Wir haben es erfahren, besonders und zuletzt im Zusammenhang mit dem Hamburger Volksentscheid 2010: die Bildungsorganisation ist von entscheidender Bedeutung für die Sicherung von Macht und Einfluss in der Gesellschaft. Deshalb ist sie heiß umkämpft. Sie entscheidet über den elitären oder demokratischen Charakter von Bildung. Nicht zuletzt im Zusammenhang mit den Riots in England ist der Artikel aus dem Jahr 2008 von Michael Hartmann „Über Reichtum und Eliten im europoäischen Vergleich“ aktuell.
Kategorie: Kontexte Schule u. Schulpsychologie
Wie demokratisch ist die Bildung(spolitik)
Was wir unter Bildung verstehen, ist oft genug etwas anderes als das, was durch Macht- und Verwertungsinteressen als Bildungspolitik »hinten rauskommt«. Das zeigt der Professor Bernhard Taureck in einem Essay des Deutschlandfunks. Hier geht es zur Hördatei
Gymnasium gesichert. Sekundarschule statt Gemeinschaftsschule. Weiterhin Gesamtschule, Realschule und Hauptschule. Die Kommunen sollen’s richten.
Kurz vor den Ferien oder in den ersten Tagen der Ferien gab es einige Meldungen, die aufhorchen ließen. Zweimal war es die rot-grüne Regierung in NRW, die mit sich selbst sehr zufrieden war.
Die rot-grüne Regierung verkündete einen so genannten Schulfrieden 2, den sie mit der CDU geschlossen hatte. Auf zwölf Jahre soll der angelegt sein.
Möglicherweise haben sich die Parteien SPD, Grüne und CDU jenseits aller versprochenen Schulpolitik des gemeinsamen Lernens damit den Frieden verschafft, den sie brauchen, wenn sie nach vorzeitigen Neuwahlen oder nach den nächsten regulären Wahlen untereinander koalitionsfähig sein und die Linkspartei von Einflussmöglichkeiten abschneiden wollen.
Diese sieht sich vor den Kopf gestoßen, war sie doch Sympathisantin des von Grünen und SPD propagierten gemeinsamen Lernens. Was es der Linkspartei erleichtert haben dürfe, der Minderheitsregierung ab und an ihre Stimmen gegeben zu haben. Hier ein Interview mit der Linkspartei
Die GEW pickt sich ihre Rosinen heraus, wenn sie sich auf neue Leitlinien für die Einrichtung von Sekundarschulen bezieht.
Dass bestimmte Stärkeverhältnisse der Parteien im Parlament Absprachen und Kompromisse erfordern, ist das eine. Ob sich die Handlungsfähigkeit der rot-grünen Koalition tatsächlich erhöht, wenn das gegliederte Schulsystem in der Verfassung neu verankert werden soll, dürfte allerdings fraglich sein. Die konservativen Kräfte werden sich das als Argument für ihre die Gesellschaft spaltende Schulpolitik und die Sicherung des Gymnasiums nicht nehmen lassen. So sicher das ist, so fraglich ist – zumal nach den Hamburger Erfahrungen – ob SPD und Grüne gewillt und in der Lage sind, um die Menschen zu werben, die am meisten auf gemeinschaftliches statt ausgrenzendes Lernen angewiesen sind. Einen saftigen Kommentar gibt es hier: Einen saftigen Kommentar gibt es hier
Und hier noch eine weitere Meinung von Attac Köln: Weiterlesen „Gymnasium gesichert. Sekundarschule statt Gemeinschaftsschule. Weiterhin Gesamtschule, Realschule und Hauptschule. Die Kommunen sollen’s richten.“
Schulen immer abhängiger von der Wirtschaft
Schule ist noch dem Allgemeinwohl verpflichtet. Der Staat soll der Sachwalter des Allgemeinwohls sein. Mit dem wachsenden Einfluss der Bertelsmann-Stiftung, die dem Konzept des Neoliberalismus folgt und nur vermeintlich gemeinnützig ist, stattdessen aber den Ruf des heimlichen Bundesbildungsministeriums hat, ist das Prinzip der staatlichen Verantwortung schon seit einigen Jahren in Auflösung begriffen.
Wo die Bertelsmann-Stiftung seit Jahren die eigenen Geschäfts- und Unternehmensideen beackert, wollen auch andere Akteure ihre Felder bestellen. Die konsequente staatliche Unterfinanzierung des Schulwesens über viele Jahre hinweg, die Straffung durch Normen und Standards und fehlende Spielräume für ernsthafte pädagogische Entwicklung macht die Schule anfällig für Übernahmen durch die Wirtschaft. Die Bildungspolitik der letzten 20 Jahre hat diese Übernahme möglich gemacht.
Um das Vertrauen in die Erziehungsfähigkeit ist es schlecht bestellt
Das schafft Probleme
Ein Journalist begibt sich auf eine kleine Reise zu seinen Maßstäben als Vater, jenen der Schule und Gesellschaft. Eine Reihe von Leserbriefen ergänzt die Suche.
Schulpsychologie in Schulbehörden
Schulpsychologie als Impulsgeberin und Fremdkörper
Die Rolle der Schulpsychologie im Schulgeschehen ist umstritten. Traditionelle Verständnisse geraten ins Wanken, neue Vorstellungen entwickeln sich. Für welche Aufgabenfelder kommt die Schulpsychologie in Frage? Diese Frage treibt auch Volker Bohn, Schulpsychologe in Niedersachsen, in seinem Aufsatz »Schulpsychologie in Schulbehörden« um.
»Im Bereich Prävention ist Schulpsychologie also zunehmend „überflüssig“ geworden« schreibt der Kollege in seinem Aufsatz – ein Satz, der hellhörig macht. Und dazu auffordert, den ganzen Artikel zu lesen.
Der Autor wirft einen Blick auf sich wandelnde Erwartungen an Schulpsychologie, beginnend mit ihrer »überraschenden« Hereinnahme in den schulbehördlichen Bestand bis hin zu Überlegungen, wo ein allseits anerkanntes Tätigkeitsfeld für sie liegen könnte. Dabei macht Volker Bohn auch vor denkbaren Spezialisierungen der Schulpsychologie nicht halt.
Schulpsychologie in Schulbehörden
von Volker Bohn, Niedersachsen
Seitdem und solange das Schulwesen in (national-)staatlicher („hoheitlicher“) Verantwortung/Zuständigkeit verortet ist, gibt es entsprechende (behördliche) Strukturen, die sich im Rahmen der gesellschaftlichen Entwicklungen zwar verändern/anpassen, aber dies nach wie vor im Rahmen dieser staatlichen Zuständigkeit tun zu dem Zweck, Bildungssysteme und Bildungsgänge zu organisieren und zu effektivieren. Weiterlesen „Schulpsychologie in Schulbehörden“
Wem gehört die Beratung?
Schulpsychologie und Beratung für Schule befinden sich in einem ständigen Prozess der Positionsbestimmung, sowohl nach innen und in Bezug auf die beteiligten Professionen, als auch in Hinblick auf das schulische und behördliche, wie auch gesellschaftliche Umfeld. Dazu finden sich hier einige Überlegungen (leicht überarbeite Fassung v. 24.3.2011): Wem gehört die Beratung?
Geschlossene Gesellschaft
Intelligenz – Genetik – Gymnasium – Grundschule – PISA
„Widersprüche und Ungleichheiten mit System“ könnte man als ein Fazit aus dem Interview festhalten. Man prüfe die Inhalte und lasse sich nicht davon abhalten, dass es sich bei dem Interviewten um einen Linken handelt.
Wie fehlender Gesellschaftsbezug die Inklusion beschädigt und sie ins Gegenteil verdreht
Anmerkungen zu einem Vortrag von Birgit Herz
»Eine öffentliche Debatte über „Armut und Inklusion“ in schulischen und außerschulischen Institutionen von Bildung und Erziehung ist derzeit eher eine Leerstelle, obwohl sich hier das ganze Dilemma einer verfehlten Bildungs- und Sozialpolitik offenbart,« heißt es in einem pointierendem Artikel der Professorin Birgit Herz. Inklusionsrhetorik statt Inklusion könnte man sagen. Sie zeigt, wie der Mainstream der deutschen Erziehungswissenschaft Inklusionskonzepte von Autoren des Auslands anpasst, ohne ein Wort darüber zu verlieren, dass die Konzepte in ihrer gesellschaftsbewussten Substanz verändert wurden. Explizit gesellschaftskritische Ansätze werden demnach für eine naive inklusionspädagogische Strategie gemodelt. Weiterlesen „Wie fehlender Gesellschaftsbezug die Inklusion beschädigt und sie ins Gegenteil verdreht“
Immer wieder und noch einmal
Auch wenn man nicht glauben sollte, dass Studien der OECD jenseits ökonomischer Interessen stehen – das gilt auch für die PISA-Studien – so zeigt doch die jüngste Studie dieser Organisation aus Industrieländern, wie weit sich Deutschland von europäischen Gerechtigkeitsvorstellungen entfernt hat. Die Bildungspolitik ist eine Säule sozialer Gerechtigkeit – und wieder einmal schneiden die Deutschen bedrückend schlecht ab.
In Deutschland werden die Ergebnisse der Studie von der Bertelsmann-Stiftung veröffentlicht. Nanu, möchte man sagen. Hat dieses heimliche Schul- und Hochschulministerium der Republik die Seiten und den Tonfall gewechselt? Nicht doch. Die Ergebnisse sind krasser als die Formulierungen aus Gütersloh vermuten lassen. Tatsächlich handelt es sich um eine weichgespülte Wiedergabe der Befunde. Damit betreibt die Stiftung das Geschäft der neoliberalen Schulpolitik. Sie vernebelt die Fakten und die Ursachen der Misere. Nachzulesen ist das hier.