Wozu Daten, Fakten und ihre offene Erörterung?

In einigen der früheren Beiträgen wurde erwähnt, dass die methodologischen Grundlagen der gegenwärtigen Corona-Politik äußerst schwach sind. Relativierung und Kontextualisierung – eine herausfordernde Denkarbeit – finden nicht statt. Eine wachsende Anzahl von Schulbesuchsjahren, eine angebliche Kompetenzorientierung, die in den Schulen vermittelt werden sollte – angeblich als Vorbereitung auf ein Leben in einer so genannten Wissensgesellschaft – haben nicht vermocht, uns Grundkenntnisse der Statistik und der Aussagekraft von Daten, je nach Untersuchungsdesign, beizubringen. Falls es ein Erziehungsziel gewesen sein sollte, Urteilsfähigkeit und autonomes Denken herauszubilden, ist der augenblickliche Stand der Debatten wohl ein Beleg dafür, dass es nicht erreicht wurde. Vielleicht war auch das Erziehungsziel auch ein anderes.

Beklagt wurde die Resistenz eines amerikanischen Präsidenten gegenüber Fakten

Der Aufschrei war groß, als der frühere Präsident der USA Donald Trump Maßnahmen ergriff, um Politik nicht mehr faktenbasiert diskutieren zu müssen, sondern gemäß seinen vorab ausgewählten politischen Zielen. Man befürchtete, die Wissenschaften selbst als wesentlicher Bestandteil unserer Lebensweise seien infrage gestellt. Nicht mehr Fakten drohten die Weltbilder und Leitlinien unseres Handelns zu werden, sondern die Glaubenssätze und Vorstellungen von Evangelikalen und Populisten. Wenn ich mich recht erinnere, gab es auch in unserem Land Demonstrationen, die sich für die Freiheit der Wissenschaft engagierten.

Daten sind vorhanden, werden aber nicht genutzt

Das Statistische Bundesamt, das Intensivbettenregister und viele andere Institutionen stellen oft gut aufbereitete Daten zur Verfügung, ganz im Sinne der Wissenschaftsfreiheit, Transparenz, der allgemeinen Zugänglichkeit und demokratischen Urteilsbildung. Diese Daten, deren Interpretation durch unterschiedliche Personen und Gruppen einen fruchtbaren Dialog schaffen könnten, spielen aber in der öffentlichen Debatte kaum eine Rolle.

Wenn schon Poliker’innen sie sich nicht aneignen, wären es doch „die“ Medien, die sich mit ihnen befassen sollten, um uns bei der Urteilsbildung behilflich zu sein. Im Gegenteil: In diesen Tagen des zuende gehenden März scheinen es gerade die Qualitäts- und Leitmedien zu sein, allen voran die öffentlich (!)-rechtlichen (!) Rundfunkanstalten, die eine gegensätzliche Agenda zu verfolgen scheinen. Fortgesetzt unkritische Ausrichtung an steigenden Inzidenzzahlen und Attribuierungen „an oder mit Corona“ von Verstorbenen erzwingen gleichsam unausweichlich Verschärfungen des Corona-Regimes. Das wirft Fragen danach auf, wem und welchen Interessen sich diese Medien verpflichtet fühlen.

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Oh, du sonder-/wunderbare Statistik

Die meisten Menschen, die sich für Psychologie und angrenzende Themen interessieren, tun das vermutlich nicht wegen statistischer Fragen

Andererseits: Statistik kann Leben und Verstand retten.

Dazu hier auf die Schnelle ein paar Hinweise:

Inzidenzzahlen in einem Artikel von Jens Berger. Und Leserantworten, die teilweise wichtige Ergänzungen liefern.

In der immer wieder angefachten Hysterie gehen beruhigende oder sachliche Standpunkte unter, wie zum Beispiel diese hier von Gerd Gigerenzer. Hier, oder hier, oder hier.

Landesverband Schulpsychologie NRW und Kinderschutzbund mit gemeinsamer Stellungnahme

Mit ihren Bedürfnissen und Interessen, Sorgen und Nöten und mit ihren Sichtweisen kommen Kinder und Jugendliche im aktuellen Pandemiemanagement nicht vor. Das kritisieren der Landesverband Schulpsychologie NRW und der Landesverband NRW des Kinderschutzbundes in einem gemeinsamen Positionspapier.

Nachdenken über Medien

«Die Zeitungsspalten sind öffentliche Informationsträger. Wenn diejenigen, die sie kontrollieren, sich das Recht herausnehmen, zu bestimmen, was zu welchem Zweck berichtet werden soll, dann kommt der demokratische Prozess zum Erliegen (…) Denn die Zeitung ist im wahrsten Sinne des Wortes die Bibel der Demokratie, das Buch, aus dem heraus ein Volk sein Handeln bestimmt.»

Wenn Menschen nicht mehr wagen, öffentlich ihre Meinung zu äussern, weil sie Angst haben, von der «Öffentlichen Meinung» abzuweichen, dann ist etwas faul an unserer Demokratie. Wenn das Denken «von Panik verkümmert» sei, so formulierte Walter Lippmann, dann hätten die Menschen auch Angst vor Ideen.

Quelle: Infosperber

Alles ist möglich

Ich höre von Bekannten und erlebe es in meinem etwas kleiner gewordenen Lebenskreis selbst, dass man nicht selten von Belehrungen, gut gemeinten Erinnerungen zu korrektem Benehmen in Corona-Zeiten angehalten wird. Diejenigen, die sie aussprechen wirken nicht selten autoritär, gereizt und so, als habe man in nicht allzu ferner Zukunft eine schwere Explosion zu gewärtigen. Ich will damit sagen: Man bekommt signalisiert, dass man mit dem äußersten rechnen sollte: Abbruch der Beziehung, Exkommunikation. Man möchte spontan dagegenhalten, maulen und meckern. Immerhin gilt es besonnen zu bleiben, obwohl doch die Bekannten und Kolleg’inn’en, manchmal gar Freunde, sich mit Ungereimtheiten der Datenlage, mit einer Aussetzung der Grundrechte einverstanden erklären. – Etc.

Man ist ja gleich weg und hat nicht vor, 15 Minuten an einem ungastlichen Ort zu bleiben. Die Entfernung ist doch mindestens doppelt so groß, wie die angeratenen 1,50 Meter. Und dass man mir auf einem Bürgersteig, wo man in Bruchteilen von Sekunden aneinander vorbei ist, mit einem ostentativen Sprung ausweicht, ist doch nicht nur übertrieben, sondern auch beschämend. Was soll das? Da will mir jemand etwas zeigen. Dieser Jemand hat mir etwas voraus. Ganz bestimmt die regierungsamtliche Vernunft. Diese Aufpasser’innen fühlen sich im Aufwind. Sie wissen das, sonst würden sie sich nicht so selbtgewiss aufführen. sie haben wohl eine neue Partei gegründet, eine Partei der Ordnungsrufer’innen, die aufdringlich sein dürfen. Man möchte rebellieren angesichts solcher Anmaßungen. Und dabei womöglich noch in dieselbe Haltung verfallen. Ich lasse es lieber und beschäftige mich mit der Frage: Was ist hier los?


Vielleicht sind diese Erwachsenen doch nicht so erwachsen, wie sie scheinen? Was legt Corona – Nein. nicht Corona – sondern: was legen die Kommunikationspolitik und Verordnungen der Regierungen da von meinen Mitmenschen frei? So hatte ich so noch nicht gesehen. Ist da eine tiefe, große Lebensangst, die sie mit Hilfe ihrer Klugheit, mit Hilfe all dessen, was sie gelernt haben und mit ihrer Fertigkeit, sich anpassen zu können, verborgen haben? Zwar immer noch verkleidet aber doch erkennbar, soll es vorkommen, dass Kolleg’inn’en die Systemrelevanz ihrer Arbeit entdecken und vorfühlen, ob es nicht eine Gelegenheit gebe, sich in der Impfschlange nach vorn zu pfuschen. Ob die das im Supermarkt auch so machen? Nun gut. Andere wieder schämen sich für solche Kolleg’inn’en, fremdschämen genannt.

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Testen, Testen, Testen

Irgendwie die Welt besser machen, dürfte sich die Mutter gesagt haben, die der Zeit den Impuls gab, zu recherchieren, was es braucht, wenn man in Kindergärten oder Schule mehr testen will. Mit mehr Testen, Testen, Testen (so auch wieder in der Sendung von Markus Lanz am 24.3.2021) könne man in die Normalität zurückkehren.
Ich wil nicht grundsätzlich ausschließen, dass in bestimmten Konstellationen Testen sinnvoll sein kann. Sind solche Konstellationen und Voraussetzungen gegeben? Zweifel sind angebracht. So ist immer noch der Tatbestand öffentlich undiskutiert, ob sich Maßnahmen auf einen Test berufen sollten, der keine Erkrankungen misst. Ein weiteres Manko ist, dass die Aussagekraft der so genannten Inzidenzzahlen ebenfalls infrage steht.


Dazu im Gegensatz steht, dass das rituelle Testen uns eine Rückkehr in die Normalität verschaffen könnte. Diese Aussicht scheint verlockend – ein Nasenabstrich und alles wird gut. In dieser Sicht ist es nicht überraschend, dass es Elterninitiativen gibt, die Behörden dabei behilflich sein wollen, schneller und häufiger zu testen. Vermutlich versteht man das als Humanisierung einer trägen Bürokratie. Die Überzeugtheit, moralisch auf der richtigen Seite zu stehen und zu den Guten zu gehören, beschwingt den Einsatz. Wenn nur alle dächten und täten wie „ich“, wäre die Welt doch ganz einfach eine bessere. Wo also liegt das Problem?


Vielleicht schon dort, wo man das Testen als eine Kleinigkeit betrachtet, die keinen Unterschied mache. Vielleicht aber auch dort, wo man sich implzit oder explizit von der großen Bedrohungserzählung infizieren lässt, die an die zu testenden Kinder weitergereicht wird. Sie sind dann ebenfalls verängstigt, was die einen als Hinführung zu Achtsamkeit verstehen mögen, aber andererseits auch zu einer Hypersensibilisierung für ein Problem beiträgt, das es geben mag, aber nicht eine Aufblähung mit Angst und Panik verdient hat. Vielleicht dort, wo man in der Absicht Gutes zu tun, einer neuen Normalität des industriellen Impfens und (Aus-) Sortierens den Weg ebnet und einen neuen Lebensstil der Kontrolle und Überwachung kreiert.

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Tiefenwirkungen von Testen, Impfen etc.

Der hier verlinkte Artikel stellt eine Ebene von Corona in den Vordergrund, die in aller Regel keine Beachtung findet. Insofern muten manche Inhalte zunächst überraschend oder gar schräg an – was sie aber nicht sind. Vielmehr geht der Autor Michael Ley Aspekten nach, die viele von uns vielleicht schon einmal selbst in einem Anflug des Aufmerkens „dachten“ (was geschieht hier eigentlich gerade?) , dann aber im rationalen (?) Lebensbewältigungsprozess wieder „vergaßen“ – zumal die „anderen“ und die Medien davon ebenfalls keine Notiz nahmen. Die Beiläufigkeit von Wirkungen ist aber noch kein Beleg für ihre Folgenlosigkeit.


So erklären „wir“ uns bereit, Schmerzen in Kauf zu nehmen, Opfer zu bringen, wenn wir uns einem PCR-Test unterziehen. Wir lassen Eingriffe zu, die wir „normalerweise“ ablehnen. Ley stellt Verbindungen her zu Ritualen, die Novizentum beinhalten und Zugehörigkeiten zu Gemeinschaften durch Initiationsriten besiegeln, eine Verpflichtung auf ein Lebensbild der Gesellschaft verkörpern. Wer will, kann hier Verbindungen zur Biopolitik herstellen und zu Interessen, neue Regulierungsprozeduren zu etablieren, nachdem in vielen Gesellschaften und weltweit „Grenzenlosigkeiten“ die bekannten Kontrollkonzepte schon vor Corona infrage stellten. Wenn hier jemand neu regulieren will, hat er und hat sie eigene Interessen, die sich umso besser durchsetzen lassen dürften, wenn von bisher üblichen Regeln wissenschaftlich-rationaler und dialogischer Gestaltung, die der Aufklärung entstammen, Abstand genommen wird.


Das lässt sich nicht einfach von der Hand weisen. Beispielsweise gibt es nach einem Jahr noch immer keine repräsentativen Untersuchungen über den Grad der Virusverbreitung in der Bevölkerung. Hier werden wir zielstrebig in Unwissenheit gehalten.

Ohne Methodenkompetenz per Blindflug im Einsatz für unsere Gesundheit?

Wie vertrauenswürdig ist das denn?

Die Eingriffe der Regierungen und Verwaltungen im Namen unseres Wohlergehens sind drastisch. Sie sollten deshalb auf wissenschaftlich-rationale Weise nachvollziehbar sein. Vielleicht so, wie bei einer Diplom- oder Magisterarbeit. Man mag es vielleicht nicht glauben. Aber so ist es tatsächlich nicht.

Da bei aller Datenflut keine repräsentativen Stichproben definiert werden, Gesamtzahlen der Testungen nicht erhoben werden bzw. nur unsystematisch, wird das reale Infektionsgeschehen nicht abgebildet – aber Einschränkungen der Grundrechte vollzogen! Das ist ja so, als würde bei Meinungsumfragen für Wahlen nicht auf die Abbildung der Gesamtbevölkerung geachtet, als würden in irgendwelchen Landstrichen und Städten Menschen befragt, wie man sie gerade vorfindet und man würde daraus ein Prognose erschaffen.

Was ist das für eine Krise, die wir gerade zweifellos durchlaufen?

Ausführlicher zur schwächelnden Datenkompetenz hier weiterlesen.