Das soziale Lernen kann das politische Lernen nicht ersetzen

Über einen problematischen Verzicht auf schulische Gestaltungsmöglichkeit

Jürgen Mietz

Soziales Lernen wird gemeinhin als das entscheidende Mittel angesehen, Verständigung und friedliches Zusammenleben zu erzielen. Soziales Lernen ist das, was sich Lehrer und Lehrerinnen für ihre Schüler am innigsten wünschen, nicht zuletzt als Voraussetzung dafür, dass Kinder den Lernstoff aufnehmen können. Aber auch Eltern, Politik und Gesellschaft scheinen sich nichts sehnlicher zu wünschen als dass soziales Lernen stattfinde.

Dennoch bleibt die Frage, ob das »Soziale Lernen«, so viel man sich auch von ihm erhofft, den Aggressionen, der Reizbarkeit, der Lust am Mobbing, dem Egoismus einen Riegel vorschieben kann. Und ob andererseits das »Soziale Lernen« die Subjekte so stärken kann, dass sie fähig zur Selbstbehauptung und Abgrenzung sind, ohne selbst antisozial zu werden. Spontan möchte man meinen, dass doch mit dem »Sozialen Lernen« der entscheidende Hebel für ein gutes Zusammenleben in Schule und für eine Vorbereitung auf das Leben nach der Schule gefunden sein müsste. Weiterlesen „Das soziale Lernen kann das politische Lernen nicht ersetzen“

Die Überhöhung der Leistung erzeugt Aggression und Depression

Paradigmenwechsel gefordert

Es lässt den Menschen nicht kalt, wenn in ihm nur noch der Leistungserbringer gesehen wird. Solche Verkennung beantwortet er mit Depression oder Aggression, wenn er nicht selbstbewusst genug ist, sich solcher Zumutung aktiv zu entziehen.

„Deswegen ist es wichtig, Modellversuche zu finanzieren, um zu zeigen, was es kostet, eine neue Schule zu machen. Denn es fragt sich, ob eine Schule, die solche psychoemotionale Kompetenz miteinbezieht, wirklich teurer ist als eine Schule, die gewaltige gesellschaftliche Kosten und Konflikte nicht im Blick hat.“ Hier geht es zu einem interessanten Interview:

Wenn aus Trauma Aggression wird

Wie wollen wir lernen, wie wollen wir leben?

Angstlernen macht krank und ist entwürdigend

Nicht zuletzt die Zahl der Nachhilfestunden, die erforderlich sind, um das Abitur zu ereichen, sind ein Hinweis darauf, dass mit dem System des Lernens und Lehrens etwas nicht stimmen kann. Losgelöst von persönlichem Sinn gehen Schüler morgens in die Lernfabriken und mittags oder nachmittags hinaus. Von Bildung als Weg zur Mündigkeit, zur Einführung in die Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme, zu Mitgefühl und Urteilsfähigkeit lässt sich kaum noch sprechen. Welche Rolle spielen die Schulpsychologen in diesem Zirkus? Wie steht es um ihre ethische Selbstverpflichtung, der Individualiät Respekt zu verschaffen? Und dafür gemeinsam eine Kritik des Systems zu wagen? Diese Fragen können einem wieder einmal kommen, wenn man den spiegel-online-Bericht aus der Welt des Gymnasiums liest: entfremdetes Lernen

„Bei einer anonymen Umfrage unter rund 55.000 Gymnasialeltern kam heraus, dass bei den Sechstklässlern fast jeder fünfte, bei Siebt- bis Neuntklässlern schon fast jeder vierte Schüler Nachhilfestunden nimmt. Und das ist nur das Ende der Kette: Häufig haben sich vorher schon die Eltern mit ihren Kindern abgemüht, sich an ihnen abgekämpft, bis sie für diese Ersatzschule am Küchentisch keine Zeit oder keine Nerven mehr hatten.“

 

Arbeiterkinder für Bildung coachen

Dass Arbeiterkinder und Kinder von kleinen Angestellten durch Schule und Bildungspolitik nicht gerade  gefördert werden ist bekannt.

Sie entwickeln nicht das Zutrauen zu sich selbst, wie sie auch von außen (Lehrer, Eltern, Bildungsgänge, finanzielle Förderung) nicht die erforderliche Unterstützung bekommen. So bekannt, so schlecht. Dass es auch anders gehen kann, ist hier nachzulesen. Eine junge Frau erinnert sich ihrer Herkunft und findet sich mit den Ungerechtigkeiten des Schul- und Hochschulsytems nicht ab:  Arbeiterkinder können lernen

Siehe auch: arbeiterkind.de

Förderung muss anders aussehen

Der Profi-Fußball scheint meilenweit von den Problemen der Schule entfernt. Ein Interview mit dem Ex-Profi Sebastian Deisler, der vor Jahren aus dem Geschäft ausstieg, lässt jedoch aufhorchen. Leistungsdruck, Entfremdung und Sinnverlust sind durchaus Themen, die das Lernen und den Lernerfolg in Frage stellen. Eine Erfahrung, die manche Eltern und Lehrer berücksichtigen sollten.

Leistungsdruck und Kommerzialisierung eine Gefährdung für Erfolg

Menschliches Verhalten: Krieg der Natur oder Kooperation

Ein Lesebericht über Joachim Bauer: Prinzip Menschlichkeit, Warum wir von Natur aus kooperieren

von  Jürgen Mietz

Gewalt und zerstörerische Aggression gehören allem Anschein nach zur ersten Natur des Menschen. Kriege, Herrschaft und Unterwerfung, die Ereignisse auf Schulhöfen und Schulwegen, Gewalt in Familien scheinen das zu bestätigen. Erklärt oder gerechtfertigt wird das mit dem vermeintlichen Naturgesetz des Kampfes ums Überleben. Entwicklung sei nur darüber möglich, dass sich der Stärkere durchsetze. Die Spirale der Gewalt ist demnach unausweichlich. Je mehr jemand aufrüstet, umso mehr zeigt sich darin seine Fähigkeit, Fortschritt und Entwicklung zu sichern. Und nun kommt die Neurobiologie, unter anderem in Gestalt Joachim Bauers daher und sagt: Alles falsch. Das Gegenteil ist richtig. Kommunikation und Kooperation sind den Menschen als oberstes und wichtigstes Merkmal zur Lebenssicherung und Entwicklung eingebaut.

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Individuum, Lernen und Emotion

Ein schulpsychologisches Beratungskonzept zur individuellen Förderung

von Jürgen Mietz

Wenn Schüler und Schülerinnen in und durch Schule ein solides Wissen und Verantwortungsfähigkeit erwerben, wenn sie eine mündige, selbstbewusste und Anteil nehmende Persönlichkeit werden sollen (vgl. §2 des nordrhein-westfälischen Schulgesetzes) – dann benötigen sie dazu Schulen und Lehrkräfte, die in genau diesem Sinne arbeiten. Was Schüler und Schülerinnen lernen und wie sie lernen, welche Qualität sie erreichen, hängt wesentlich von der Qualität der Lehrer und Lehrerinnen ab. Diese Qualität der Lehrkräfte (und der Schulen) zu unterstützen, ist ein wichtiges Aufgabenfeld der Schulpsychologie. Manche sind gar der Meinung, dass das zentrale Aufgabe der Schulpsychologie sein sollte. Auch ich bin dieser Auffassung.

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