil ist richtig. Kommunikation und Kooperation sind den Menschen als oberstes und wichtigstes Merkmal zur Lebenssicherung und Entwicklung eingebaut.

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Problematische Zweigliedrigkeiten in Hamburg, Berlin und Bremen

Seit jeher hat die Vielgliedrigkeit des Schulsystems die Agenda der Schulpsychologie mitbestimmt. Wird sich nun mit der Tendenz zur Zweigliedrigkeit daran etwas ändern?

Tatsache ist: Die Schullandschaften werden immer unübersichtlicher. Die klassische Dreigliedrigkeit ist kaum mehr zu halten. Die Hauptschule in NRW blutet im neuen Schuljahr weiter aus. In anderen Bundesländern versucht man den Problemen durch Arrangements der Zweigliedrigkeit beizukommen. Sachlich und logisch hat das durchaus seine Tücken, wie der lesenswerte Übersichtsartikel von Valentin Merkelbach, gefunden beim Kritischen Forum Pädagogik, zeigt. Problematische Zweigliedrigkeiten

Ein Fazit ist: In der Unübersichtlichkeit wächst auch Deutlichkeit. Das Gymnasium muss für eine bestimmte Klientel und Gesellschaftsgruppe sozial und kulturell erhalten bleiben. »Wie diese aufwendige Separierung in einer demokratischen Gesellschaft noch begründbar ist und ob sie den Heranwachsenden, für die sie betrieben wird, in ihrer Persönlichkeitsentwicklung hilfreich ist, darüber muss wohl auch in einem zweigliedrigen Schulsystem weiter nachgedacht und gestritten werden« schließt der Artikel.

Wer braucht die Schulpsychologie wozu?

Muss es immer ein schlechtes Zeichen sein, wenn die Schulpsychologie übersehen wird? Und in welchen Fällen kann sie überhaupt zu Lösungen beitragen?

Einige Beobachtungen von Jürgen Mietz

An allen Ecken und Enden des Schulsystems brechen Mängel auf: Grundfertigkeiten wie Lesen, Schreiben, Rechnen sind weiterhin hin ein großes Problem. Allein schon unter dem Aspekt kommunaler Kosten (§ 35a) nimmt das Problem an Bedeutung zu und führt zu neuen Anstrengungen. Deren Ergebnisse aber tragen die Spuren der üblichen Lösungsversuche: Projektförmigkeit, Improvisiertheit, technokratische Vorgehensweise, die den zentralen Aspekt grundlegenden Lernens – der Begegnung von Mensch zu Mensch, der Vertrauens- und Beziehungsgebundenheit – leugnet. Weiterlesen „Wer braucht die Schulpsychologie wozu?“

Kapitalgedeckte Ausbildung – Ausweg aus der Bildungsmisere?

Aber was, wenn es dem Kapital schlecht geht?

Über Jahre hinweg wurde uns die Privatisierung und Kommerzialisierung von Bildung und Ausbildung als der ideale und einzig vernünftige Ausweg aus der Misere des Bildungswesens gepriesen. Vorbildlich – angeblich – die USA und Harvard. Nun ist das Kapital in Not – und damit auch die (Aus-) Bildung. Artikel in der Süddeutschen Zeitung: Bildung, kapitalgedeckt

Bildung als verantwortungsvolle strategische Aufgabe einer Gesellschaft ist damit nicht zu machen. Der einzige Weg: Bildung als öffentliche und öffentlich kontrollierte Aufgabe. Das heißt: Es muss auch Schluss sein mit der chronischen Unterfinanzierung der Bildung, weil angeblich die Finanzen es nicht erlauben. Das Geld ist da – es ist nur woanders.

Es wird ja immer deutlicher: Die vermeintlichen Effizienzsteigerungen erzeugen einen Zuwachs an Stress, an Zeitknappheit, an Konflikthaftigkeit, an Diagnose- und Zuweisungsbedarf, an schlechtem Gewissen und Schuldgefühlen, an Entlastungs- und Verantwortungsverschiebebedarf, an Überforderung und Abwiegelei – aber sie erzeugen keinen Zuwachs an Zeit und Hinwendung zum Menschen. War da nicht etwas? Richtig. Um den sollte es ja gehen.

Bildungsverständnis à la Wilhelm von Humboldt

Attraktiv und überholt?

Das Bildungsverständnis Wilhelm von Humboldts ist für viele Menschen attraktiv, auch wenn es sich im Schulsystem der Vergangenheit und Gegenwart kaum je durchsetzen konnte (und sollte, wenn man es unter den Verwertungsbedingungen der politischen und ökonomischen Eliten betrachtet).

Schon im 19. Jahrhundert konnte es nur aufgrund bestimmter gesellschaftlicher Konstellationen entstehen. Und aufgrund veränderter Konstellationen verlor es bald an Einfluss. Worin diese Konstellationen bestanden und was den Humboldt’schen Bildungsbegriff  für die Gegenwart und Zukunft interessant machen könnte lässt sich hier nachlesen: Bildungsverständnis Wilhelm von Humboldt