Die Psychologie lässt den Menschen im Stich

So kann man die Antworten Nora Rucks in einem Interview mit dem Freitag vom 5.7.2018 deuten

Psychologie und Psychotherapie lassen Menschen im Stich, indem sie in aller Regel von den gesellschaftlichen, sozialen Entstehensbedingungen von Krankheiten absehen und diese – die gesellschaftlichen Bedingungen – nicht diagnostizieren (oder sie unter den Tisch fallen lassen). Allein dem Individuum wird die Verantwortlichkeit für seine Besserung „aufgehalst“, möglicherweise unter Verschweigen  dieser „unmöglichen“ Verkürzung um die Gesellschaftlichkeit des Menschen. Die Gesellschaft und der soziale Rahmen werden nicht angetastet. Damit werden Psycholog’inn’en und Psychotherapeut’inn’en zu stabilisierenden Helfern der Institutionen.

Der Text liegt hinter einer Bezahlschranke, so dass ich nicht auf ihn verlinken kann. Vielleicht mag sich jemand am Kiosk oder an der Bahnhofsbuchhandlung den Freitag kaufen. (Freitag.de)

Hier noch ein Link zu Nora Ruck

Sozial- und Arbeitsmarktpolitik als Schwarze Pädagogik

10 Jahre HARTZ IV – wie  Rotgrün die Republik veränderte

Die schwarze Pädagogik, in der Kindererziehung verpönt, hat Hartz IV also bei erwachsenen Menschen wieder eingeführt. Das Gesetz hat wieder eingeführt, was das Bundesverfassungsgericht abgeschafft hat: Der Betroffene steht in einem besonderen Gewaltverhältnis zum Staat; er ist mehr Untertan als Bürger, er ist Objekt von staatlichem Paternalismus.

Hier der vollständige Kommentar von Heribert Prantl in der Süddeutschen Zeitung

Über die Verrohung der Gesellschaft in Zusammenhang mit HARTZ IV

schreibt  Christoph Butterwegge ebenfalls in der Süddeutschen

Arbeitswelt der Lehrer – Lehrkräfte stärken

Die GEW Hamburg veröffentlichte kürzlich eine Studie über die Belastungen der Lehrkräfte. Eine Konsequenz, die sie daraus zog,  ist die Forderung „Lehrkraft stark machen“. Dazu der taz-Bericht.

Lehrkräfte zu stärken ist auch auf dem Weg möglich, Beratungssysteme mehr und mehr als Unterstützungssysteme für Lehrkräfte zu begreifen. Dieser Ansatz ist in Hamburg nur schwach entwickelt. Die REBUS sollten für solche Aufgaben weiterentwickelt und in Anspruch genommen werden, wie in anderen Bundesländern geschehen (z.B. NRW und Baden-Württemberg). Starke Lehrer/innen sind ein Segen für die Kinder. Aus fehlender Gelegenheit, aus Missverständnis, aus Überforderung und Zeitmangel entsteht oft genug der einseitige Schluss, die Schüler brauchten Hilfe. Die brauchen sie sicherlich auch. Aber denen ist auch damit geholfen, wenn Lehrkräfte sich reflektierter und kollegial mit ihrer Berufspraxis auseinandersetzen können. Selbstverständlich brauchen sie dafür Zeit und Gelegenheit. Das gegenwärtige Arbeitszeitmodell hat im Lauf der Jahre die Spielräume der Lehrer immer mehr eingeengt.

 

Die Arbeitswelt und ihre Wirkung auf die Subjekte

Ulrich Bröckling hat schon 2007 mit seinem Buch „Das unternehmerische Selbst“ ausführlich darauf aufmerksam gemacht, wie konsequent, machtbewusst und zielstrebig die Wirtschaft das betriebswirtschaftliche Denken in Politik und Gesellschaft hineingetragen hat. Und wie sehr sie damit die Bewusstseinslagen der Menschen umwälzte. Nicht zuletzt in der Kommunikations- und Beratungsbranche wurden viele Menschen von diesen Umwälzungen ergriffen und übertölpelt. Es fällt nicht schwer, zu erkennen, wie sehr sie auch in der öffentlichen Verwaltung und in Schule stattfand. In komprimierter Form finden sich seine Gedanken in der März/April 2012-Ausgabe der gewerkschaftlichen Zeitschrift „Gegenblende“

Arbeitszeitverkürzung ökonomisch nützlich und menschlich wertvoll

Das Thema Arbeitslosigkeit als Mittel zur Teilhabe habe am gesellschaftlichen Leben, als Mittel für Zuversicht und Selbstwertgefühl ist eine Bedingung für Schulerfolg, wie Untersuchungen immer wieder zeigen. Sie prägt die Lebenswelt und das „Klima“ in den Familien der Kinder und Jugendlichen — und damit das, was sie in ihrem „Rucksack“ mitnehmen. Ebenfalls bedrückend sind prekäre, unsichere Arbeitsverhältnisse.

Sowohl ökonomisch sinnvoll und psychisch stabilisierend wäre eine Arbeitszeitverkürzung, wie vor ein paar Tagen die Frankfurter Rundschau schrieb.