Ende der Testgläubigkeit in Großbritannien?

Tests nur am Ende einer Voraussetzungskette sinnvoll

Was schon immer bekannt war, aber den Technokraten, die glaubten, Menschen wie eine Maschine modeln zu können, nicht in ihre Ambitionen passte, erhält nun neuen Aufwind: Testeritis verbessert die Leistungen nicht. Ein Grund, Lernstandserhebungen kritisch zu begleiten. Hier der Link zu einem Blog mit Nachrichten aus UK

Ende der Testgläubigkeit in Großbritannien?

Menschliches Verhalten: Krieg der Natur oder Kooperation

Ein Lesebericht über Joachim Bauer: Prinzip Menschlichkeit, Warum wir von Natur aus kooperieren

von  Jürgen Mietz

Gewalt und zerstörerische Aggression gehören allem Anschein nach zur ersten Natur des Menschen. Kriege, Herrschaft und Unterwerfung, die Ereignisse auf Schulhöfen und Schulwegen, Gewalt in Familien scheinen das zu bestätigen. Erklärt oder gerechtfertigt wird das mit dem vermeintlichen Naturgesetz des Kampfes ums Überleben. Entwicklung sei nur darüber möglich, dass sich der Stärkere durchsetze. Die Spirale der Gewalt ist demnach unausweichlich. Je mehr jemand aufrüstet, umso mehr zeigt sich darin seine Fähigkeit, Fortschritt und Entwicklung zu sichern. Und nun kommt die Neurobiologie, unter anderem in Gestalt Joachim Bauers daher und sagt: Alles falsch. Das Gegenteil ist richtig. Kommunikation und Kooperation sind den Menschen als oberstes und wichtigstes Merkmal zur Lebenssicherung und Entwicklung eingebaut.

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Problematische Zweigliedrigkeiten in Hamburg, Berlin und Bremen

Seit jeher hat die Vielgliedrigkeit des Schulsystems die Agenda der Schulpsychologie mitbestimmt. Wird sich nun mit der Tendenz zur Zweigliedrigkeit daran etwas ändern?

Tatsache ist: Die Schullandschaften werden immer unübersichtlicher. Die klassische Dreigliedrigkeit ist kaum mehr zu halten. Die Hauptschule in NRW blutet im neuen Schuljahr weiter aus. In anderen Bundesländern versucht man den Problemen durch Arrangements der Zweigliedrigkeit beizukommen. Sachlich und logisch hat das durchaus seine Tücken, wie der lesenswerte Übersichtsartikel von Valentin Merkelbach, gefunden beim Kritischen Forum Pädagogik, zeigt. Problematische Zweigliedrigkeiten

Ein Fazit ist: In der Unübersichtlichkeit wächst auch Deutlichkeit. Das Gymnasium muss für eine bestimmte Klientel und Gesellschaftsgruppe sozial und kulturell erhalten bleiben. »Wie diese aufwendige Separierung in einer demokratischen Gesellschaft noch begründbar ist und ob sie den Heranwachsenden, für die sie betrieben wird, in ihrer Persönlichkeitsentwicklung hilfreich ist, darüber muss wohl auch in einem zweigliedrigen Schulsystem weiter nachgedacht und gestritten werden« schließt der Artikel.

Wer braucht die Schulpsychologie wozu?

Muss es immer ein schlechtes Zeichen sein, wenn die Schulpsychologie übersehen wird? Und in welchen Fällen kann sie überhaupt zu Lösungen beitragen?

Einige Beobachtungen von Jürgen Mietz

An allen Ecken und Enden des Schulsystems brechen Mängel auf: Grundfertigkeiten wie Lesen, Schreiben, Rechnen sind weiterhin hin ein großes Problem. Allein schon unter dem Aspekt kommunaler Kosten (§ 35a) nimmt das Problem an Bedeutung zu und führt zu neuen Anstrengungen. Deren Ergebnisse aber tragen die Spuren der üblichen Lösungsversuche: Projektförmigkeit, Improvisiertheit, technokratische Vorgehensweise, die den zentralen Aspekt grundlegenden Lernens – der Begegnung von Mensch zu Mensch, der Vertrauens- und Beziehungsgebundenheit – leugnet. Weiterlesen „Wer braucht die Schulpsychologie wozu?“

Kapitalgedeckte Ausbildung – Ausweg aus der Bildungsmisere?

Aber was, wenn es dem Kapital schlecht geht?

Über Jahre hinweg wurde uns die Privatisierung und Kommerzialisierung von Bildung und Ausbildung als der ideale und einzig vernünftige Ausweg aus der Misere des Bildungswesens gepriesen. Vorbildlich – angeblich – die USA und Harvard. Nun ist das Kapital in Not – und damit auch die (Aus-) Bildung. Artikel in der Süddeutschen Zeitung: Bildung, kapitalgedeckt

Bildung als verantwortungsvolle strategische Aufgabe einer Gesellschaft ist damit nicht zu machen. Der einzige Weg: Bildung als öffentliche und öffentlich kontrollierte Aufgabe. Das heißt: Es muss auch Schluss sein mit der chronischen Unterfinanzierung der Bildung, weil angeblich die Finanzen es nicht erlauben. Das Geld ist da – es ist nur woanders.

Es wird ja immer deutlicher: Die vermeintlichen Effizienzsteigerungen erzeugen einen Zuwachs an Stress, an Zeitknappheit, an Konflikthaftigkeit, an Diagnose- und Zuweisungsbedarf, an schlechtem Gewissen und Schuldgefühlen, an Entlastungs- und Verantwortungsverschiebebedarf, an Überforderung und Abwiegelei – aber sie erzeugen keinen Zuwachs an Zeit und Hinwendung zum Menschen. War da nicht etwas? Richtig. Um den sollte es ja gehen.

Bildungsverständnis à la Wilhelm von Humboldt

Attraktiv und überholt?

Das Bildungsverständnis Wilhelm von Humboldts ist für viele Menschen attraktiv, auch wenn es sich im Schulsystem der Vergangenheit und Gegenwart kaum je durchsetzen konnte (und sollte, wenn man es unter den Verwertungsbedingungen der politischen und ökonomischen Eliten betrachtet).

Schon im 19. Jahrhundert konnte es nur aufgrund bestimmter gesellschaftlicher Konstellationen entstehen. Und aufgrund veränderter Konstellationen verlor es bald an Einfluss. Worin diese Konstellationen bestanden und was den Humboldt’schen Bildungsbegriff  für die Gegenwart und Zukunft interessant machen könnte lässt sich hier nachlesen: Bildungsverständnis Wilhelm von Humboldt

Weil das Wiegen die Sau nicht fetter macht

Am 1. Juli 2009 hat der Fachbereichsrat des Fachbereichs 3 (Sprach-, Literatur- und Medienwissenschaften) der Universität Siegen beschlossen, sich mit seinen Fächern künftig nicht mehr am Ranking des von der Firma Bertelsmann gegründeten CHE (Centrum für Hochschulentwicklung gGmbH) zu beteiligen.

Die Gründe der Uni Siegen finden sich hier: Widerstand gegen Ranking

Nicht zuletzt ein Anlass, das ständige Messen und Vergleichen auch in Schule in Frage zu stellen.

Posttraumatische Belastungsstörungen immer eine Geißel

Primäre Prävention stärken

von Jürgen Mietz

Unfälle, Katastrophen, Amoktaten ziehen bei den Opfern nicht selten so genannte posttraumatische Belastungsstörungen nach sich. Wer sie hat, kann für lange Zeit oder für immer aus dem Leben geworfen sein. Nicht umsonst ist in der Akutversorgung und in der Nachsorge bei Katastrophen in der Schule das Erkennen  solcher Belastungsstörungen eine besondere Aufgabe. Es geht sowohl um die Sensibilität für diese Problematik – Lehrer und Lehrerinnen, Schulpsychologen, Eltern brauchen sie – als auch um die langfristige Behandlung der an den Folgen Leidenden durch Experten. Nun treten posttraumatische Belastungsstörungen von ganz anderer Seite ins Bewusstsein der Öffentlichkeit: Immer mehr Soldaten kehren mit dieser Diagnose aus Kampfeinsätzen in Afghanistan zurück.
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Alphabetisierung mehr als Schreiben und Lesen lernen

„Paulo Freires Idee: das Schweigen aufzubrechen, einen neuen Menschen zu schaffen, einen fragenden und kritischen.“
„Freire war davon überzeugt, dass die Bankiersmethode ein UnterdrückungsInstrument darstellt. Von daher dürfe sich die Politik nicht aus diesem Prozess fernhalten. Bewusstseinsbildung gelte es denjenigen zukommen zu lassen, die glaubten, nichts von ihrem Wissen zu wissen. Lernen solle am Anfang von der umgebenden Realität ausgehen. Man müsse die eigene Kultur wertschätzen, um so zur Entkolonialisierung zu gelangen.“
„Der überzeugt war, dass „Bildungsprozesse sich nicht einzig in einem Unterrichtsraum abspielen“ und „Alphabetisierung etwas mehr ist als Lesen und Schreiben lernen“.

Freires pädagogische Sicht