Aufarbeitung: Alles könnte wieder so geschehen – und auch schlimmer

Warum Aufarbeitung wichtig ist

Die vergangenen drei („Pandemie“-) Jahre sind von erheblichen Einschnitten in das bis dahin geltende Lebensverständnis gekennzeichnet. Bei vielen Menschen sind sie vermutlich mit Verwirrungen und Entfremdungserfahrungen verbunden. Zwei „Großereignisse“ mit intensiven politischen, medialen und auch militärischen Interventionen krempelten das gesellschaftliche Leben um. Verlässlichkeit bisher gekannter Strukturen, wie auch wirtschaftliche Perspektiven sind vermutlich mehr denn je infrage gestellt. Das Vertrauen in Mitmenschen und in Institutionen dürfte in Mitleidenschaft gezogen sein. Kulturen des Misstrauens, der argwöhnischen Beobachtung, der Drohung und Verurteilung haben sich etabliert. Worauf kann man sich noch verlassen und wie darf, soll ich sein? Was darf ich denken und was darf ich äußern? sind wohl zur Hintergrundbegleitung des Alltags geworden.

Nach solch drastischen Einschnitten wie die Pandemiemaßnahmen sie bedeuteten, sollte eine Phase der Reflexion/Aufarbeitung einsetzen. Selbstvergewisserung, Schadensbesichtigung, Heilung und Wiedergutmachung könnten von dort aus beginnen, um die Zivilgesellschaft zu stärken. Nach Phasen der Verunsicherung und des Misstrauens sind Phasen der Vertrauensbildung wichtig, damit wir uns wieder konstruktiv aufeinander beziehen können. Wie sonst sollten wir uns einander begegnen können, wo doch Ausgrenzungen, Beschimpfungen Verletzungen stattgefunden haben? Befinden wir uns auf einem Weg in diese Richtung?

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Leseempfehlung: Verstehen nach Zahlen?

Vor einiger Zeit habe ich hier  auf das Buch »Neoliberale Identitäten« mit interessanten Texten hingewiesen. Ein Artikel scheint mir für den pädagogischen, schulpsychologischen und beraterischen Bereich sehr treffend, auch wenn er sich mit dem Arbeitsfeld der Psychotherapie befasst. Strukturelle Ähnlichkeiten mit dem Schul- und Schulberatungsbereich sind offensichtlich.

Der Titel (»Verstehen nach Zahlen?«) weist auf ein Grundproblem der Psychotherapie – und eben auch pädagogischer und psychosozialer Arbeitsfelder – hin. Sie sollen sich nach dem Vorbild mechanistischer und industrialisierter Modelle rational und zweckorientiert, also ökonomisch effizient formieren (lassen). Giovanni Maio beschreibt prägnant und sprachmächtig, wohin das führt: zu einer Dehumanisierung der Patienten/Klienten/Schüler/Professionen. Gesundheit, Persönlichkeitsentwicklung, Autonomie, Mitgefühl sind auf diesem Weg der vermeintlichen Effizienzsteigerung nicht zu erreichen. Das Gegenteil ist zu befürchten. Die seelischen und sozialen Schäden werden zunehmen und die Aussichten auf individuellen und gesellschaftlichten Zusammenhalt schwinden dahin. Weiterlesen „Leseempfehlung: Verstehen nach Zahlen?“