Das soziale Lernen kann das politische Lernen nicht ersetzen

Über einen problematischen Verzicht auf schulische Gestaltungsmöglichkeit

Jürgen Mietz

Soziales Lernen wird gemeinhin als das entscheidende Mittel angesehen, Verständigung und friedliches Zusammenleben zu erzielen. Soziales Lernen ist das, was sich Lehrer und Lehrerinnen für ihre Schüler am innigsten wünschen, nicht zuletzt als Voraussetzung dafür, dass Kinder den Lernstoff aufnehmen können. Aber auch Eltern, Politik und Gesellschaft scheinen sich nichts sehnlicher zu wünschen als dass soziales Lernen stattfinde.

Dennoch bleibt die Frage, ob das »Soziale Lernen«, so viel man sich auch von ihm erhofft, den Aggressionen, der Reizbarkeit, der Lust am Mobbing, dem Egoismus einen Riegel vorschieben kann. Und ob andererseits das »Soziale Lernen« die Subjekte so stärken kann, dass sie fähig zur Selbstbehauptung und Abgrenzung sind, ohne selbst antisozial zu werden. Spontan möchte man meinen, dass doch mit dem »Sozialen Lernen« der entscheidende Hebel für ein gutes Zusammenleben in Schule und für eine Vorbereitung auf das Leben nach der Schule gefunden sein müsste. Weiterlesen „Das soziale Lernen kann das politische Lernen nicht ersetzen“

Missbrauch der Gewalt – medial, politisch

Gewalt treibt die Gemüter um. Sie wird in vielerlei Hinsicht gebraucht und ist nützlich. Was einmal Leitlinie war, gerät aus dem Blick: Nicht nur die Gewalttäter bekämpfen, sondern auch die Ursachen der Gewalt. In diesem Artikel wird darüber geschrieben, welche Stimmen gehört werden und welche nicht. Auch das sind Kontexte der Schulpsychologie, die sich anschickt, in einen Wandel einzutreten, weg von der Ursachenbekämpfung, hin zur Feuerwehr und Interventionseinheit. Gewaltursachen bekämpfen

Amokläufe nicht unvorhersehbar

Langzeitstudie von Klaus Hurrelmann vorgestellt

Dass Amokläufe nicht aus dem Nichts auftauchen – diese Vermutung wurde an dieser Stelle schon öfter angestellt. Nun hat ein Forscher, Peter Langman, seine Durchsicht von Amokläufen aus 20 Jahren vorgestellt. Er will drei Hauptgruppen ausgemacht haben: Psychopathen mit einem extrem ausgeprägten Narzissmus, psychotische Täter mit Wahnvorstellungen und traumatisierte Amokläufer mit Gewalt- oder Missbrauchserfahrungen (laut taz vom 10.102009). Fraglich ist, ob diese Tätergruppen so eindeutig voneinander abzugrenzen sind. Und auf welch theoretischer Grundlage das geschieht. Weiterlesen „Amokläufe nicht unvorhersehbar“

Ministerin Sommer geht in die Vollen – aber wo will sie hin?

1000 neue Schulpsychologen – ein Durchbruch für die Schulpsychologie, die Schule, die Lehrer und Schüler?

Amokläufe und Gewalttaten treiben Lösungsvorschläge der Politik hervor. So will die Schulministerin aus NRW, Barbara Sommer, 1000 neue Schulpsychologen einstellen. Jedoch: Der Finanzierungsvorschlag macht skeptisch. Dass die Psychologinnen und Psychologen auf Kosten von Lehrerstellen erwirtschaftet werden sollen, lässt befürchten, dass es um eine Feuerwehrmaßnahme geht, um einen Medieneffekt, aber nicht um ein neues Bildungsverständnis. Weiterlesen „Ministerin Sommer geht in die Vollen – aber wo will sie hin?“

Menschliches Verhalten: Krieg der Natur oder Kooperation

Ein Lesebericht über Joachim Bauer: Prinzip Menschlichkeit, Warum wir von Natur aus kooperieren

von  Jürgen Mietz

Gewalt und zerstörerische Aggression gehören allem Anschein nach zur ersten Natur des Menschen. Kriege, Herrschaft und Unterwerfung, die Ereignisse auf Schulhöfen und Schulwegen, Gewalt in Familien scheinen das zu bestätigen. Erklärt oder gerechtfertigt wird das mit dem vermeintlichen Naturgesetz des Kampfes ums Überleben. Entwicklung sei nur darüber möglich, dass sich der Stärkere durchsetze. Die Spirale der Gewalt ist demnach unausweichlich. Je mehr jemand aufrüstet, umso mehr zeigt sich darin seine Fähigkeit, Fortschritt und Entwicklung zu sichern. Und nun kommt die Neurobiologie, unter anderem in Gestalt Joachim Bauers daher und sagt: Alles falsch. Das Gegenteil ist richtig. Kommunikation und Kooperation sind den Menschen als oberstes und wichtigstes Merkmal zur Lebenssicherung und Entwicklung eingebaut.

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Posttraumatische Belastungsstörungen immer eine Geißel

Primäre Prävention stärken

von Jürgen Mietz

Unfälle, Katastrophen, Amoktaten ziehen bei den Opfern nicht selten so genannte posttraumatische Belastungsstörungen nach sich. Wer sie hat, kann für lange Zeit oder für immer aus dem Leben geworfen sein. Nicht umsonst ist in der Akutversorgung und in der Nachsorge bei Katastrophen in der Schule das Erkennen  solcher Belastungsstörungen eine besondere Aufgabe. Es geht sowohl um die Sensibilität für diese Problematik – Lehrer und Lehrerinnen, Schulpsychologen, Eltern brauchen sie – als auch um die langfristige Behandlung der an den Folgen Leidenden durch Experten. Nun treten posttraumatische Belastungsstörungen von ganz anderer Seite ins Bewusstsein der Öffentlichkeit: Immer mehr Soldaten kehren mit dieser Diagnose aus Kampfeinsätzen in Afghanistan zurück.
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Modelle krisenoperativer Sicherheit in Schule und Schulpsychologie?

Wie das Denken in Kategorien der Intervention die Schulpsychologie verändern könnte
Von der Entwicklungsagentur zur Kriseninterventionskraft?

Von Jürgen Mietz
Friedenserziehung, Toleranz, Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit sind wichtige Ziele der Schule, die auch im Grundgesetz und in den Verfassungen der Länder niedergelegt sind. Faustlos, Schlichterprogramme, Anti-Aggressionstrainings gehören zu den Versuchen der Schule, Gewalt und Aggression Alternativen gegenüberzustellen. Regelmäßig aber finden sich Kritiken, die der Gesellschaft und der Schule bescheinigen, sie seien selbst (Mit) Verursacher von Gewalt. Ausgrenzung und überzogene Konkurrenz, fehlende Anerkennung und Verachtung für die, die aus welchen Gründen auch immer, nicht zu den Besten gehören können, werden als Gewalt fördernd angesehen. Weiterlesen „Modelle krisenoperativer Sicherheit in Schule und Schulpsychologie?“

Kommentar zu Lücken der Gewaltdiskussion

Schule – ein Risikofaktor für Friedlichkeit und Selbst-Achtung

von Jürgen Mietz

Seit den Amoktaten von Erfurt, Emsdetten und Winnenden, seit den sich anschließenden Debatten über die Gefahren von Computer- und Ballerspielen wächst, wie nach Terrorereignissen und Wirtschaftskrise, die Sehnsucht nach Sicherheit und Schutz. Ein Verlangen, welches Staat und Politik zu befriedigen versuchen. Welche Folgen hätte es auch, wenn sie Sicherheit und Schutz nicht gewährleisten könnten? Weiterlesen „Kommentar zu Lücken der Gewaltdiskussion“

Gewalt und Amok

Nachtrag zur Diskussion um Gewalt und Amok (Winnenden und andere)

Götz Eisenberg (im Freitag) und Wilhelm Heitmeyer (in der taz) schrieben nach Winnenden zwei Artikel, die für die Nachbereitung und für die Prävention von Interesse sein könnten.

Götz Eisenberg über Industrialisierung des Mitleids

Wilhelm Heitmeyer über die Folgen mangelnder Anerkennung

Verkrisung der Schulpsychologie?

Krisenberatung – eine von vielen Aufgaben der Schulpsychologie oder Verkrisung der Schulpsychologie?

Krisenereignisse in Schulen (Gewalt- und Tötungsdrohungen) und ihre Zuspitzungen (Amok) lösen immer wieder Diskussionen in schulpsychologischen Beratungsstellen, in Berufsverbänden und in informellen, kollegialen Gesprächen aus. Ein immer wiederkehrendes Thema ist: Die Rolle der Schulpsychologinnen und Schulpsychologen ist unklar. Viele von ihnen sind

Krisen – eine von vielen Aufgaben der Schulpsychologie oder Verkrisung der Schulpsychologie?

von Jürgen Mietz

Krisenereignisse in Schulen (Gewalt- und Tötungsdrohungen) und ihre Zuspitzungen (Amok) lösen immer wieder Diskussionen in schulpsychologischen Beratungsstellen, in Berufsverbänden und in informellen, kollegialen Gesprächen aus. Ein immer wiederkehrendes Thema ist: Die Rolle der Schulpsychologinnen und Schulpsychologen ist unklar. Weiterlesen „Verkrisung der Schulpsychologie?“