Polarisierende Wirkung der Pandemie auf junge Generation

Kontexte der Schulpsychologie und Schule

Vielleicht interessiert es jemanden: Christoph Butterwegge hat eine neues Buch geschrieben: Die polarisierende Pandemie. Deutschland nach Corona. Weinheim: Beltz juventa, 250 S., 19,95 Euro. Vielleicht eine Hilfe dabei, Lebenssituationen besser in die Beratungsarbeit einfließen zu lassen. Die Breite und Tiefe der Pandemie-Wirkungen ist immens. Vielleicht ist das Buch auch eine Hilfe dabei, berufs- und allgemeinpolitische Forderungen besser zu verknüpfen. Und den Humanisierungsanspruch der Psychologinnen und Psychologen politischer zu fassen.

„Reinlesen“ kann man hier. Zu den sozialpolitischen Verwerfungen, Einkommensgewinnen und -verlusten schreibt Butterwegge hier. Und über den Aspekt der Gesundheitsversorgung kann man hier etwas von ihm lesen.

Verliebt in Angst, Freiheitsbeschränkung und Spaltung

Ende aller Maßnahmen! Jedenfalls das Ende aller allein am Impfstatus orientierter Ausgrenzungen ist überfällig. Art. 3 GG verbietet es, wesentlich Gleiches willkürlich ungleich zu behandeln. Nicht nur für einzelne Bereiche, wie den Einzelhandel: Alle 3G- und 2G-Maßnahmen müssen aufgehoben werden! Nicht in einem „Stufenplan“, sondern sofort. Sie sind evident (im originären Sinne des Wortes) verfassungswidrig. Oder, um es mit Gustav Radbruch zu sagen, sie sind nahe dran, ihre Eigenschaft, überhaupt noch legitimes Recht zu sein, zu verlieren; denn „wo die Gleichheit, die den Kern der Gerechtigkeit ausmacht, bei der Setzung positiven Rechts verleugnet wird, da ist das Gesetz nicht etwa nur ‚unrichtiges Recht‘, vielmehr entbehrt es überhaupt der Rechtsnatur“.

So schließt ein ausführlicher Artikel von Jörg Benedict im Cicero. Detailliert zeichnet der Autor nach, wie mit Denkfehlern, die aus Verblendung entstanden, falsche und lügenhafte Politik betrieben wurde und wird. Im Alltag und in der Politik wird immer noch nach dem „Konzept“ der „Pandemie der Ungeimpften“ gehandelt. Man könnte fast sagen, dass die Angst und die Ohnmacht in Politik und Volk libidinös besetzt sein müssen. Man hat sich mit ihr und in ihr offensichtlich gemütlich eingerichtet. Oder man ist besessen.

Die Zeit ist reif für Bitten um Verzeihung

Die Spuren der Beschimpfung auf der Basis des Konzepts „PdU“ (Pandemie der Ungeimpften, Benedict) haben ihre Spuren hinterlassen – und sie werden eine Langzeitwirkung haben, fürchte ich. Die Täter und die nicht wenigen Täterinnen werden vermutlich ohne Reue und ohne eine Bitte um Verzeihung davonkommen. Ohnmacht und Beschämung, sowie die Tatenlosigkeit der herrschenden Politik und Medien werden im Gedächtnis bleiben.

Stigmatisierung beenden

Widerspruch deutlich und leise

Im Lancet erschien ein kurzer Artikel (hier als pdf) von Günter Kampf, der sich aus wissenschaftlicher Sicht mit der Rede von der „Pandemie der Ungeimpften“ befasst. Wie man schon weiß, ein politischer Kampfbegriff, der die Wirklichkeit ignoriert. Widerstand und Gegenrede aus der herrschenden Politik ist mir nicht bekannt geworden, auch nicht aus den Nachrichten der Rundfunkanstalten. Günter Kampf von der Uni Greifswald korrigiert das.

In den USA und Deutschland haben hochrangige Beamten den Begriff Pandemie der Ungeimpften verwendet und damit suggeriert, dass Menschen, die geimpft wurden, für die Epidemiologie von COVID-19 nicht relevant sind. Die Verwendung dieses Begriffs durch die Beamten könnte einen Wissenschaftler dazu ermutigt haben, zu behaupten, dass „die Ungeimpften die Ungeimpften die Geimpften bedrohen für COVID-19“

https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(21)02243-1/fulltext, Übersetzung mit deepl.com

Günter Kampf schließt seinen Artikel so:

Ich fordere hochrangige Beamte und Wissenschaftler dazu auf, die unangemessene Stigmatisierung von ungeimpften Menschen zu beenden, zu denen auch unsere Patienten, Kollegen und andere Mitbürgerinnen und Mitbürger gehören, und zusätzliche Anstrengungen zu unternehmen, um die Gesellschaft zusammenzubringen.

https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(21)02243-1/fulltext, Übersetzung mit deepl.com

Bravo!

Kurz bevor sie verreckt: Ein Lob der öffentlichen Schule

Ein Essay über den Nutzen und Unsinn der Schule. Eine kleine Geschichte der Schule. Die hohen Erwartungen an sie und ihr bürokratisches und technokratisches Scheitern. Ihre Rolle als Instrument der Herrschaft und/oder als (vielleicht) einziges Mittel, einen gemeinsamen öffentlichen Raum herzustellen. Ein Raum der erforderlich ist, wenn das Neben- und Gegeneinanderagieren der verschiedenen Blasen überwunden werden soll.

Speziell für Deutschland nimmt Matthias Greffrath, die völlig einseitige Ausrichtung auf Digitalisierung als Strategie zur Überwindung von Bildungsblockaden aufs Korn.

Alles sehr interessant zu lesen und zu hören. Allerdings darf man sich fragen, wieso Matthias Greffrath nicht die Frage stellt, wer von den zahlreichen Versäumnissen der Gegenwart (Corona) und Vergangenheit (die ewig währende Frage nach dem Skandal der Aufrechterhaltung von Klassengrenzen durch und mit Schule) profitiert. Egal. Die Botschaft ist klar: Wahre Bildung kann und muss mehr sein als das, was uns nun wieder als Normal- und Regelbetrieb von Schule bevorsteht.