Kategorie: Stiftungen
Ein Feature über Stiftungen im Deutschlandfunk
Stiftungen gelten als Retterinnen für Politik Kunst, Kultur und Bildung. Angeblich dienen sie dem Gemeinwohl. Mit dieser Begründung sind sie steuerbegünstigt. Ein kritischer Blick auf ihr Wirken ist selten. In dieser Sendung des Deutschlandfunks wagt man ihn. Nicht zuletzt sind sie lukrativ – für die Unternehmen. Sie können noch dazu ihre Weltsicht verbreiten, im Namen der Gemeinnützigkeit.
Von der Bildung zu Education-Angeboten
Bildung als Geschäft
„Wolfgang Lieb: Dass die OECD als eine der Marktwirtschaft und dem Wettbewerb verpflichtete Organisation sich auch in die Bildungspolitik einmischt, ist legitim. Schlimm wird es erst, wenn eine solche Organisation ohne demokratische Legitimation und vor allem ohne, dass dies in einem offenen Dialog mit Bildungsexperten der jeweiligen Länder erfolgt, ihre undurchschaubaren und selbstgesetzten normativen Ansprüche auf internationaler Ebene bildungspolitisch durchsetzen kann. Die OECD hat mit PISA ein didaktisches und bildungstheoretisches Kompetenz-Konzept international durchgesetzt, das rein funktionale Fähigkeiten misst, nämlich die Anpassungsfähigkeit an den ökonomischen Bedarf. Nicht mehr die demokratisch und diskursiv entwickelten Richtlinien für die Bildungsinhalte an den Schulen, sondern der Wettbewerb um die Rangplätze beim PISA-Test wird so zum Maßstab für den Bildungserfolg.“ Hier geht es zum vollständigen Artikel.
Wenn Bildung zur Ware wird, werden viele abgehängt
Passend zum vorangehenden Artikel kann man hier nachlesen, wie Schule und Hochschule zur Ware wurden und werden. Eine Kritik an Bertelsmann und PISA.
Wer Bildung will, darf über Demokratie nicht schweigen
Jochen Krautz untersucht die Interessen, die hinter PISA stehen. Manches Gehabe der Bildungspolitik hält er für Scheindemokratie. Näheres findet sich hier in seinem Aufsatz.
Die sanfte Steuerung der Bildung
Weitere Hinweise zum Thema hier
Nicht unerwähnt soll die Bertelsmann-Stiftung bleiben. Sie hat sich schon viele – und nicht wenige manipulative – Gedanken gemacht, worauf die Nachdenkseiten hinweisen: „Der Autor zitiert aus einem Papier der Bertelsmann Stiftung „Die Kunst des Reformierens. Konzeptionelle Uberlegungen zu einer erfolgreichen Regierungsstrategie.“ Hier ist der Link [PDF – 2.8 MB] auf dieses erhellende Stück strategisch geplanter Einflussnahme. Sie trägt im Kern einen antidemokratischen Charakter.“
Wir tun gut daran, dass wir das, was wir häufig als Nebeneffekte aus Desinteresse, Bürokratismus, Uninformiertheit von Bildung und Politik abtun, als Teil einer gewollten und gekonnten Strategie einordnen.
Zum Schluss noch ein Hinweis auf eine Tagung im November:
Bertelsmann durch Rot-grün wieder im Bildungsgeschäft
Wer hätte das gedacht: Rot und Grün holen die Bertelsmann-Stiftung in die NRW-Schulpolitik zurück. Die Bertelsmann-Stiftung ist wohl nur noch formal als gemeinnützig anzusehen. Tatsächlich versucht sie seit Jahren das neoliberale Wirtschaftsmodell in der Gesellschaft zu etbablieren.
Ihre Aktivitäten sind verzweigt, leutselig in der Öffentlichkeit, verdeckt und zielstrebig bis aggressiv in der heimlichen Einflussnahme. Ihr Ziel ist die Privatisierung all dessen, was in öffentlicher Hand ist und Profit sowie Ideologieproduktion im Sinne des Neoliberalismus verspricht.
Der Bertelsmann-Stiftung gehört unter anderem RTL, ein Sender, der eifrig zur Verblödung beiträgt, aber auch das Bildungsverständnis offenbart.
Hier einige Links:
Kooperation Schulministerium – Bertelsmann-Stiftung
Kommentar
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Suchergebnisse zu Bertelsmann auf den Nachdenkseiten
Bertelsmannkritik
Schulen immer abhängiger von der Wirtschaft
Schule ist noch dem Allgemeinwohl verpflichtet. Der Staat soll der Sachwalter des Allgemeinwohls sein. Mit dem wachsenden Einfluss der Bertelsmann-Stiftung, die dem Konzept des Neoliberalismus folgt und nur vermeintlich gemeinnützig ist, stattdessen aber den Ruf des heimlichen Bundesbildungsministeriums hat, ist das Prinzip der staatlichen Verantwortung schon seit einigen Jahren in Auflösung begriffen.
Wo die Bertelsmann-Stiftung seit Jahren die eigenen Geschäfts- und Unternehmensideen beackert, wollen auch andere Akteure ihre Felder bestellen. Die konsequente staatliche Unterfinanzierung des Schulwesens über viele Jahre hinweg, die Straffung durch Normen und Standards und fehlende Spielräume für ernsthafte pädagogische Entwicklung macht die Schule anfällig für Übernahmen durch die Wirtschaft. Die Bildungspolitik der letzten 20 Jahre hat diese Übernahme möglich gemacht.
Immer wieder und noch einmal
Auch wenn man nicht glauben sollte, dass Studien der OECD jenseits ökonomischer Interessen stehen – das gilt auch für die PISA-Studien – so zeigt doch die jüngste Studie dieser Organisation aus Industrieländern, wie weit sich Deutschland von europäischen Gerechtigkeitsvorstellungen entfernt hat. Die Bildungspolitik ist eine Säule sozialer Gerechtigkeit – und wieder einmal schneiden die Deutschen bedrückend schlecht ab.
In Deutschland werden die Ergebnisse der Studie von der Bertelsmann-Stiftung veröffentlicht. Nanu, möchte man sagen. Hat dieses heimliche Schul- und Hochschulministerium der Republik die Seiten und den Tonfall gewechselt? Nicht doch. Die Ergebnisse sind krasser als die Formulierungen aus Gütersloh vermuten lassen. Tatsächlich handelt es sich um eine weichgespülte Wiedergabe der Befunde. Damit betreibt die Stiftung das Geschäft der neoliberalen Schulpolitik. Sie vernebelt die Fakten und die Ursachen der Misere. Nachzulesen ist das hier.
Stiftungen – Die geheimen Bildungsmacher
»Allen Stiftern ist dabei gemein, dass sie ihr Geld nach eigenem Gusto einsetzen können, sei es für ein Sprachförderprogramm oder ein Beratungsangebot für Hochbegabte. Sie müssen sich keinen Wahlen stellen und keine Rechenschaft ablegen. Und genau da liegt das Problem, meint Wilfried Lohre. Er war lange Projektleiter bei der Bertelsmann-Stiftung und weiß: „Da wird gesagt, das Programm läuft, wir möchten es nun an die Kommune weitergeben. Doch die war an der Entstehung nicht beteiligt und interessiert sich vielleicht gar nicht dafür.“ Das Problem ist immerhin erkannt. Städte und Stifter besser zu vernetzen, ist nun Grundidee der gerade vom Bundesbildungsministerium geförderten Initiative „Lernen vor Ort“. Lohre ist ihr Geschäftsführer. Das Programm soll ein Bildungsmanagement unter der Beteiligung von Stiftungen und Gemeinden in Gang setzen. Lohre: „Die vielen bunten Blumen, die in einer Gemeinde blühen, sollen zu einem Strauß zusammengebunden werden.“«
Wilfried Lohre ging vor Jahren aus dem nordrhein-westfälischen Schulministerium zur Bertelsmann-Stiftung. Von dort aus versuchte er Schulaufsichten, Lehrern und Schulpsychologen den Segen der Bertelsmann-Stiftung nahe zu bringen. Viele Kolleginnen und Kollegen glaubten den wohl gesetzten Worten, so als könne eine Stiftung der Sparpolitik der Regierungen etwas entgegensetzen. Dass mit Hilfe der Bertelsmann-Stiftung die Schulen und Unterstützungssysteme wie das Landesinstitut heruntergeschrieben wurden, um sie später mit befristeten Ressourcen in neuer Form zu retten und sie dann sich selbst zu überlassen, wollten die meisten nicht sehen.
Nun scheint auch Wilfried Lohre ein wenig ernüchtert. Was zerstückelt in der Schullandschaft herumliegt, nach Geschmack der einen oder anderen Stiftung aufgepäppelt wird oder liegengelassen bleibt, bis sie sich einem anderen Objekt der Bildungsbeflissenheit zuwendet, will er nun mit einer neuen Stiftung zusammenbringen. Um eine PR gerechte Sprache war er damals wie heute nicht verlegen. Wir wissen ja, wie es mit den blühenden Landschaften ging. Geheime Bildungsmacher (unten auf der Seite)
Bertelsmann – nach wie vor eine Krake
Eigennutz statt Gemeinwohl
Die Bertelsmann-Siftung mischt in der Bildung, in der Politik und in Verwaltungen kräftig mit. Sie versteht sich darauf, wo immer es geht, den Staat zu delegitimieren. Ihr Mantra ist: Die Wirtschaft – und nicht zuletzt Bertelsmann – kann es besser. Sie fordert den schlanken Staat und coached Politik und wichtige Zielgruppen in diesem Sinne. Schließlich sind die staatlichen Leistungen so schwach, dass in der Öffentlichkeit der Staat als „unfähig“ erkannt und verurteilt ist. Und – o Wunder: Für privatwirtschaftliche Lösungen stehen dann diverse Sparten des Konzerns bereit.
Und dennoch gelten die Aktivitäten der Stiftung als dem Gemeinwohl dienend – und erlauben ihr erhebliche Steuergelder unter eigener Kontrolle zu behalten. Kritiker sprechen von legitimierter Steuerhinterziehung. Einen Überblick verschafft der folgende Link: Verschleierter Eigennutz der Bertelsmann-Stiftung