Amoklauf – sozial induzierte Psychose?

„Woher also der Hass? Die blinde Wut? Auch noch so viele Psychiater werden dieses Geheimnis nicht lüften, solange sie den Wahnsinn nicht dort verorten, wo er sich wirklich befindet. Denn Schulamokläufer sind zweifellos psychologische Grenzfälle, aber zugleich sind sie die Seismographen einer kranken Gesellschaft. Tanja O. sei kein „Monster“, liest man in der Presse. Natürlich ist sie das nicht. Verwirrt ist sie und ein Kind der Umstände. Diese Verwirrung und auch die Umstände gehören aufgeklärt.“ Woher der Hass?

Amok – nur krank oder an der Gesellschaft krank geworden?

Amoktaten, Sicherheitstrakte, und vielleicht ein wenig Schulentwicklung und Schulpsychologie

Bitte etwas genauer hinschauen

Ein Schüler hat tragischerweise einen seiner ehemaligen Lehrer getötet, weil er sich von ihm ungerecht behandelt fühlte. Und schon ist wieder von einer Amoktat (handelt es sich um blinde, voraussetzunglose Wut?) und von Amoktrainings (Polizeigewerkschafter Wendt) die Rede. (Wer trainiert da wen worin und wer dreht da eigentlich durch?) In den öffentlichen Berichten Schulen zu Sicherheitstrakten Weiterlesen „Amoktaten, Sicherheitstrakte, und vielleicht ein wenig Schulentwicklung und Schulpsychologie“

Schulreform in Hamburg braucht Oppositionsparteien – und Niedersachsen Schulpsychologen

Endlich hat das Feilschen ein Ende. Vielleicht waren die sechs Verhandlungen zwischen „Wir wollen lernen“ und dem Senat dafür gut, zu erkennen, dass es den Verhandlungsführern der Initiative um die Rettung des Prinzips „Wir sind wir und ihr bleibt draußen“ ging. GAL und CDU machten Kompromisse, die den Unterstützern der Reform arge Schmerzen bereiteten. Nun kommt es darauf an, ob Linke und SPD Gefallen an den Konzepten der Regierungsparteien finden können – und diese an denen der Opposition. Dazu ein taz-Artikel: Mitwirkung der Oppositionsparteien

Niedersachsen hat in den vergangenen Jahren massiv Stellen für Schulpsychologie abgebaut. Nun ist es doch gelungen, diesen Skandal öffentlich zu machen. GEW und BDP stellten eine Studie vor, die zeigt, wie dringlich der Ausbau ist. Sollte es zu einem Ausbau oder besser: Wiederaufbau kommen, möchte man allen Beteiligten wünschen, dass sie nicht nur auf die Quantität schauen, sondern auch darauf, wie sich sicherstellen lässt, dass die Psychologie eine größtmögliche multiplikatorische Wirkung entfalten kann. Dazu würde gehören, dass sie nicht nur auf das Kind fokussiert ist, sondern auch darauf, dass die Lehrer selbst unterstützt werden, sich besser auf Kinder einstellen zu können, dass sie Kooperationsformen entwickeln können, die das Schulklima verbessern.

Hier ein Kommentar Was ist rentabel?

Und hier der Artikel Niedersachsen schwach

Das soziale Lernen kann das politische Lernen nicht ersetzen

Über einen problematischen Verzicht auf schulische Gestaltungsmöglichkeit

Jürgen Mietz

Soziales Lernen wird gemeinhin als das entscheidende Mittel angesehen, Verständigung und friedliches Zusammenleben zu erzielen. Soziales Lernen ist das, was sich Lehrer und Lehrerinnen für ihre Schüler am innigsten wünschen, nicht zuletzt als Voraussetzung dafür, dass Kinder den Lernstoff aufnehmen können. Aber auch Eltern, Politik und Gesellschaft scheinen sich nichts sehnlicher zu wünschen als dass soziales Lernen stattfinde.

Dennoch bleibt die Frage, ob das »Soziale Lernen«, so viel man sich auch von ihm erhofft, den Aggressionen, der Reizbarkeit, der Lust am Mobbing, dem Egoismus einen Riegel vorschieben kann. Und ob andererseits das »Soziale Lernen« die Subjekte so stärken kann, dass sie fähig zur Selbstbehauptung und Abgrenzung sind, ohne selbst antisozial zu werden. Spontan möchte man meinen, dass doch mit dem »Sozialen Lernen« der entscheidende Hebel für ein gutes Zusammenleben in Schule und für eine Vorbereitung auf das Leben nach der Schule gefunden sein müsste. Weiterlesen „Das soziale Lernen kann das politische Lernen nicht ersetzen“

Intrigantentum als subtile Form des Mobbing

Auf eine bisher kaum beachtete und beforschte Form der Gewalt macht ein taz-Artikel vom 6.11.2009 aufmerksam. Vermutlich breitet sie sich da aus, wo Lehrer und Lehrerinnen und die Institution Schule ein Führungs- und Wertevakuum zulassen. Die Heimlichkeit dieser Aggressions- und Manipulationsform lässt ahnen, dass ihr nicht mit kurzfristig angelegten Programmen und schon gar nicht mit Moralpredigten beizukommen ist. Zeit, Raum und Reflexionsgelegenheit sind notwendig, wenn Lehrer und Lehrerinnen hier Alternativen entwickeln sollen.

Gewalt subtil

Missbrauch der Gewalt – medial, politisch

Gewalt treibt die Gemüter um. Sie wird in vielerlei Hinsicht gebraucht und ist nützlich. Was einmal Leitlinie war, gerät aus dem Blick: Nicht nur die Gewalttäter bekämpfen, sondern auch die Ursachen der Gewalt. In diesem Artikel wird darüber geschrieben, welche Stimmen gehört werden und welche nicht. Auch das sind Kontexte der Schulpsychologie, die sich anschickt, in einen Wandel einzutreten, weg von der Ursachenbekämpfung, hin zur Feuerwehr und Interventionseinheit. Gewaltursachen bekämpfen

Amokläufe nicht unvorhersehbar

Langzeitstudie von Klaus Hurrelmann vorgestellt

Dass Amokläufe nicht aus dem Nichts auftauchen – diese Vermutung wurde an dieser Stelle schon öfter angestellt. Nun hat ein Forscher, Peter Langman, seine Durchsicht von Amokläufen aus 20 Jahren vorgestellt. Er will drei Hauptgruppen ausgemacht haben: Psychopathen mit einem extrem ausgeprägten Narzissmus, psychotische Täter mit Wahnvorstellungen und traumatisierte Amokläufer mit Gewalt- oder Missbrauchserfahrungen (laut taz vom 10.102009). Fraglich ist, ob diese Tätergruppen so eindeutig voneinander abzugrenzen sind. Und auf welch theoretischer Grundlage das geschieht. Weiterlesen „Amokläufe nicht unvorhersehbar“

Verbot von Schimpfwörtern

Eine Schule in Hamburg bestraft konsequent die Benutzung von Schimpfwörtern – sofern sie den Lehrern und Lehrerinnen zu Ohren kommen. Ist das ein Weg, Gewalt abzubauen?

An den Kommentaren lässt sich leider ablesen, dass der Versuch auch dazu missbraucht wird, ihm eine deutsch-nationale Wende zu geben.

Keine Beleidigungen

Entwicklungsvorteil des Menschen: Helfen können

Wie sich Altruismus und menschliche Fürsorge entwickeln konnten

ist eine Sendung des Deutschlandfunks vom 4.10.2009 überschrieben. Martin Hubert ist der Autor. Im Vorspann heißt es: „Der Mensch hat den Ruf, ein soziales Wesen zu sein: Er spendet Blut, Geld und hilft alten Menschen beim Gepäck tragen. Sein Hang zu selbstloser Fürsorge ist einzigartig im Tierreich. Warum der Mensch aber fähig ist, nur um des Helfens willen zu kooperieren, ist bisher nicht beantwortet.“

Mit den in der Sendung berichteten Untersuchungen wird ein weiteres Mal (siehe Eintrag vom 16.8.2009) das Darwin’sche Prinzip  der Entwicklung der Gattung durch den Vorteil des Stärkeren in Zweifel gezogen. Hier ist das Manuskript der Sendung nachzulesen: Entwicklungsvorteil Altruismus


Ministerin Sommer geht in die Vollen – aber wo will sie hin?

1000 neue Schulpsychologen – ein Durchbruch für die Schulpsychologie, die Schule, die Lehrer und Schüler?

Amokläufe und Gewalttaten treiben Lösungsvorschläge der Politik hervor. So will die Schulministerin aus NRW, Barbara Sommer, 1000 neue Schulpsychologen einstellen. Jedoch: Der Finanzierungsvorschlag macht skeptisch. Dass die Psychologinnen und Psychologen auf Kosten von Lehrerstellen erwirtschaftet werden sollen, lässt befürchten, dass es um eine Feuerwehrmaßnahme geht, um einen Medieneffekt, aber nicht um ein neues Bildungsverständnis. Weiterlesen „Ministerin Sommer geht in die Vollen – aber wo will sie hin?“