Neuro-Irgendwas

Im folgenden Artikel von Ralf Lankau setzt sich der Autor mit den Mythen des Neuro-Irgenwas auseinander, einschließlich sprachwissenschaftlicher und philosophischer Implikationen.

Ist das Messbare in Schulen auch das Relevante? Wie misst man das Vertrauen als Basis von Lernprozessen (Ladenthin) oder das Gefühl der Geborgenheit eines Kindes in einem sozialen Kontext, wie es jede Schule (auch) ist?  Wie misst man den Freiraum zum individuellen, selbstbestimmten Lernen, wenn man alles in exakten Zahlen fixieren will? Glaubt irgendwer, intrinsische Motivation oder Freude am Lernen (ver) messen zu können? 

Ohne Moos nix los

Bildung, wie auch Schulpsychologie sind trotz aller mehr oder weniger verdeckter Privatisierungen noch immer öffentliche Angelegenheit. Immer wieder wird kritisiert, dass der der Bildungsbereich unterfinanziert ist. (Darüber hinaus gibt die inhaltliche Ausrichtung staatlicher Schulpolitik reichlich Anlass für Kritik). Zudem ist es bisher nicht gelungen, wenn es denn überhaupt ernsthaft angestrebt wird, die Chancen armer Kinder auf Bildung zu erhöhen. Geld und seine Verteilung spielt nach wie vor eine bedeutsame Rolle. Dazu einige HInweise:
Die Welt der Reichen
Steuerpolitik

 

Geht die „Empirische Bildungsforschung“ ihrem Ende entgegen?

Andreas Gruschka hat an der so genannten Empirischen Bildungsforschung jahrelang kritisiert, dass diese die Mikroprozesse des Lernens und Lehrens ignoriert beziehungsweise zum tatsächlichen Problemverstehen des Unterrichtens kaum etwas beiträgt. Und damit auch nicht zur Lösung. Gruschka selbst ist den subjektiven Lernprozessen akribisch auf die Spur gekommen – ohne das Getöse der großen Untersuchungen „um PISA herum“.

Die Gründung einer Organisation der Empirischen Bildungsforschung deutet er nicht als besondere Stärke. Vielmehr sieht er sie im Niedergang begriffen. Nicht zuletzt deshalb, weil sich bei den staatlichen, neoliberalen Abnehmern der Forschungsergebnisse Zweifel durchsetzten über die Relevanz der Forschungsergebnisse. Seine Position ist nachzulesen beim Forum Kritische Pädagogik und hier als pdf

Nicht zuletzt ist der Artikel lesenswert, weil er sich mit dem Bildungsforscher Baumert auseinandersetzt

Bildung als Selektionshebel

Franz Walter hinterfragt den alten Leitgedanken, dass Bildung und Wissen der Schlüssel zu gesellschaftlichem Aufstieg seien. Er kommt zu dem Ergebnis, dass die Rede von der Chancengesellschaft für viele ein leeres Versprechen bleibt. Es diene der Verschleierung von rigiden Macht- und Abschottungskämpfen

Dazu passt dieser Artikel über soziale Gerechtigkeit.

Was ist Inklusion und wie geht sie?

Die Umsetzung der Inklusion läuft nicht glatt. Für die einen ist es ein verkapptes Sparmodell, für andere ist es eine Chance zur Humanisierung der Schule. Brigitte Schumann hält die Ansätze in NRW und Hamburg letztlich für den Versuch, das Menschenrecht auf Inklusion zu unterlaufen. In der praktischen Ausgestaltung der Inklusion entdeckt sie den Versuch der Sonderpädagogik, ihr altes Terrain zu sichern und auszubauen

Der Sonderpädagoge Stefan Romey aus Hamburg hält in der hlz, Mitgliederzeitung der GEW, dagegen.

Die Umsetzung der Inklusion ist mit reichlich Konflikten verbunden. Das machte offenbar eine Maßnahme, die zur Beruhigung beitragen soll, notwendig. Der Hamburger Schulsenator berief vier Ombudsleute – von denen drei sonderpädagoigscher Provenzienz sind. Inklusion also doch eine sonderpädagogische Angelegenheit?

Schulpolitik als Inszenierung – der Bürger als Showgast

Senator Ties Rabe kritisiert in der „Zeit“ vom 18.4.2013 das neue Buch von Richard David Precht. Von dem der Welt Kritiker schreibt, dass es auf keinen Fall hätte geschrieben werden sollen.

Sofakritiker schimpft Ties Rabe ihn. Das erinnert an den Genießer in der Etappe, der den Krieg in entspannter Lage verfolgt, während der Kämpfer und Held sich an der Front schlägt. Hui. Da geht es aber zur Sache. Rabe bedauert, dass Schulpolitik nur allzu oft ein Tummelfeld von Hysterikern und Vereinfachern sei. Viel Glaube, wenig Vernunft, konstatiert der sich empört zeigende Senator. „Und selbst?“ möchte man einwerfen. Keine Neigung zu Vereinfachungen in der Schulpolitik?

Zehn Tage später lesen wir im Abendblatt, dass er sich in einer Kontroverse mit 67 Schulleitern geschlagen habe („es redete nur einer: Schulsenator Ties Rabe (SPD)“). Diese Führungskraft und ihren Gestaltungswillen habe schon andere zu spüren bekommen. Vereinfachen durch Ignorieren, ganz unhysterisch. Was soll eine Versammlung, wenn es gar nicht um Dialog geht, sondern um  Verkündung?

Als betroffener Zuschauer wird man das Gefühl nicht los, dass sich hier zwei Streithähne beharken. Bildung, sagen wir besser Schulpolitik, als Bühne für Show und Selbstinszenierung. Zwei Menschen, die womöglich gar nicht so verschieden sind. In ihrer Eitelkeit unfähig zum Dialog und zur gemeinsamen Entwicklung mit anderen. Und beide biegen ab und untertunneln, wenn es in die Mühe der Ebene geht: Was ist uns Bildung wert, geht es um „Employabilty“, Schuldenbremse oder Emanzipation? Was sind die Kriterien guter Schule und guter Bildung? Da sind sie womöglich schon bei der nächsten Show. Wer das liest und dann das fragt doch, wie seriös mit einem umgegangen wird, und bei welcher Inszenierung er Zuschauer ist. Wir wissen ja: Es gibt eine NDR-Fußball-Show, eine Champions-League-Show. Wir sehen uns. In der Schul-Show. Bis dann.

Wachsen die Chancen für eine Pädagogik und für eine Politik der Bildungsgerechtigkeit?

Es ist erstaunlich: In konservativen Zeitungen  sind häufiger zweifelnde Stimmen zu hören. Blätter, die unentwegt der angeblichen Modernisierung der Schule das Wort redeten, indem sie gemeinsam mit herrschender Politik und Wirtschaftsverbänden »Leistung« verlangten, »Wettbewerbsfähigkeit« anmahnten, angebliche »Kuschelpädagogik« verurteilten, Standards und Kontrolle verlangten und der Illusion anhingen, Lernerfolg, Lebens- und Geschäftstüchtigkeit ließen sich messen, lassen nun sanfte Töne anklingen.

Plötzlich liest man in einem Leitartikel des Abendblatts vom 28.1.2013, dass mit den Bachelor- und Masterstudiengängen ein umfassendes Bildungsideal zerstört werde. Und es wird die Frage gestellt: »Was hat die Gesellschaft eigentlich davon, wenn Kinder erst zielorientiert durch die Schulzeit hetzen, um dann ebenso sehr auf das Ergebnis bedacht, in kürzeren, verschulten Studiengängen die Hochschulen zu durchlaufen und mit 22 Jahren als fertige Akademiker auf den Arbeitsmarkt zu drängen – auf diesem Weg aber kaum Lebenserfahrung sammeln und ihre Persönlichkeit ausbilden konnten? Wie verändert es unsere Gesellschaft? Und wollen wir das?« Weiterlesen „Wachsen die Chancen für eine Pädagogik und für eine Politik der Bildungsgerechtigkeit?“

Ein Feature über Stiftungen im Deutschlandfunk

Stiftungen gelten als Retterinnen für Politik Kunst, Kultur und Bildung. Angeblich dienen sie dem Gemeinwohl. Mit dieser Begründung sind sie steuerbegünstigt. Ein kritischer Blick auf ihr Wirken ist selten. In dieser Sendung des Deutschlandfunks wagt man ihn. Nicht zuletzt sind sie lukrativ – für die Unternehmen. Sie können noch dazu ihre Weltsicht verbreiten, im Namen der Gemeinnützigkeit.

Inklusion mit Schulpsychologie in einer spaltenden Gesellschaft

Inklusion in einer spaltenden Gesellschaft – wie geht das?

Faktoren SchulpsycologieAngst, Entsolidarisierung und individueller Klassenkampf erleben einen Aufschwung. Eine Schulpsychologie und eine Schule, die ernsthaft Inklusion wollen, können das nicht ignorieren. Inklusion hieße dann auch so etwas, wie Re-Solidarisierung, Sensibilität für soziale Sicherheit, vor allem für die junge und mittlere Generation. So gesehen muss eine Schulpsychologie, die für Inklusion steht, ihre eigene Kontexte (er-) kennen – und darüber sprechen.