Inklusion, Schulreform: Bildung als Menschenrecht

Oder wird ein Menschenrecht verschachert?

In der Bildungslandschaft ist viel los. Die sogenannte Inklusion gibt den Bundesländern auf, allen Kindern die Wahrnehmung des Rechts auf gemeinsames Lernen zu gewährleisten. Die UN-Konvention, die das vorsieht, ist ein Menschenrecht, dass vom Parlament und und vom Bundesrat anerkannt wurde. Den Kultusministern bereitet das Kopfschmerzen. Sie weichen aus, erfinden Organisationsfomen, entwickeln Prüfabläufe, die einen Bedarf nach Förderung feststellen sollen. Dabei ist klar: Wer die vom deutschen Parlament und und vom deutschen Bundesrat beschlossene Konvention ernst nimmt, kann sich nicht mit organisatorischen und verwaltungstechnischen Spielen aus der Verantwortung ziehen. Wer es trotzdem tut, bewegt sich auf juristisch dünnem Eis. Weiterlesen „Inklusion, Schulreform: Bildung als Menschenrecht“

Schulpsychologie als löchriges Auffangnetz für die Folgen der Selektiviät?

Die inklusive Schule ist eine Chance für die Entfaltung der Schulpsychologie

Der Umbau des Schulwesens wirft die Frage auf, was die neuen Konzepte (Inklusion, Individualisierung, Förderung der Persönlichkeit des Kindes, Teamarbeit der Lehrer und Lehrerinnen) für die Schulpsychologie bedeuten. Weiterlesen „Schulpsychologie als löchriges Auffangnetz für die Folgen der Selektiviät?“

Schullandschaft Hamburg: Inklusion, Schulreform – was wird aus den Beratungsdiensten?

In Hamburg ist die Lage auf dem „Markt“ der Schulreformen und ihrer Umsetzung derzeit sehr unübersichtlich. Hier eine kleine Auswahl der Themen, die auf Bearbeitung warten. Weiterlesen „Schullandschaft Hamburg: Inklusion, Schulreform – was wird aus den Beratungsdiensten?“

Korrektur

Vor ein paar Tagen gab es in diesem Blog ein paar heftige Aussschläge. Der Grund liegt in dem Beitrag  vom 3. Januar 2010. Genauer: Er liegt in seiner Einleitung. Da hatte ich geschrieben: „Weder gibt es eine schulöffentliche noch eine Fachdebatte über Sinn und Aufgaben einer Psychologie in und für Schule …“ Inge Loisch hat diesen Satz kritisiert – zurecht. Denn er verkennt, dass es in verschiedenen Landesverbänden für Schulpsychologie und in der Sektion Schulpsychologie des BDP immer wieder Vorstöße gegeben hat, Forderungen für einen Ausbau der Schulpsychologie und für schulpsychologische Standards zu formulieren. Diese Forderungen sind auch an die Politik herangetragen worden. Wie konnte ich dann einen solchen Satz schreiben? Weiterlesen „Korrektur“

Zur Entfaltung ihres Potenzials braucht die Schulpsychologie mehr Profil

von Jürgen Mietz

Vorschlag für ein Profil der Schulpsychologie

Schulpsychologie ist in den letzten Jahren in den Medien gut gelitten. Keine schulische Bedrohungs- oder Krisensituation, bei der nicht ein Schulpsychologe um Rat gefragt wird. Vielfach wurden gar neue Stellen geschaffen, die explizit mit Krisenintervention begründet wurden. Nicht wenige Schulpsychologinnen und Schulpsychologen fühlen sich von diesem Tätigkeitsfeld angesprochen. Es erfreut sich öffentlicher, politischer, finanzieller und organisatorischer Anerkennung, zumindest in einigen Bundesländern. Demgegenüber steht die alltägliche Beratungs- und Reflexionsarbeit mit Kindern, Lehr- und Leitungskräften und Eltern wie eh und je im Hintergrund, obwohl sie doch – zumindest teilweise – dazu geeignet ist, Krisen in der Schule und persönlichen Katastrophen vorzubeugen. Zwar unternehmen Verbände und die Sektion Schulpsychologie des BDP immer wieder Vorstöße, Kollegen und Politik zu erreichen – in der breiten Kollegenschaft aber gibt es kaum eine Debatte über Erfahrungen mit unterschiedlichen Organisationsformen, Multiprofessionalität, Eigenständigkeit und Eingebundenheit in Schulbehörden. Wie kooperieren unterschiedliche Berufsgruppen und wie grenzen sie sich voneinander ab? Wie müssen Organisations- und Führungskonzepte beschaffen sein, damit sich das Potenzial der Schulpsychologie und das anderer Professionen entfalten kann. Hier einige Aspekte, die für eine Debatte von Bedeutung sein könnten: Weiterlesen „Zur Entfaltung ihres Potenzials braucht die Schulpsychologie mehr Profil“

Das soziale Lernen kann das politische Lernen nicht ersetzen

Über einen problematischen Verzicht auf schulische Gestaltungsmöglichkeit

Jürgen Mietz

Soziales Lernen wird gemeinhin als das entscheidende Mittel angesehen, Verständigung und friedliches Zusammenleben zu erzielen. Soziales Lernen ist das, was sich Lehrer und Lehrerinnen für ihre Schüler am innigsten wünschen, nicht zuletzt als Voraussetzung dafür, dass Kinder den Lernstoff aufnehmen können. Aber auch Eltern, Politik und Gesellschaft scheinen sich nichts sehnlicher zu wünschen als dass soziales Lernen stattfinde.

Dennoch bleibt die Frage, ob das »Soziale Lernen«, so viel man sich auch von ihm erhofft, den Aggressionen, der Reizbarkeit, der Lust am Mobbing, dem Egoismus einen Riegel vorschieben kann. Und ob andererseits das »Soziale Lernen« die Subjekte so stärken kann, dass sie fähig zur Selbstbehauptung und Abgrenzung sind, ohne selbst antisozial zu werden. Spontan möchte man meinen, dass doch mit dem »Sozialen Lernen« der entscheidende Hebel für ein gutes Zusammenleben in Schule und für eine Vorbereitung auf das Leben nach der Schule gefunden sein müsste. Weiterlesen „Das soziale Lernen kann das politische Lernen nicht ersetzen“

Aggressive Abschottung der Eliten im Namen der Gerechtigkeit und der Wissenschaft

Es stockt einem der Atem,

wenn man die Kampagne der Initiative „Wir wollen lernen“ verfolgt und wenn man erlebt, in welch großer Zahl Hamburger Bürger das Volksbegehren gegen die Schulreform in Hamburg unterschrieben haben. Bei genauerer Betrachtung wird aber auch deutlich, dass die Befürworter einer Schule mit mehr gemeinsamem Lernen Fehler gemacht haben und machen. Ohne eine tiefgreifende Analyse und ohne eine Bildungsbewegung wird das Schulsystem in der Sackgasse bleiben. Eine Meinung von Jürgen Mietz. Weiterlesen „Aggressive Abschottung der Eliten im Namen der Gerechtigkeit und der Wissenschaft“

Wer braucht die Schulpsychologie wozu?

Muss es immer ein schlechtes Zeichen sein, wenn die Schulpsychologie übersehen wird? Und in welchen Fällen kann sie überhaupt zu Lösungen beitragen?

Einige Beobachtungen von Jürgen Mietz

An allen Ecken und Enden des Schulsystems brechen Mängel auf: Grundfertigkeiten wie Lesen, Schreiben, Rechnen sind weiterhin hin ein großes Problem. Allein schon unter dem Aspekt kommunaler Kosten (§ 35a) nimmt das Problem an Bedeutung zu und führt zu neuen Anstrengungen. Deren Ergebnisse aber tragen die Spuren der üblichen Lösungsversuche: Projektförmigkeit, Improvisiertheit, technokratische Vorgehensweise, die den zentralen Aspekt grundlegenden Lernens – der Begegnung von Mensch zu Mensch, der Vertrauens- und Beziehungsgebundenheit – leugnet. Weiterlesen „Wer braucht die Schulpsychologie wozu?“

Kapitalgedeckte Ausbildung – Ausweg aus der Bildungsmisere?

Aber was, wenn es dem Kapital schlecht geht?

Über Jahre hinweg wurde uns die Privatisierung und Kommerzialisierung von Bildung und Ausbildung als der ideale und einzig vernünftige Ausweg aus der Misere des Bildungswesens gepriesen. Vorbildlich – angeblich – die USA und Harvard. Nun ist das Kapital in Not – und damit auch die (Aus-) Bildung. Artikel in der Süddeutschen Zeitung: Bildung, kapitalgedeckt

Bildung als verantwortungsvolle strategische Aufgabe einer Gesellschaft ist damit nicht zu machen. Der einzige Weg: Bildung als öffentliche und öffentlich kontrollierte Aufgabe. Das heißt: Es muss auch Schluss sein mit der chronischen Unterfinanzierung der Bildung, weil angeblich die Finanzen es nicht erlauben. Das Geld ist da – es ist nur woanders.

Es wird ja immer deutlicher: Die vermeintlichen Effizienzsteigerungen erzeugen einen Zuwachs an Stress, an Zeitknappheit, an Konflikthaftigkeit, an Diagnose- und Zuweisungsbedarf, an schlechtem Gewissen und Schuldgefühlen, an Entlastungs- und Verantwortungsverschiebebedarf, an Überforderung und Abwiegelei – aber sie erzeugen keinen Zuwachs an Zeit und Hinwendung zum Menschen. War da nicht etwas? Richtig. Um den sollte es ja gehen.

Posttraumatische Belastungsstörungen immer eine Geißel

Primäre Prävention stärken

von Jürgen Mietz

Unfälle, Katastrophen, Amoktaten ziehen bei den Opfern nicht selten so genannte posttraumatische Belastungsstörungen nach sich. Wer sie hat, kann für lange Zeit oder für immer aus dem Leben geworfen sein. Nicht umsonst ist in der Akutversorgung und in der Nachsorge bei Katastrophen in der Schule das Erkennen  solcher Belastungsstörungen eine besondere Aufgabe. Es geht sowohl um die Sensibilität für diese Problematik – Lehrer und Lehrerinnen, Schulpsychologen, Eltern brauchen sie – als auch um die langfristige Behandlung der an den Folgen Leidenden durch Experten. Nun treten posttraumatische Belastungsstörungen von ganz anderer Seite ins Bewusstsein der Öffentlichkeit: Immer mehr Soldaten kehren mit dieser Diagnose aus Kampfeinsätzen in Afghanistan zurück.
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