Schluss mit der Methodenkritik – keine Störung, bitte

Ein beängstigendes Programm der Verdrängung im DLF und anderswo

Im Deutschlandfunk lief vor ein paar Tagen in der Bildungsreihe »Campus und Karriere« ein Bericht, der dem Anschein nach wissenschaftlicher Redlichkeit gewidmet war – tatsächlich aber wissenschaftliche Auseinandersetzung hintertreibt und Denunziantentum fördert.

Schon in der Überschrift war das angezielte Ergebnis zu lesen: »Wissenschaftler, die Corona leugnen«. Das unausgesprochene Ziel, vermutlich: Abweichungen vom Mainstream „unmöglich“ machen. Hilfsmittel unter anderem: Die Verwerflichkeit des einen (Holocaust-Leugnung) mit dem anderen (Kritik methodischer Schwächen) verknüpfen. Und schon stehen unliebsame Thesen in der Zone des Bösen.

Doch haben wir es bei Christof Kuhbandner mit einem Corona-Leugner zu tun? Zumindest findet sich im Sendemanuskript darauf kein Hinweis. Weder gibt es eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Psychologie-Professor, geschweige denn werden seine Leistungen bei der Aufklärung über das Geschehen um das Virus dargestellt.
Man greift stattdessen auf die Auffassung einer Psychologie-Studentin und auf ihre Erschütterung zurück. Die Studentin wird folgendermaßen zitiert:

„Professor Kuhbandner hat in seinem Seminar einen Zusammenhang hergestellt zwischen dem Milgram-Experiment einerseits und der Durchsetzung der Corona-Maßnahmen in Schulen durch Lehrerinnen und Lehrer andererseits. Die ausführenden Personen wären hier die indoktrinierten Lehrerinnen und Lehrer, die auf Anweisung von oben die Maskenpflicht und das Abstandhalten bei den Schülerinnen und Schülern durchsetzen, obwohl diese erheblich darunter leiden.“

Das Milgrim-Experiment zeigt die Beeinflussbarkeit und Korrumpierkeit von Menschen, die sich selbst als human orientiert erleben – aber unter autoritärer und reputierter Belehrung und Ermahnung bereit sind, Menschen Schmerz und Schaden zufügen. Vertrauen in die Mächtigen, Abhängigkeit von ihnen, Unterwerfung unter sie bilden das Material, unter dem eine humanistische Absicht zerbricht. Es reicht die Erklärung, Schmerz und Schaden würden helfen und seien zum Besten des Probanden. Ein etwaiger Abwägungsprozess (soll ich die Leidenssignale ernst nehmen und mich mäßigen oder soll ich den Empfehlungen der Macht folgen?) – geht leicht zugunsten und im Sinn der Macht aus.

Warum also sollten die Lehrer’innen nicht in einen solchen Konflikt geraten? Sind sie nicht in einer Lage der bezweifelbaren Ĭnformiertheit und unvermeidlichen Abhängigkeit? Immerhin gehört es spätestens seit dem sog. Strategiepapier aus dem Innenministerium zu den Durchsetzungsmitteln, Schocks zu verbreiten und Angst zu machen. Psychologie-Student’inn’en und der Deutschlandfunk sollten sich der Gefahren der Macht und des Terrors bewusst sein. Die Möglichkeit eines Dilemmas und einer Zwangssituation für die eigene Moral sollten sie nicht ausschließen.

Der Bayern-Korrespondent des DLF recherchiert nicht selbst weiter, er lässt die Psychologie-Studentin sprechen: Kuhbandner verharmlose Corona. Ein Vorwurf: Er habe »unwissenschaftliche« und »dubiose Quellen« benutzt. Und dann – Majestätsbeleidigung? – der Professor habe »die Hausaufgabe gestellt, methodische Fehler in einer Corona-Studie des Virologen Christian Drosten zu finden.« In der Aufdeckung und Bewertung von methodischen (ggf. auch unvermeidlichen) Schwächen fängt der verantwortungsvolle Reflexionsprozess doch gerade an! Was spricht dagegen? Immerhin gab es einen Antrag auf Rückzug einer Studie von (u.a.) Christian Drosten bei Eurosurveillance, einem Wissenschaftsportal, dem auch Christian Drosten in hervorgehobener Position angehört. Der Antrag schien mir gut begründet, zumindest inhaltlich beachtenswert. Zwischenzeitlich hat Eurosurveillance den Antrag zurückgewiesen. [eine Übersetzung hier] Wie gut begründet und der Wissenschaft dienlich das ist, steht auf einem anderen Blatt. Ein Geschmäckle bleibt, zumal auf Dringlichkeit hingewiesen wird, die im Januar 2020 bestanden haben mag. Damit ist die Methodenkritik aber wohl nicht zu Ende. Den Antrag auf Rücknahme unterstützen inzwischen noch weit mehr Wissenschaftler. Ein Problem gibt es jetzt für die Leserin, den Leser. Die Quellen gehören wohl zu jenen, die der Deutschlandunk durch die Studentin als »dubios« etc. bezeichnen lässt. Darf man da noch draufklicken oder nicht?

Im Bericht wird Herrn Kuhbandner vorgeworfen, dass er aus seiner Ablehnung von Maskenpflicht und Abstandsgebot kein Hehl mache. Warum sollte er es nicht, wenn er den Schlussfolgerungen seiner eigenen intensiven Befassung mit den methodischen Schwachpunkten diverser Untersuchungen folgt? Die methodischen Mängel, die Kuhbandner moniert, wurden, so weit mir bekannt, nicht aus dem Weg geräumt.

Man kann es doch auch mal so sehen. Der Vorwurf der Verharmlosung nutzt schon die nicht ohne Angstmache und Manipulation zustande gekommene gängige Meinung der außergewöhnlichen Gefährlichkeit des Virus. Zumindest ist sie umstritten. Wer „verharmlost“ ist von Anfang an im Unrecht und kein Partner. Wer den Vorwurf benutzt, lässt schon das Messer blitzen und blickt auf zur Verfügung stehende Machtmittel.
Wer sich einmal eine Befassung mit Kuhbandners Thesen gönnt – selbstverständlich geschieht das in der Sendung nicht – wird nicht umhinkönnen, sich zu wundern, auf welch wackeligen Grundlagen die verstörenden Einschnitte in unser Leben beruhen. Methodische Einwände gegen Untersuchungsdesigns gibt es übrigens auch von anderer Seite: Antes, Bosbach, Gigerenzer.


Der Bericht stellt indirekt als Leitlinie und Erwartung auf, sich an eine »überwältigende Mehrzahl von Wissenschaftlern«, die das anders sehe, zu halten. Das RKI wird einer Kritisierbarkeit entzogen, wenn auf den angeblich guten Ruf des RKI weltweit verwiesen wird. Kritik sollte immer möglich sein. Stattdessen aber wird das RKI gegen Kritik abgeschirmt.


»Kuhbandner zweifelt auch daran, dass Corona in Deutschland eine Übersterblichkeit verursacht habe. Er beruft sich dabei auf eine Münchner Studie, die zeige, ″dass hier, wenn man Bevölkerungswachstum und die Verschiebung der Alterspyramide einrechnet – wie man es machen muss –, dass dann tatsächlich keine Übersterblichkeit im Jahr 2020 zu beobachten war.“«

Käme dem Deutschlandfunk das Ergebnis zu pass, hätten wir sicherlich erfahren, dass sie von der Universität München kam.


So wahr die Sache selbst ist, so sehr wird derjenige, der sie kommuniziert durch den Kontext und Tonfall in die Abseitigkeit gerückt: Wie kann er es wagen, zu zweifeln? Übrigens kommen vom Statistischen Bundesamt ähnliche Aussagen bzgl. einer fehlenden Übersterblichkeit.


Fazit: Es geht gar nicht um Klärung und Aufklärung, sondern darum, aus Zitaten einer Studentin – denunziert sie? – ein schon vorgefertigtes Gebäude zu montieren. Es wird Front gemacht gegen Andersdenkende. Die Auseinandersetzung mit ihnen wird gemieden. Aufklärung? Wissenschaft? Propaganda?

Psychische Belastungen in Zusammenhang mit Coronamaßnahmen

Die psychischen Folgen der Schlacht gegen den Feind Corona werden immer krasser. Wie schon in anderen Kriegen interessieren die Opfer, die Traumatisierten aber wenig. Obwohl die Folgen schwerwiegend sind und langanhaltend sein können. Ein Schlaglicht auf diese Lage wirft eine Meldung in der FAZ vom 12.2.2021 – im Wirtschaftsteil und nicht im politischen Teil oder gar als Aufmacher.

Kommt das Nachdenken in die Öffentlichkeit zurück?

Stimmen für eine Ausweitung der Denkzone in der Coronapolitik-Krise

Heute morgen, am Sonntag in der Frühe, waren Töne im Deutschlandfunk zu hören, wie sie in den vergangenen Monaten wohl nicht zu vernehmen waren. In der Sendung „Information und Musik“, sicherlich ein Nischenplatz und nicht der Sendeplatz, der ein großes Publikum hat, gab es gleich zwei Interviews, die eine Idee davon vermittelten, was öffentlicher Rundfunk leisten könnte – wenn er sich entscheidet mehr zu sein als Propaganda (siehe vorigen Beitrag).

Kalbitzer plädierte auch dafür, in der Coronakrise die Expertise von Verhaltensökonomen, Sozialpsychologen und Epidemiologen stärker einzubeziehen. Allein auf die Empfehlungen der Virologen zu setzen, hält er für falsch. Man müsse die Erkrankung sehr ernst nehmen, doch die Bevölkerung kämpfe mittlerweile mit soziologischen und epidemiologischen Problemen. „Da fehlen uns Experten“, kritisiert der Psychologe und Psychiater. Hier sieht er auch Journalisten in der Verantwortung. Zu selten würden Menschen befragt, die sich damit auskennen, wie man eine Bevölkerung durch eine Krise navigiert. Im Fokus stünden viel zu sehr die Virologen.

Es lohnt sich, sich das ganze Interview anzuhören. Die Zusammenfassung, aus der das obige Zitat stammt, scheint mir den Tenor nicht vollständig wiederzugeben.

Ebenfalls einen neuen Ton hört man aus dem Interview mit dem Direktor der Klinik für Innere Medizin an der Universität Kiel heraus. Leider nicht auf der Aufmacherseite der Website des DLF erwähnt.

Die Allgegenwärtigkeit von Propaganda – Edward Bernay und die Psychologie der Manipulation

Wie sollen psychologische Erkenntnisse genutzt und verwertet werden? In unserem Bewustsein und Hoffen mögen wir glauben, dass sie uns reifer und unabhängiger machen mögen. Man möchte glauben, dass sie der Emanzipation der Menschen, ihrer Urteils- und Handlungsfähigkeit dienen solle. Aber dient sie der Mündigwerdung? Oder geht „die“ Psychologie, die die heute verwendet und in Organisationen gebraucht wird, nicht von einem Menschenbild aus, dass seine Unmündigkeit als Geburtsfehler voraussetzt und daraus ableitet, dass Menschen geführt und betreut werden müssen und sollten? Viele Kolleginnen und Kollegen gehen davon aus, dass es so oder ähnlich ist. Sie verstehen ihren Humanismus so, dass sie die Gescheiterten, Zweifelnden, Fragenden, Verzweifelten wohlwollend und wissend als Ahnunglose betrachten und sich selbst als verantwortungsvolle Führer’innen. Sie bespielen die Herde aus einer Grundhaltung der Rechtschaffenheit mit einem Anspruch, der sich in der Regel einer Kritik nicht stellen muss. Sie fügen sich in herrschaftliche Ambitionen ein, ohne dass sie ans Licht kämen.

Lenkung und Steuerung sind in diesem Welt- und Menschenbild notwendig, also auch verschiedene Formen des Autoritarismus. Psychologie ist fest in die Organisierung von Gesellschaften in diesem Sinne integriert. Und damit auch in ein Konzept der Propaganda – was sich wohl die wenigsten klarmachen.

Propaganda als zentraler Bestandteil unserer Gesellschaft ist uns nicht so präsent. Propaganda betreiben die anderen. Das es so nicht ist, zeigt anschaulich ein Feature im Deutschlandfunk über Edward Bernay. Der Rückblick in die 20er und 30er Jahre erleichtert es, Propaganda heute aufzuspüren. Propaganda war ein von Bernay selbst benutzter Begriff, der sich aber im Zuge der Nazipropaganda verschlissen hatte. Man kam dann auf die Idee das Ganze „Public-Relations“ zu nennen.

Das Feature kann unter dem genannten Link nachgehört werden. Das Manuskript kann man sich vom Deutschlandfunk schicken lassen (leider ist es bis heute nicht im Netz zugänglich).

Das geistige Erbe von Organisationen und Personen

Gründungsmotive als Leitlinie der Gegenwart

Die ursprünglichen Gründungsmotive sind nicht selten die Triebkraft und Leitbild von Organisationen und Institutionen – selbst dann, wenn schon mehrere Epochen von dem Anschein nach neuen Einflüssen über sie hinweggegangen sind. Ich habe das im Zusammenhang mit Schulpsychologie und Schule (einschließlich ihrer Verwaltung und politischen Nutzung) häufiger zu zeigen versucht (siehe auch rechte Spalte im Blog).

Misslungene Neuanfänge

Was einen Blick in die Geschichte und die Tradition einer Institution oder Organisation (oder auf ihren Namensgeber) erschwert oder unmöglich macht, ist in aller Regel die Behauptung, man sei doch heute an einem ganz anderen Punkt, die Welt sei eine ganz und gar andere, man arbeite modern und evidenzbasiert usw. Man kann zur „Widerlegung“ eine Reihe von prominenten erfolgreichen oder wohltätigen Menschen anführen, deren angebliche Unbescholtenheit für sich sprechen soll. Ist man bereit, den Vorhang der guten Taten und der kompletten Differenz einmal beiseite zu ziehen, könnte sich allerdings zeigen, dass es zwischen früher und heute Verwandtschaftlichkeiten gibt, handlungsleitende Wahrnehmungs- und Denkmuster, die damals wie heute wirken.

Der Kontext ist wichtig

Robert Koch, nach dem das uns allen bekannte Institut benannt ist, war nicht nur erfolgreicher Wissenschaftler, angetrieben vom Ehrgeiz, Menschen zu helfen. Er handelte immer auch im Kontext der Kolonialmedizin. Ihr ging es darum, den afrikanischen Kontinent mit seinen Menschen und Naturschätzen auszubeuten und beherrschbar zu machen. Menschenversuche in Afrika sollten helfen, den Menschen in Deutschland und Europa Gesundheit und Überleben zu sichern, wie es in einem Feature von Julia Amberger heißt.

Die Frage nach dem Zweck

Was macht sich das RKI von ihrem Namensgeber zu eigen, welche Vorstellungen von Krankheit und Gesundheit sind handlungsleitend? Und welche nicht? Haben sie mit einer Tradition zu tun, wesentlich auf Pharmazie, auf eine „industrielle Produktion von Gesundheit“ zu setzen – und wenn ja: für welchen Zweck? Und nicht zuletzt: Welche Rolle spielt die Staatsnähe für das, was das RKI erforscht und verlautbart (und was nicht)?

Die Geschichte des Namesgebers des RKI wurde und wird nicht aktiv beforscht und aufgearbeitet, auch nicht etwa von der staatlich subventionierten Medizingeschichte, wie Werner Rügemer feststellt. Koloniale Zustände scheinen sich bei der Auswahl der Versuchspersonen für einen Impfstoff und für die schließliche Nutzung zu wiederholen, wie Emran Feroz in einem Artikel mit anderem Schwerpunkt schreibt.

Koloniale Verhältnisse neu aufgelegt, nach innen mit einem mit Verordnungen regierenden Staat, ohne auf die Schäden zu achten, und nach außen mit einer Privilegierung pharmazeutischer und digitaler Interessen, samt Versuchspersonen in fernen und wirtschaftlich schwachen/geschwächten Ländern?

Der Verweis auf Wohltätigkeit, Modernität und Humanität von Institutionen scheint ein guter Hinweis darauf zu sein, dass es einen Bedarf an Aufarbeitung von Traditionslinien geben könnte.

Weitere Verschlechterungen für Kinder und Jugendliche durch Corona-Maßnahmen

Zahlen, Daten, Fakten zur Lage

Schule stellt in den Maßnahmen der Regierungen im Wesentlichen ein Mittel zur Aufrechterhaltung der Wirtschaft dar. Kinder und Jugendliche als Menschen mit eigenen Hoffnungen und Ansprüchen kommen kaum vor. Das belegt Michael Klundt in einem Interview mit den Nachdenkseiten.

Die regierungsfrommen Lockdown- und Maßnahmen-Verteidiger sollten zumindest Wirkungen, Nebenwirkungen und Kollateralschäden in einem evidenzbasierten Prüf- und Abwägeverfahren ins Verhältnis setzen. Wenn selbst regierungsnahe Studien zur Übersterblichkeit in den USA und in Deutschland herausfinden, dass „nur“ die Hälfte davon auf Corona zurückzuführen sei, aber die andere Hälfte schlicht der Nicht-Behandlung anderer Krankheiten (Herz-Kreislauf, Krebs usw.) geschuldet ist, so zeigt dies doch, dass die Söder-Parole „Wir retten jedes Leben!“, die sich überhaupt nicht mit Folgen und Nebenwirkungen auseinandersetzt, dazu jedenfalls nicht ausreicht.

Der zweite Teil des Interviews ist gerade erschienen

Hier eine Stellungnahme von Michael Klundt zur Kinderarmut.

Ein Kurs: Methoden und Statistik

Was bedeuten die fantastischen 95 Prozent Wirksamkeit von Impfstoffen?

Was sich so großartig anhört, sagt wenig bis nichts über den individuellen Nutzen einer Impfung aus. Wie viele Menschen müssen geimpft sein, damit eine Person geschützt ist?

Interessante Fragen und noch interessantere Antworten liefert das RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, das hier üblicherweise nicht so häufig zitiert wird.

Psychische Folgen II

Wer sich weiter mit den Folgen der Corona-Politik auseinandersetzen möchte, findet hier vermutlich „Futter“. Es handelt sich zum Einen um einen Beitrag von Ulrich Teusch, auf den ich schon gestern hingewiesen habe. Er verdient es aber, separat erwähnt zu werden. Unter anderem geht es darum, ob und unter welchen Gesichtspunkten es „erlaubt“ ist, heutige Entwicklungen mit früheren zu vergleichen. Vielleicht sollten wir genauer hinschauen, was Protagonisten gemeint haben könnten und ihnen nicht sofort moralisch kommen?

Ich glaube, das darf man nicht. Ich vermute vielmehr, dass Jana etwas ganz anderes im Sinn hatte. Sie wollte zum Ausdruck bringen, dass sie nunmehr – nach mehrmonatigen Erfahrungen mit einem repressiven Maßnahmenstaat – besser nachempfinden könne, wie es damals Sophie Scholl zumute gewesen sein muss. Jana glaubte jetzt zu verstehen, wie es sich „anfühlt“, unter permanentem Druck, in Unsicherheit und Angst zu leben.

Zum anderen geht es um einen Beitrag von Roland Rottenfußer:

Wir müssen verstehen, warum wir leiden, und dass in aller Regel nicht wir selbst dafür verantwortlich sind. Wenn wir das diffuse Unbehagen, das uns in diesen Tagen ergreift, aufschlüsseln und besser zu verstehen lernen, finden wir auch Wege, damit es uns besser geht.