Eindrücke vom Bundeskongress Schulpsychologie in Münster

Vielleicht täusche ich mich. Es schien mir, als sei ich einmal mehr auf einer Veranstaltung gewesen, auf der die Schulpsychologie verdeutlichen wollte: Liebe Bildungspolitiker und Bildungsplaner vergesst nicht die Schulpsychologie, wenn ihr wieder einmal – (es gab ja schon so viele) eure neue, diesmal die inklusive, Schulwelt baut. Wieder einmal wurde das bekannte Material in Stellung gebracht, welches wir haben oder zu haben meinen. Und wieder einmal wurde die Unzeitgemäßheit der Schule und ihrer Planer »bewiesen«, etwa indem Andreas Schleicher seine welt- und empiriegestützten Perspektiven präsentierte.
Einladungen zu Aktionismus, aber auch zu Überforderung: Was könnte »ich«, müsste »ich« nicht alles anpacken, wenn ich ein guter Schulpsychologe wäre? Was es nicht gab: Die Frage nach den Gesprächspartnern in Politik und Verwaltung, nach den dort herrschenden Vorstellungen und Menschenbildern in der inklusiven Schulwelt von morgen. Und die Frage danach, ob denn die angestrebten Umorganisationen (da, wo sie geplant sind) überhaupt sachlich begründbar sind.
In solcher Lage ist es sinnvoll, sich auf den Kern der Schulpsychologie zu besinnen. Und auf ihren dienstlichen, aufsichtlichen, organisationellen Rahmen, den sie braucht, um ihr Potenzial entfalten zu können.

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Franz ist anders als Ulrike oder: die „feinen Unterschiede“

»Unser Schulsystem entstammt in seiner Gliederung und Betriebsförmigkeit dem 19. Jahrhundert, aus der Zeit vor der Erfindung des Automobils, aber kein Mensch käme heute auf die Idee, mit den damaligen Benutzungsordnungen öffentlicher Wege und Straßen den heutigen Straßenverkehr regeln zu wollen.«

Inklusion oder die »feinen Unterschiede« könnte man auch sagen. Nach dem Lesen stellte sich mir die Frage: In welcher Art Schule hat Schulpsychologie einen Sinn − und welche Art Schulpsychologie passt zu welcher Schule?

Das ist ein Zitat aus einem zwölfseitigen Aufsatz von Ulrich Hermann, der hier nachzulesen ist.

Missverständnisse über das Menschenrecht auf Zugehörigkeit

Interview mit Reinald Eichholz:

„Man gewöhnt sich aufgrund der Behindertenrechtskonvention an, bei Inklusion nur an die Kinder und Jugendlichen mit Behinderung zu denken. Sobald man sich den menschenrechtlichen Hintergrund klar macht, steht aber fest: Inklusion meint alle. Jedes Kind hat das Recht dazu zu gehören, und zwar unabhängig von jeder Art der Verschiedenheit. Die Konvention verlangt, dass das nicht nur als verbindliche Vorgabe anerkannt wird; dieses Recht soll sich den Kindern im Schulalltag als „sense of belonging“, als Gefühl der Zugehörigkeit, mitteilen, nicht zuletzt eine Frage gelebter Demokratie. Die „Kultur des Behaltens“ ist dafür eine gute Richtung.““

Hier das ganze Interview bei bildungsklick

und hier noch eine Anmerkung: Weiterlesen „Missverständnisse über das Menschenrecht auf Zugehörigkeit“

Gymnasium gesichert. Sekundarschule statt Gemeinschaftsschule. Weiterhin Gesamtschule, Realschule und Hauptschule. Die Kommunen sollen’s richten.

Kurz vor den Ferien oder in den ersten Tagen der Ferien gab es einige Meldungen, die aufhorchen ließen. Zweimal war es die rot-grüne Regierung in NRW, die mit sich selbst sehr zufrieden war.
Die rot-grüne Regierung verkündete einen so genannten Schulfrieden 2, den sie mit der CDU geschlossen hatte. Auf zwölf Jahre soll der angelegt sein.
Möglicherweise haben sich die Parteien SPD, Grüne und CDU jenseits aller versprochenen Schulpolitik des gemeinsamen Lernens damit den Frieden verschafft, den sie brauchen, wenn sie nach vorzeitigen Neuwahlen oder nach den nächsten regulären Wahlen untereinander koalitionsfähig sein und die Linkspartei von Einflussmöglichkeiten abschneiden wollen.

Diese sieht sich vor den Kopf gestoßen, war sie doch Sympathisantin des von Grünen und SPD propagierten gemeinsamen Lernens. Was es der Linkspartei erleichtert haben dürfe, der Minderheitsregierung ab und an ihre Stimmen gegeben zu haben. Hier ein Interview mit der Linkspartei

Die GEW pickt sich ihre Rosinen heraus, wenn sie sich auf neue Leitlinien für die Einrichtung von Sekundarschulen bezieht.
Dass bestimmte Stärkeverhältnisse der Parteien im Parlament Absprachen und Kompromisse erfordern, ist das eine. Ob sich die Handlungsfähigkeit der rot-grünen Koalition tatsächlich erhöht, wenn das gegliederte Schulsystem in der Verfassung neu verankert werden soll, dürfte allerdings fraglich sein. Die konservativen Kräfte werden sich das als Argument für ihre die Gesellschaft spaltende Schulpolitik und die Sicherung des Gymnasiums nicht nehmen lassen. So sicher das ist, so fraglich ist – zumal nach den Hamburger Erfahrungen – ob SPD und Grüne gewillt und in der Lage sind, um die Menschen zu werben, die am meisten auf gemeinschaftliches statt ausgrenzendes Lernen angewiesen sind. Einen saftigen Kommentar gibt es hier: Einen saftigen Kommentar gibt es hier

Und hier noch eine weitere Meinung von Attac Köln: Weiterlesen „Gymnasium gesichert. Sekundarschule statt Gemeinschaftsschule. Weiterhin Gesamtschule, Realschule und Hauptschule. Die Kommunen sollen’s richten.“

Wiederkehr der Stände

Abiturfeiern als Zeichen des Ständedünkels – das Diktat als Mittel der Disziplinierung

Die Rückkehr in die Vergangenheit schreitet voran. Ist in der Regel schon der Besuch des Gymnasiums eine Sache des Einkommens, so muss es auch gezeigt werden, dass man zu denen gehört, die dazugehören. Der Unterschied ist alles.  Protz und Pomp der Abiturfeiern sind Abklatsch der Inszenierung von Prominenz. Wo das Bedürfnis nach Anerkennung so stark ist, ist die Anfälligkeit für Betrug nicht weit. Hauptsache teuer. Aber keine Sorge. »Seriöse« Anbieter stehen sicherlich bereit, um die Ständegesellschaft auch diskret wiederherzurichten.

Ebenfalls zurück weist der Hamburger Senat mit der Rehabilitierung des Diktats. Als Mittel der machtbewussten Disziplinierung und Stresserzeugung passt es wieder in die auf Abgrenzung bedachte Ständegesellschaft.

Geschlossene Gesellschaft

Intelligenz – Genetik – Gymnasium – Grundschule – PISA

„Widersprüche und Ungleichheiten mit System“ könnte man als ein Fazit aus dem Interview festhalten. Man prüfe die Inhalte und lasse sich nicht davon abhalten, dass es sich bei dem Interviewten um einen Linken handelt.

Interview bei Telepolis, Teil 1

Interview bei Telepolis, Teil 2

Wie fehlender Gesellschaftsbezug die Inklusion beschädigt und sie ins Gegenteil verdreht

Anmerkungen zu einem Vortrag von Birgit Herz

»Eine öffentliche Debatte über „Armut und Inklusion“ in schulischen und außerschulischen Institutionen von Bildung und Erziehung ist derzeit eher eine Leerstelle, obwohl sich hier das ganze Dilemma einer verfehlten Bildungs- und Sozialpolitik offenbart,« heißt es in einem pointierendem Artikel der Professorin Birgit Herz. Inklusionsrhetorik statt Inklusion könnte man sagen. Sie zeigt, wie der Mainstream der deutschen Erziehungswissenschaft Inklusionskonzepte von Autoren des Auslands anpasst, ohne ein Wort darüber zu verlieren, dass die Konzepte in ihrer gesellschaftsbewussten Substanz verändert wurden. Explizit gesellschaftskritische Ansätze werden demnach für eine naive inklusionspädagogische Strategie gemodelt. Weiterlesen „Wie fehlender Gesellschaftsbezug die Inklusion beschädigt und sie ins Gegenteil verdreht“

Hartz IV-Kinder: Bildungspaket, Bildungspäckchen, Bildungskrümel

Wie sehr das so genannte Bildungspaket die angeblichen Adressaten verfehlt, zeigt dieser Kommentar in verdi-publik. Befürchten muss  man, dass das, was als große Geste daherkommt die gegenteilige Wirkung von dem hat, die sie angeblich haben soll. Statt Ermunterung und Gleichstellung könnte bei nicht wenigen Ernüchterung, Wut oder Demütigung die Folge sein. Schwer vorstellbar, dass mit solchen Methoden, Absentismus, Lernschwierigkeiten, Separierung vorgebeugt werden kann.

Hier geht es zum KOmmentar: Böser geht es kaum noch

Sarrazin, ab in den Statistik-Kurs

Thilo Sarrazin macht Furore. Die Kernthesen seines seines Buches beruhen auf „Fehlern“ (?), Fälschungen und Verdrehungen, die sich keine Studentin oder Student im Statistik-Kurs erlauben dürfte. Stattdessen loben die Mainstream-Medien, dass der Mann wichtige Anregungen zur Integrationsdebatte liefere. Weit gefehlt. Wenn das durchgeht, ist das ein Beleg dafür, dass wir in der Tat ein Bildungsproblem haben, dass es keine Grundlage mehr gibt, im Sinne der Aufklärung, eine Debatte mit vernünftigen Argumenten zu führen. Hier eine Zusammenfassung der Kritik und daran anschließend der Link zum Artikel. Weiterlesen „Sarrazin, ab in den Statistik-Kurs“