Die Überhöhung der Leistung erzeugt Aggression und Depression

Paradigmenwechsel gefordert

Es lässt den Menschen nicht kalt, wenn in ihm nur noch der Leistungserbringer gesehen wird. Solche Verkennung beantwortet er mit Depression oder Aggression, wenn er nicht selbstbewusst genug ist, sich solcher Zumutung aktiv zu entziehen.

„Deswegen ist es wichtig, Modellversuche zu finanzieren, um zu zeigen, was es kostet, eine neue Schule zu machen. Denn es fragt sich, ob eine Schule, die solche psychoemotionale Kompetenz miteinbezieht, wirklich teurer ist als eine Schule, die gewaltige gesellschaftliche Kosten und Konflikte nicht im Blick hat.“ Hier geht es zu einem interessanten Interview:

Wenn aus Trauma Aggression wird

Warnhinweis: Entfremdetes Lernen gefährdet Gesundheit und Leben

Im Zusammenhang mit dem Tod von Robert Enke haben wir sehr viel gehört von Leistungsdruck und Stress, davon, wie sehr die Angst zu versagen Menschen beschämen und in die Verzweiflung treiben kann – bis zum Tod. Seine Geschichte – nicht zuletzt eine der Versagensangst – druckte der Spiegel eine Woche nachdem der Artikel über Stress und entfremdetes Lernen an Gymnasien erschienen war. (Einen Link gab‘ in diesem Blog) Mehr als eine zufällige Reihung oder doch Ausdruck einer Lebensform am Rande der (Selbst-) Zerstörung?

Hier  Links zu einigen Texten im Zusammenhang mit Robert Enke und unserer Lebensform:

Spiegelfechter, taz-Artikel zu Robert Enke, Micha Hilgers in der FR

Ministerin Sommer plädiert für Reduktion – ist sie damit schon auf dem Weg einer Humanisierung der Schule?

Ministerin Sommer will mal anhören, was die Schüler zu sagen haben … und sie sich kommen lassen. Jetzt sollen es die Schulen richten, die Lehrpläne zu entrümpeln, im Namen der Eigenverantwortung. Weiterlesen „Warnhinweis: Entfremdetes Lernen gefährdet Gesundheit und Leben“

Schulpsychologen haben eine hohe Duldungsfähigkeit

Der Deutschlandfunk berichtete am 12.11.2009 über die Lage in den Schulen, 9 Jahre nach PISA. Ein Satz daraus:

„Kinder sind in dem Alter, im neunten, zehnten Lebensjahr in hohem Maße intensiv deprimiert. Es gibt eine ganz hohe Inzidenz von Depression, Belastung, von Albträumen. Die Schulpsychologen können ein Lied davon singen. Als Dulder dieser Auslese sind sie außerordentlich tangiert, es sei denn, sie kommen aus privilegierten Gruppen.“

Es gab aber noch mehr Interessantes zu hören: Gute Zusammenfassungen und Kommentare. Gut geeignet, um sich in Zeiten des Wortgetümmels um Bildung nicht kirre machen zu lassen.

DLF, 9 Jahre nach PISA

Wie wollen wir lernen, wie wollen wir leben?

Angstlernen macht krank und ist entwürdigend

Nicht zuletzt die Zahl der Nachhilfestunden, die erforderlich sind, um das Abitur zu ereichen, sind ein Hinweis darauf, dass mit dem System des Lernens und Lehrens etwas nicht stimmen kann. Losgelöst von persönlichem Sinn gehen Schüler morgens in die Lernfabriken und mittags oder nachmittags hinaus. Von Bildung als Weg zur Mündigkeit, zur Einführung in die Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme, zu Mitgefühl und Urteilsfähigkeit lässt sich kaum noch sprechen. Welche Rolle spielen die Schulpsychologen in diesem Zirkus? Wie steht es um ihre ethische Selbstverpflichtung, der Individualiät Respekt zu verschaffen? Und dafür gemeinsam eine Kritik des Systems zu wagen? Diese Fragen können einem wieder einmal kommen, wenn man den spiegel-online-Bericht aus der Welt des Gymnasiums liest: entfremdetes Lernen

„Bei einer anonymen Umfrage unter rund 55.000 Gymnasialeltern kam heraus, dass bei den Sechstklässlern fast jeder fünfte, bei Siebt- bis Neuntklässlern schon fast jeder vierte Schüler Nachhilfestunden nimmt. Und das ist nur das Ende der Kette: Häufig haben sich vorher schon die Eltern mit ihren Kindern abgemüht, sich an ihnen abgekämpft, bis sie für diese Ersatzschule am Küchentisch keine Zeit oder keine Nerven mehr hatten.“

 

Intrigantentum als subtile Form des Mobbing

Auf eine bisher kaum beachtete und beforschte Form der Gewalt macht ein taz-Artikel vom 6.11.2009 aufmerksam. Vermutlich breitet sie sich da aus, wo Lehrer und Lehrerinnen und die Institution Schule ein Führungs- und Wertevakuum zulassen. Die Heimlichkeit dieser Aggressions- und Manipulationsform lässt ahnen, dass ihr nicht mit kurzfristig angelegten Programmen und schon gar nicht mit Moralpredigten beizukommen ist. Zeit, Raum und Reflexionsgelegenheit sind notwendig, wenn Lehrer und Lehrerinnen hier Alternativen entwickeln sollen.

Gewalt subtil

Die gemobbte Gesamtschule und falsche Vergleiche

Ein erheblicher Teil schulpsychologischer Kapazität wird durch die Kollateralschäden des vielgliedrigen Schulsystem absorbiert. Ängste und Positionskämpfe, Empfehlungen der Lehrkräfte, die die real existierenden Benachteiligungsmechanismen des Gymnasiums zur Grundlage haben binden nicht selten die Ressourcen schulpsychologischer Dienste. Mit einer echten Gesamtschule wäre das nicht passiert. Valentin Merkelbach stellt die Leistungen dieser Schulform ins Licht – und wirft damit die Frage auf, ob das Zwei-Säulen System, das uns in einigen Bundesländern erwartet, ein wirklicher Fortschritt ist. Gemobbte Gesamtschule

„Die verstärkte Zustimmung von Eltern zur Gesamtschule, die seit Jahren zu beobachten ist und in einem engen Zusammenhang steht mit dem Niedergang der Hauptschule, erfährt durch das Gymnasium einen weiteren Attraktivitätsschub. Seit die Bundesländer begonnen haben, die Gymnasialzeit in der Sekundarstufe I auf fünf Jahre zu verkürzen, wird die Gesamtschule auch für bislang gymnasial orientierte Eltern akzeptabel. Hat die Gesamtschule, also nur an Akzeptanz gewonnen, weil andere Schulformen an Zustimmung eingebüßt haben?“