Was könnte der Sicherung einer qualifizierten Beratung helfen?

  • Eigene Telefonnummer und eigener Eingang für Beratung
  • Etablierung von Beratung als anspruchsvolles und voraussetzungsreiches Mittel für persönliche und organisationelle Entwicklung
  • Kenntlichmachen und offener Umgang mit unterschiedlichen Beratungsverständnissen (etwa Pädagogik – Psychologie), gegebenenfalls mit ihrem organisatorischen Niederschlag
  • Strukturelle Repräsentanz des Tätigkeitsfeldes Beratung auf mehreren Leitungsebenen
  • Entwicklung einer Kultur der Beratung
  • Kontinuierliche und systematische Reflexion über die Beratungsarbeit und ihre Bedingungen
  • Enge Kooperation mit benachbarten Fachgebieten auf der Basis von Eigenständigkeit
  • Regelmäßiger Austausch mit vorgesetzten Ebenen
  • Rechenschaftslegung, Evaluation und Planung mit vorgesetzten Ebenen
  • Keine Vermischung der Beratung mit unterrichtlichen und schulaufsichtlichen Aufgaben.

Ist die geschützte Beratung am Ende?

Schulpsychologische (und andere) Beratung findet und fand in der Regel in Einrichtungen statt, die in ihrem Zweck eindeutig erkennbar sind/waren. Der besondere Schutz von Privatgeheimnissen ist ihnen in ihren Grundlagen eingeschrieben. Ohne ihn könnte der Zweck der Einrichtung nicht erfüllt werden. Der Charakter besonderer Vertraulichkeit ist mit solchen Einrichtungen eng verbunden. Die Geheimnisse des Ratsuchenden werden dem Berater / der Beraterin als Person mitgeteilt – nicht der Institution, sie werden in einer persönlichen Beziehung offengelegt.

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Spannungsverhältnisse der Beratung zwischen Psychologie und Pädagogik

Dass es Unterschiede zwischen Psychologie, psychologischer Beratung einerseits und Pädagogik andererseits gibt, dürfte der Grund sein, dessentwegen Psychologie in die Schule geholt wurde. Offensichtlich verkörpert sie etwas, was Pädagogik oder Schulpädagogik nicht aufzuweisen haben. Bisher (in Hamburg bis zur Auflösung der Schülerhilfe) hat(te) Schulpsychologie eine relativ eigenständige Position gegenüber der Schule und gegenüber der Schulbehörde. Und dort, wo sie sich eigenständig und in verantwortlicher Verknüpfung mit Behörde etablieren konnte (wie in einigen Bundesländern), leistet sie konstruktive Beträge zu Persönlichkeits-, Lern- und Schulentwicklung. Weiterlesen „Spannungsverhältnisse der Beratung zwischen Psychologie und Pädagogik“

Steuerung statt demokratischer Entwicklung. Ergebnis: Frust und Reibungsverlust

Dem Anschein nach gibt es eine einzige und damit selbstverständlich »alternativlose« Form der Beratungsorganisation, die im Zuge der Inklusionsumsetzung zu realisieren ist, wenn REBUS und neuerdings die Fusion der REBUS mit den noch zu gründenden Bildungszentren propagiert werden. Alles soll effizienter werden, Eigenständigkeiten sollen gewahrt bleiben – warum dann die Fusion? – Alles wird vorbildlicher, und noch dazu für die ganze Republik. Was in den wenigen Diskussionsgelegenheiten erkennbar wird, ist, dass die Fusion eine politische Vorgabe ist. Einen inhaltlichen Entwicklungsprozess durch Kommunikation gibt es nicht.
Wie bei Reformen der Schule häufig geht es nicht darum, endlich die Bedingungen für ein personenbezogenes Lernen zu schaffen, sondern darum, Steuerung und Kontrolle im Schulsystem zu erhöhen, und zwar im Sinne eines unternehmerischen, auf Rentabilität orientierten Modells. Im Namen der Übersichtlichkeit und des Abbaus von bürokratischem Wildwuchs, werden Organisationen geschaffen, die Eingriffe und Steuerung erleichtern (sollen). Das spricht manche Wünsche, auch pädagogische, sowie Ressentiments an: Muss nicht wirklich etwas geschehen angesichts der wachsendenden Störungen im Schulsystem? – In diesem Sinne hat sich dann auch Beratung zu formieren. Weiterlesen „Steuerung statt demokratischer Entwicklung. Ergebnis: Frust und Reibungsverlust“

Psychotherapie und Schulpsychologie

Das Profil der Schulpsychologie ist mancherorts noch wenig ausgeprägt. Manche Schulpsychologin und mancher Schulpsychologe ist in seiner Berufsrolle verunsichert. Klarheit und Orientierung scheinen so gelegentlich darin zu liegen, sich an einem klinischen Modell zu orientieren. Damit wird das Muster des Index-Klienten wieder eingeführt: Der auffällige Schüler oder die auffällige Schülerin erhalten von einer nicht-klinischen Institution wie Schule oder von einer Organisation der Schulbehörde (wie einem schulpsychologischen Dienst) eine psychische Erkrankung zugeschrieben. Aber nicht nur das. Diese soll dann noch in diesem Rahmen therapiert werden.

Damit würde das Wirkungsfeld der Schulpsychologie enorm eingegrenzt — und die Schule und ihr Umfeld als gestaltendes Element für die Persönlichkeitsentwicklung vernachlässigt. Das muss nicht heißen, die Psychodynamik des Kindes und die Dynamik seiner Familie zu ignorieren. Sie können und sollen Gegenstand schulpsychologischer Arbeit sein — nicht zuletzt, um sie auch in Schule zu verstehen und sie dort gezielt weiterzuentwickeln.

Die Sektion Schulpsychologie im BDP hat sich schon mit der Thematik befasst. Die Wirkungen einer unbedachten »Psychotherapeutisierung« der Schulpsychologie könnten folgenreich sein.

Schulpsychologie zwischen medizinischem Modell und Prozessberatung

„Schulpsycholog-innen unterstützen Menschen in Schulen dabei, miteinander Lernprozesse zu entwickeln und umzusetzen.“ Und Rückmeldungen über gestörte Prozesse hätte sie zu geben — und nicht über gestörte Personen. Das ist für Volker Bohn eine Perspektive der Schulpsychologie. Damit könnte sie sich aus ihrer Verhakelumg im medizinischen Modell und aus einer Tradition der »Besonderung« befreien. (jm)

Seit wann ist Schulpsychologie inklusiv?

Von Volker Bohn, Schulpsychologe in Niedersachsen

Die aktuelle Inklusionsdebatte kommt, hierzulande nicht „von innen“, nicht aus den Schulen, Gewerkschaften, Parteien, Hochschulen, Verbänden, usw., sondern ist ebenso wie bei der PISA-Debatte Reaktion auf eine externe Intervention. Bei PISA war es die OECD, in Sachen Inklusion die entsprechende UN-Resolution von 2007, vom Bundestag ratifiziert 2009.
In Sachen Inklusion scheint die einhellige Reaktion darin zu bestehen, dass die UN-Resolution ‚offene Türen’ einrenne, dass ‚man sowieso schon immer dafür gewesen sei: Integration oder Inklusion – alles nur zum Besten für die Behinderten!
Tatsächlich? Weiterlesen „Schulpsychologie zwischen medizinischem Modell und Prozessberatung“

Erfahrungen artikulieren

Bei so viel Steuerungswillen, Struktursetzung ohne Diskussion, wie beispielsweise in Hamburg, aber auch in anderen Bundesländern, ist eine Frage: Was kann der / die Einzelne tun? Ist er oder sie ausgeliefert? Ist das Abwarten die einzig mögliche Lösung?

Ich glaube nicht. Viele Kolleginnen und Kollegen haben in den vergangenen Jahren oder Monaten mehr oder weniger mühselig sich Standpunkte erarbeitet. Für sich selbst, gemäß eigenen, inneren Leitlininien, für die Kollegen in der eigenen Organisation und in Auseinandersetzung mit ihnen, für die anfragenden Eltern und Lehrkräfte.

Bedauerlicherweise münden diese Erfahrungen bisher nicht überall in eine Diskussion über sie, in ein gemeinsames Berufsprofil. Ein solches gemeinsames Berufsprofil könnte die individuellen Bemühungen in der Wirkung verstärken, vielleicht sogar beflügeln. Der Ort, von dem aus ich handle — mein haltender Rahmen — , Status und Selbstsicherheit könnten profitieren und die Arbeit „flüssiger“ machen.

In den individuellen Erfahrungen, in ihrer Zusammenfassung liegt das Potenzial, für die Mitgestaltung neu zu bildender Organisationen.

Wie gut sind gutgemeinte Fusionierungen?

Anmerkungen zur Implementierung eines Organisationsentwicklungsprozesses, von Jürgen Mietz

Im Namen der Inklusion – zu einem allem Anschein nach guten Zweck also – nehmen die Schülerinnen und Schüler, die Lehrkräfte, wie auch Eltern und Beschäftigte im Schulsystem besondere und zusätzliche Belastungen auf sich. Neue Rollen, Organisationsformen und Kooperationsabläufe wollen erfunden sein. Ein Spezialfall dieser Entwicklungsaufgabe stellen die REBUS (Regionale Beratungs- und Unterstützungsstellen) und die neu zu gründenden Bildungszentren in Hamburg dar.

Bei allen Unklarheiten und offenen Fragen ist vorab entschieden: REBUS und die Bildungszentren sollen in einer Organisation zusammengefasst werden. Eine Entscheidung, die in hohem Maße die Qualität der Arbeitsplätze, der Arbeits- und Kooperationsverständnisse berührt. Ob zusammengehört, was da zusammenwachsen soll, muss bei näherer Betrachtung offen bleiben. Die Entscheidung wurde ohne die Beteiligung der unmittelbar Betroffenen gefällt. Substanz und Stichhaltigkeit der Entscheidung können empirisch und theoretisch kaum nachvollzogen werden. Vermutlich ist ein Hintergedanke der Reformer, dass den potenziellen Nachfragern der Leistungen der REBUS und der Bildungszentren eine Unübersichtlichkeit drohe, die ihnen nicht zuzumuten sei. Und mit dem Argument, man wolle einem Behördenwildwuchs vorbeugen, lässt sich leicht Zustimmung gewinnen.

Jedoch: Warum sollte es den künftigen Beratungs- und Bildungszentren anders ergehen als den jetzigen REBUS, denen der neue Anzug nach 10 Jahren immer noch nicht richtig sitzt? Manch eine/r mag von Synergieeffekten träumen, die sich – eine solche Fantasie scheint es zu geben – im Selbstlauf einstellen mögen. Daraus spricht eine  Überschätzung der technischen Organisierbarkeit und eine Unterschätzung der (möglichen) unterschiedlichen Aufgabenstrukturen und Kompetenzen. Weiterlesen „Wie gut sind gutgemeinte Fusionierungen?“

REBUS – Erfolgsmodell für alle oder Spezialfall?

(Eine leicht überarbeitete Version eines früheren Eintrags)
von Jürgen Mietz
Es scheint so, als solle sich das Modell einer Organisation von Beratung (und Unterstützung), wie es sich in HH ab Ende der 90 er Jahre etablierte, nun bundesweit durchsetzen. Bremen hat sich von ihm inspirieren lassen, Niedersachsen und Berlin sollen folgen, wenn man  einem Gutachten von Klaus Klemm und Ulf Preuss-Lausitz (rechts unten klicken) folgt. Es wurde in Zusammenhang mit der Umsetzung der Inklusion in NRW erstellt. Klemm und Preuss-Lausitz widmen sich darin unter anderem Fragen der Beratung und Unterstützung und stoßen dabei auch auf das REBUS-Konzept.
Für Hamburg liegt eine Evaluation der REBUS-Praxis vor. (Konzept und Evaluation hier).  Klaus Klemm und Ulf Preuss-Lausitz entnehmen ihr einen summarischen Satz, um die prinzipielle Geeignetheit der REBUS-Konstruktion zu belegen: „Grundsätzlich wurde die Arbeit der REBUS als sehr wichtig für den jeweiligen regionalen Kontext, aber auch für die Arbeit der Kooperationspartnerselbst erachtet“.
Zum einen wird diese verallgemeinernde Aussage der Evaluation selbst nicht gerecht, sie urteilt differenzierter. Zum anderen lässt sich an der Evaluation, an ihrer Methodik, an den Fragen, die gestellt wurden und an den Fragen, die nicht gestellt wurden, Kritik üben. Weiterlesen „REBUS – Erfolgsmodell für alle oder Spezialfall?“

Schulpsychologie in Schulbehörden

Schulpsychologie als Impulsgeberin und Fremdkörper

Die Rolle der Schulpsychologie im Schulgeschehen ist umstritten. Traditionelle Verständnisse geraten ins Wanken, neue Vorstellungen entwickeln sich. Für welche Aufgabenfelder kommt die Schulpsychologie in Frage? Diese Frage treibt auch Volker Bohn, Schulpsychologe in Niedersachsen, in seinem Aufsatz »Schulpsychologie in Schulbehörden« um.
»Im Bereich Prävention ist Schulpsychologie also zunehmend „überflüssig“ geworden« schreibt der Kollege in seinem Aufsatz – ein Satz, der hellhörig macht. Und dazu auffordert, den ganzen Artikel zu lesen.
Der Autor wirft einen Blick auf sich wandelnde Erwartungen an Schulpsychologie, beginnend mit ihrer »überraschenden« Hereinnahme in den schulbehördlichen Bestand bis hin zu Überlegungen, wo ein allseits anerkanntes Tätigkeitsfeld für sie liegen könnte. Dabei macht Volker Bohn auch vor denkbaren Spezialisierungen der Schulpsychologie nicht halt.

Schulpsychologie in Schulbehörden

von Volker Bohn, Niedersachsen

Seitdem und solange das Schulwesen in (national-)staatlicher („hoheitlicher“) Verantwortung/Zuständigkeit verortet ist, gibt es entsprechende (behördliche) Strukturen, die sich im Rahmen der gesellschaftlichen Entwicklungen zwar verändern/anpassen, aber dies nach wie vor im Rahmen dieser staatlichen Zuständigkeit tun zu dem Zweck, Bildungssysteme und Bildungsgänge zu organisieren und zu effektivieren. Weiterlesen „Schulpsychologie in Schulbehörden“